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Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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gegen ihn sinken, langsam, fast zögernd, aber am Ende lag ihr Gesicht an seinem Hals. Und dort blieb sie. Er saß wie eine Salzsäule da, hatte einen Arm um sie gelegt und hielt mit dem anderen ihre Hand. Er saß unbequem, aber eine halbe Stunde lang bewegte er sich nicht. Hier und jetzt wußte er, daß der Entschluß, den er gefaßt hatte, als er vor weniger als einer Woche seine Tochter aufgelöst und zerstört auf dem Boden gefunden hatte, ein Entschluß, den er noch während seines Besuches bei der Polizei angezweifelt hatte, richtig war.
    »Bringt das denn überhaupt irgendwas?«
    Da sie so viele wichtige Fälle hatten, beanspruchte niemand den sogenannten Bereitschaftsraum für sich allein. Der war übrigens nicht besonders toll. Aber er war immerhin ein Raum und so gut wie jeder andere.
    Erik Henriksen war schweißnaß und noch röter im Gesicht als sonst, weshalb er aussah wie eine wandelnde Verkehrsampel. Im Moment saß er vor einem schrägen Arbeitstisch, auf dem jede Menge Notizzettel lagen. Das waren die im Fall Kristine Håverstad eingegangenen Tips. Er blickte zu Hanne Wilhelmsen auf.
    »Da ist wirklich allerlei dabei«, lachte er. »Hör dir das mal an: Die Zeichnung hat große Ähnlichkeit mit dem Richter Arne Høgtvedt. Gruß, Nordlands-Ulf.«
    Hanne Wilhelmsen lächelte breit. Nordlands-Ulf war ein notorischer Krimineller, der sich häufiger im Gefängnis befand als in Freiheit. Richter Høgtvedt hatte ihm vermutlich den letzten Knastaufenthalt verpaßt.
    »Das ist eigentlich gar nicht so blöd. Es hat wirklich ein bißchen Ähnlichkeit mit ihm«, sagte sie, knüllte den Zettel zusammen und zielte auf einen Papierkorb neben der Tür. Sie traf.
    »Oder das hier«, sagte Erik Henriksen. »Sicher ist mein Sohn der Täter. Er ist seit 1991 von bösen Geistern besessen. Er hat dem Herrn seine Tür verschlossen.«
    »Das ist nun wirklich nicht so dumm«, meinte Hanne Wilhelmsen. »Hast du dich da mal erkundigt?«
    »Ja. Der Mann ist Pastor in Drammen. Seine Mutter ist seit 1991 in der Psychiatrie.«
    Jetzt lachte sie laut.
    »Haben wir nur so was?«
    Sie ließ ihren Blick über die Zettel schweifen, die scheinbar chaotisch da lagen.
    »Das hier …« Henriksen schlug mit der Hand auf den Haufen oben links. »… ist der pure Unfug.«
    Es war leider der größte Haufen.
    »Das hier …« Die Faust knallte auf den Haufen daneben, der etwas kleiner war. »… sind Anwälte, Richter und Polizisten.«
    Dann ließ er seine Finger weiterwandern.
    »Hier sind ehemalige Sittlichkeitsverbrecher, hier sind normale, uns unbekannte Männer, hier sind Leute, die einwandfrei zu alt sind, und hier …« Er hob einen dünnen Stapel aus vier oder fünf Zetteln hoch. »… das sind Frauen.«
    »Frauen?« Hanne lachte. »Sind auch Hinweise auf Frauen gekommen?«
    »Ja. Wegwerfen?«
    »Von mir aus gern. Bewahre der Ordnung halber die Juristen und Polizisten und vielleicht auch den Unfugstapel auf. Aber verschwende deine Zeit nicht damit. Erst mal nicht. Konzentrier dich auf die sexuellen Abweichlinge und die normalen Unbekannten. Wenn die Anrufer einigermaßen seriös gewirkt haben, meine ich. Wie viele bleiben dann übrig?«
    Er zählte rasch durch.
    »Siebenundzwanzig.«
    »Die es sicher nicht waren«, seufzte Hanne Wilhelmsen. »Aber bestell sie mal her. So bald wie möglich. Sag Bescheid, wenn du etwas Interessantes findest. Funktioniert das Telefon?«
    Überrascht antwortete er: »Das nehme ich an.« Er hob den Hörer und hielt ihn sich versuchsweise kurz ans Ohr. »Auf jeden Fall kommt das Freizeichen. Wieso meinst du, es könnte nicht funktionieren?«
    »Wir haben doch dauernd Ärger mit den Geräten. Hier steht doch nur der Müll rum, den niemand haben will.«
    Sie zog einen Zettel aus ihren engen Jeans und wählte eine Osloer Nummer.
    »Oberingenieurin Bente Reistadvik bitte«, sagte sie, als jemand sehr schnell an den Apparat kam. Gleich darauf hatte sie die Ingenieurin an der Strippe.
    »Wilhelmsen, Polizei. Wir haben zwei Sachen bei euch. Erstens …« Wieder blickte sie ihren Zettel an. »Fall Nummer 93-03   541. Kristine Håverstad. Wir haben um DNS gebeten und Gewebefasern, Haare und anderen Kleinkram geschickt.«
    Dann schwieg sie eine Weile und starrte vor sich hin, ohne sich Notizen zu machen.
    »Aha. Und wann kann es fertig sein? So spät?«
    Sie seufzte, drehte sich um und lehnte sich rücklings an den Schreibtisch.
    »Und was ist mit unserem Samstagsmassaker? Hast du da was für mich?«
    Zehn

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