Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
er sah nicht gut aus. Sein Griff war sehr schwach, besonders mit dem verletzten Arm.
In dem Moment, da sie sich beide an die Leiter klammerten, gab Zayed dem Ballon Auftrieb, und er stieg empor.
Unter ihnen hörten sie noch mehr Schüsse krachen. Eine Kugel zischte an Alexias Ohr vorbei und fuhr mit einem dumpfen Laut in das Weidengeflecht des Korbs.
Die Köpfe von Madame Lefoux und Prudence spähten über den Rand. Beide wirkten entsetzt. Es gab nichts, das sie tun konnten, um zu helfen.
»Genevieve, bringen Sie Prudence in Deckung!«, brüllte Conall.
Die Köpfe verschwanden einen Augenblick lang, dann tauchte nur der von Madame Lefoux wieder auf.
Die Erfinderin zielte mit einem ihrer tödlichen kleinen Handgelenkpfeile nach unten. Erschrocken dachte Alexia, dass Genevieve auf sie oder Conall zielte. In diesem Augenblick fragte sie sich abermals, ob sie die Loyalität der Französin vielleicht falsch einschätzte.
Genevieve schoss den Pfeil ab, er sauste an Alexias Ohr vorbei, dann folgte ein Schrei. Er hatte einen Mann getroffen, von dem Alexia nicht einmal bemerkt hatte, dass er da gewesen war. Ein Mann in weißen Gewändern, der sich an die unterste Sprosse der Strickleiter geklammert hatte. Nun ließ er los und fiel schreiend in die Tiefe.
Der Ballon stieg weiter, und Alexia spürte, wie dieses grauenhafte Gefühl des Abgestoßenwerdens schwächer wurde, während der schwarze Tunnel aus ihrem Sehfeld wich.
Doch nun waren sie der Gnade des Himmels ausgeliefert.
Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ständig Kugeln um sie herumschwirrten, erreichte Alexia den Rand des Korbs und purzelte hinein. Sofort spuckte sie ihren Sonnenschirm aus und wirbelte herum, um nach ihrem Mann zu sehen.
Conall war immer noch ein ganzes Stück unter der Gondel, verlangsamt durch seine Verletzungen. Unter ihm konnte sie den Gastropoden sehen, der ihnen über den Sand hinweg folgte, immer noch nahe genug, um ihnen gefährlich zu werden. Alexia holte den Sonnenschirm, um notfalls den Fanghaken einzusetzen.
Noch immer wurde geschossen, doch der Ballon war bereits außer Reichweite.
Dann zog einer der Feinde eine andere Art Waffe hervor, eine riesige Flinte, die aussah, als wäre sie für die Großwildjagd gedacht. Er schoss. Ob er nun auf den Ballon gezielt hatte, um ihn vom Himmel zu holen, oder nicht – er traf Lord Conall Maccon.
Alexia war sich nicht sicher, wo genau er getroffen wurde, aber sie sah, wie ihr Mann, ohnehin bereits aschfahl im Gesicht, zu ihr hochblickte. Ein entsetzlicher Ausdruck tiefster Überraschung legte sich über seine schönen Züge, dann ließ er los und fiel.
Verzweifelt schoss Alexia mit dem Fanghaken des Schirms auf ihren Mann, doch sie verfehlte ihn. Conall schien meilenweit zu fallen, stumm, ohne zu schreien, ohne einen Laut von sich zu geben – und landete als zerschmetterter Haufen in der Wüste tief unter ihnen.
Biffy war besorgt. Er war viele Jahre unter Lord Akeldama und wenige Jahre unter Professor Lyall ausgebildet worden und hatte gelernt, praktisch zu denken, zu beobachten und zu observieren, niemals nur anzunehmen und Vermutungen anzustellen. Dennoch war er besorgt, denn irgendetwas stimmte nicht. Er hatte seit drei Sonnenuntergängen keine Nachricht mehr von Lady Maccon erhalten. Jeden Abend hatte er getreulich die Treppe zum Dachboden und der Äthografenkammer erklommen und gewartet, zuerst nur eine Viertelstunde, doch als die Tage verstrichen, wartete er länger und länger.
Er erwähnte seine Besorgnis Professor Lyall gegenüber, und der Beta murmelte etwas Mitfühlendes, aber was konnten sie schon tun? Ihre Befehle lauteten, in London zu bleiben und die Stellung zu halten. Das gestaltete sich schwierig genug mit Lady Kingair, die überzeugt davon war, dass sie irgendjemanden hinter Floote herschicken sollten, und mit Channing, der überzeugt davon war, dass sie ihn bezüglich Biffy und dessen neuem Status anlogen.
»Beweisen Sie es!«, verlangte Major Channing, nachdem Lyall dem Rudel die Neuigkeit verkündet hatte. »Los, zeigen Sie mir die Anubis-Gestalt!«
»So funktioniert das nicht. Ich kann es noch nicht kontrollieren«, entgegnete Biffy ruhig.
Der Gamma war nicht überzeugt. »Sie können unmöglich ein Alpha sein. Sie sind ein verdammter Dandy!«
»Na, na, Channing. Ich habe es gesehen. Und Lady Kingair ebenso.« Auch Professor Lyalls Stimme blieb sanft und ruhig.
»Ich weiß nich’, was ich gesehen hab«, sagte diese Lady alles andere als
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