Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)
gesetzt.«
Franziska unterbrach ihn. »Hoffnung? Wieso das? Und sag mal, dein Georg, ist der nicht inzwischen Chefredakteur?«
»Ja, der hat’s geschafft. Chefredakteur vom Landauer Anzeiger. Da hat man schon ein bisschen Macht, kann mit seiner Berichterstattung sogar die Lokalpolitik ein bisserl steuern. Aber trotzdem kann er die Halber nicht einfach so rausschmeißen, auch wenn sie nervt und sich aufspielt, als sei sie die Herausgeberin persönlich. Als die in Elternzeit gegangen ist, hat der ganze Stab aufgeatmet und eine Redaktionssekretärin eingestellt, mit der alle wunschlos glücklich sind. Dann kam die frohe Botschaft von Gertrauds Verlobtem, und natürlich hat ihr jeder von Herzen gewünscht, sie möge in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter aufgehen und ihren Herrn Doktor heiraten, damit die jetzige Redaktionssekretärin einen festen Job bekommt. Aber Pustekuchen. Der Traum ist ausgeträumt. Den Verlobten gibt’s ja nun nicht mehr. Das wird Georg hart treffen.«
»Aber warum? Ein Eifersuchtsdrama?«
»Das wüsste ich auch gern. Und ich denke, den Georg würde das auch brennend interessieren. Soll ich mal mit ihm Kontakt aufnehmen?« Bruno griff zum Telefon.
Die Kommissarin wehrte ab. »Später, die sollen erst mal ihre Montagsausgabe in Druck geben. Wenn der Landauer Anzeiger am Dienstag über das Verbrechen berichtet, ist es noch früh genug, zumal wir dann den ganzen Dienstag mit den Anrufen und E-Mails übereifriger Zeitungsleser belästigt werden. Ich kenn doch meine Pappenheimer. Allerdings kann ich mir im Moment beim besten Willen kein Mordmotiv zusammenreimen. Günther Hellmann war ein netter, freundlicher Bibliothekar, klug, belesen und harmlos.«
»Er muss auch naiv gewesen sein, sonst hätte er einer wie Gertraud nicht den Hof gemacht.« Bruno schüttelte den Kopf. »Ich fass es einfach nicht!«
»Du weißt doch: Auf jeden Topf passt ein Deckel. Mir tut diese Gertraud leid. Du hättest sie gestern sehen müssen.«
»Es heißt aber auch: Leere Töpfe machen den größten Lärm«, konterte Bruno. »Sie muss dir nicht leidtun. Vielleicht hat sie sogar selbst die Finger im Spiel. Ich hab sie als ziemlich raffiniertes Weibsbild kennengelernt.«
»Du magst sie nicht.« Franziska stellte sich ans Fenster und sah auf die Straße. Alles wie immer. Nur das Leben von Gertraud Halber war aus den Fugen geraten.
»Mögen oder Nichtmögen, das sagt sich so leicht.« Bruno suchte nach einem Taschentuch und putzte sich ausgiebig die Nase.
Franziska drehte sich zu ihm um. »Du kennst sie, und du magst sie nicht. Wie soll ich dich dann losschicken, damit du mit ihr sprichst, kannst du mir das verraten?«
»Ach, daher weht der Wind.« Bruno schaltete die Espressomaschine an und holte zwei Tassen. »Gib mir eine andere Aufgabe, und mach mit ihr ein Frauengespräch. Das kommt eh besser.«
Schweigend warteten sie, bis der Espresso in ihren Tassen dampfte.
»Lass uns noch mal über die Jäger sprechen«, meinte Franziska dann. »Alle elf haben ihre Waffe benutzt? Alle?«
Bruno nickte. »Ja. Was erstaunt dich daran so sehr? Auf so einer Jagd schießen selbst die, die kein Wild vor der Nase haben, zumindest schießen sie einmal in die Luft. Und weißt du, warum alle die gleichen Schrotkugeln des Herstellers Frankonia hatten, alle Kaliber zwölf?« Er grinste. »Weil der Bürgermeister die en gros gekauft und an die gesamte Jagdgesellschaft verteilt hat. Wenn’s nach der Munition geht, kommen alle elf infrage.«
»Wir wissen doch beide, dass eigentlich keiner von den elf verdächtig ist. Lass uns aber trotzdem noch mal kurz darüber reden. Also, der Erste auf meiner Liste ist der Daxhuber Eduard. Der kann es aber nicht gewesen sein, denn der hat den Schuss gehört und ist sofort aus dem Haus gerast – hat allerdings vorher seine eigene Waffe ordnungsgemäß weggeschlossen. Beide, die Rücker und auch der Schmiedinger, haben mir bestätigt, dass unser Hilfssheriff aus eigenen Gnaden sofort an Ort und Stelle war, quasi bereits in dem Moment, in dem der Schuss fiel. Aber geschossen hat der definitiv nicht.«
»Und seine Frau wird dann ja wohl auch nicht zur Waffe gegriffen haben, zumal er die Knarre weggesperrt hatte«, gab Bruno zu bedenken.
»Exakt.« Franziska nickte. »Außerdem würd ich wetten, dass die Daxhuber Ottilie nicht einmal weiß, wie man so ein Gewehr bedient. Als Nächstes hätten wir dann den Nachbarn von gegenüber, den Langrieger Sepp.«
»Was?« Bruno zog die Augenbrauen hoch. »Sag
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