Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
ich!«
Biffy winselte nur erneut. Er versuchte es ja. Er fühlte in sich hinein, an diesen Ort tief in seinem Innern, der die Verwandlung erzwingen konnte, diesen kribbelnden Druck sich neu anordnender Knochen. Es funktionierte nicht. Er konnte weder in die eine noch in die andere Richtung, weder ganz zum Wolf noch ganz zum Menschen werden. Er war in der Anubis-Gestalt dazwischen gefangen.
»Ach, herrje. Steckst du fest?«, fragte Lyall.
Kluger Kerl. Heftig nickte Biffy mit seinem zottigen Kopf.
»Ich hab keine Zeit für so was! Wir müssen diesen Nichtsnutz Floote erwischen.« Lady Kingair war mit ihrer Geduld am Ende. Sie erklomm die Treppe, um Flootes Verfolgung aufzunehmen. »Wohin würde er gehen?«, rief sie zu den beiden Werwölfen zurück.
Mit einem Schulterzucken folgten Lyall und Biffy ihr.
»Wenn er immer noch für Sandy arbeitet«, sagte der Beta, »und wenn er die ganze Zeit dessen Absichten weiterverfolgt hat, dann müssen wir annehmen, dass diese anti-übernatürlicher Natur sind. Sandy versprach mir …« Bei diesen Worten zuckte der Beta leicht zusammen. Eine alte Lüge, die erst jetzt aufgedeckt wurde. »Unwichtig, was er versprach. Wenn es ihm die ganze Zeit über nur darum ging, die Plage auszudehnen, dann konnte vielleicht nicht einmal ich seine Meinung ändern.«
»Schätze, Sie waren wohl nich’ so verführerisch, wie Sie dachten, Beta«, spottete Lady Kingair. »Also, wohin würde er gehen?«
Biffy trat dicht hinter Lyall und legte ihm ermutigend die Hand auf die Schulter. Er wollte ihm versichern, dass er ihn durchaus verführerisch fand, konnte jedoch nur verärgert knurren.
Biffy wusste, was er an Flootes Stelle getan hätte. Wäre er ein Sterblicher gewesen, dem Werwölfe auf der Fährte waren, dann hätte es für ihn nur einen einzigen wirklich sicheren Ort gegeben – die Luft. Und Floote, loyal bis zum Äußersten, würde versuchen, Lady Maccon zu erreichen, um ihr sein Handeln zu erklären. Um dafür zu sorgen, dass sie in Sicherheit war, da das ebenfalls zu Alessandro Tarabottis Auftrag gehörte.
Biffy hätte all diese Dinge gern gesagt, aber er hatte keinen richtigen Mund, und sein Hals war ebenfalls halb der eines Wolfes, einschließlich seines Kehlkopfs. Gütiger Gott , dachte er, was ist, wenn ich auf Dauer so feststecke? Ich werde nie wieder einen spitzen Kragen tragen können! Dann wurde ihm voller Erleichterung bewusst, dass die Anubis-Gestalt auch nur ein Teil der Wolfgestalt war und dass die wiederum bei Sonnenaufgang verschwand. Also nur noch ein paar Stunden.
Lyall war zur selben Schlussfolgerung wie Biffy gelangt, was Flootes vermutliche Vorgehensweise anbelangte. »Er wird zum nächstgelegenen Luftschiff unterwegs sein.«
Lady Kingair sauste davon.
Winselnd deutete Biffy mit seinem Wolfkopf auf die Treppe, die hinauf zum Korridor im ersten Stock führte. Dort befand sich der Balkon mit der geheimen Zugbrücke zu Lord Akeldamas Haus. Wenn Floote in die Luft wollte, würde er es auf die Dandelion Fluff Upon a Spoon abgesehen haben.Schließlich hatte er Lord Akeldamas privates Luftschiff schon einmal benutzt.
Lyall teilte seine Meinung, versuchte aber nichts, um Lady Kingair aufzuhalten. Er ließ sie hinaus in die Nacht stürmen, vermutlich zum Fahrkartenschalter der größeren öffentlichen Luftschiffe am Landeplatz. Sie war nicht an London und seine Extravaganzen gewöhnt, und so war ihr nicht einmal in den Sinn gekommen, dass es in der Nähe ein privates Luftschiff geben könnte.
Der Beta stieg die Treppe empor und dann hinüber ins Heim des Vampirs, doch Biffy hielt ihn zurück.
»Willst du denn nicht wissen, ob er es geschafft hat, Lord Akeldamas Luftschiff ein zweites Mal zu stehlen?«, fragte Lyall verwundert.
Mit einer feingliedrigen weißen Hand deutete Biffy auf seinen nackten Körper und pelzigen Kopf.
Professor Lyall verstand. »Du schämst dich?«
Biffy nickte.
»Sei nicht albern. Das ist etwas, worauf du stolz sein musst. Nur sehr wenige Werwölfe können sich mit der Anubis-Gestalt brüsten, nicht einmal alle Alphas. Und es ist sehr ungewöhnlich bei einem so jungen Welpen wie dir. Im Allgemeinen dauert es ein Jahrzehnt oder länger, bis sie sich zeigt. Das ist fantastisch.«
Biffy winselte.
»Sei nicht dumm. Das ist es wirklich.«
Biffy stieß ein trauriges Bellen aus.
»Vertrau mir, mein kleiner Dandy, das ist etwas Gutes . Und jetzt komm endlich.«
Mit einem Seufzen folgte Biffy seinem Beta über die kleine Zugbrücke und ins
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