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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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ihres Gatten zu stören. Der arme Conall wirkte, als wäre er von einem Zug überfahren worden.
    In der zum Kinderzimmer erkorenen Kabine war es ruhig, aber ein gewisses Brabbeln und das Winken kleiner Ärmchen wiesen darauf hin, dass Prudence wach war, obwohl sie nicht dazu aufgelegt schien, zu weinen und ihre Kameraden aufzuwecken. Lord Akeldama hatte schon bei mehr als einer Gelegenheit angemerkt, dass Prudence trotz ihrer besonderen Fähigkeiten ein äußerst gutmütiges Kind war, und er hatte Alexia geschmeichelt, indem er hinzugefügt hatte, dass ihn das sehr an sie erinnerte.
    Alexia ging zu dem Schwingbettchen und sah hinein.
    »Mama!«, sagte Prudence erfreut.
    »Psst«, ermahnte ihre Mutter. »Du weckst noch die anderen.«
    Das Kindermädchen trat hinter Alexia. »Lady Maccon, ist alles in Ordnung?«
    »Ja, vielen Dank, Mrs Dawaud-Plonk. Ich denke, ich werde Prudence mit hinunternehmen, wenn es Ihnen nichts ausmacht, sich um alles Notwendige zu kümmern.«
    »Natürlich, Madam.« Das Kindermädchen entführte Prudence hinter einen orientalischen Paravent in einer Ecke der Kabine. Wenige Augenblicke später tauchte das Kind wieder dahinter hervor, bekleidet mit einer frischen Windel und einem hübschen Kleid aus himmelblauem Musselin mit einem Pelzcape gegen die Kälte und einem Hütchen im französischen Stil. Sie sah ziemlich adrett und ein wenig verwirrt darüber aus, mit welcher Geschwindigkeit sie angezogen worden war. Ebenso wie Alexia. Solche Effizienz in Bezug auf ihre Tochter war ein Wunder allererster Güte.
    »Jetzt verstehe ich, warum Ivy Ihre Dienste so hoch schätzt, Mrs Dawaud-Plonk.«
    »Vielen Dank, Lady Maccon.«
    »Sie sind nicht zufälligerweise mit meinem Butler Mr Floote verwandt, oder?«
    »Ich denke nicht, Madam.«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass es noch mehr von der Sorte geben könnte.«
    »Madam?«
    »Ach, nichts. Da Sie sich ja wahrscheinlich in den nächsten paar Wochen ebenso um mein Kind wie um die Zwillinge kümmern werden, sollte ich Sie warnen, dass Prudence ein paar äußerst ungewöhnliche Eigenarten hat.«
    »Madam?«
    »Sie ist ein wenig … besonders .«
    »Jedes Kind ist auf seine ganz eigene Weise besonders, Madam.«
    »Äh, ja, nun … Prudence kann wirklich ziemlich besonders sein. Bitte versuchen Sie, sie davon abzuhalten, ihren Vater nach Sonnenuntergang zu berühren, ja? Sie wird übermäßig reizbar.«
    Das Kindermädchen zuckte nicht einmal mit der Wimper bei einer solch merkwürdigen Bitte. »Sehr wohl, Madam.«
    Alexia nahm Prudence auf die Arme, und zusammen machten sie sich auf, das Schiff zu erkunden.
    An Deck stellte sich heraus, dass der Tag immer noch trübe war. Der Wind pfiff grimmig und kalt, und es gab nichts zu sehen als weiße Wellenkämme auf einem dunklen Ozean. Alexia wünschte sich nur, sich vergewissern zu können, dass sie immer noch in die richtige Richtung fuhren.
    »Brr«, war Prudence’ beredter Kommentar.
    »In der Tat, höchst unfreundliches Wetter.«
    »Pttttt.«
    »Ganz recht, begeben wir uns woandershin.«
    Sie wechselte Prudence auf den anderen Arm und machte sich auf den Weg zum vorderen Teil des Dampfers, vor dem ersten Schornstein, wo sich der Speisesaal und die Bibliothek befanden.
    Da sie sich nicht sicher war, ob die übrigen Mitglieder ihrer Reisegesellschaft bereits wach waren, suchte Lady Maccon zuerst die Bibliothek auf der Suche nach leichter Lektüre auf, damit sie zumindest eine gewisse intellektuelle Unterhaltung hatte, falls sie allein speisen musste. Prudence entsprach noch nicht ganz den Ansprüchen ihrer Mutter an eine gepflegte Konversation. Die Bibliothek war von fragwürdiger Auswahl und Pflege, aber Alexia fand ein wissenschaftliches Handbuch über die menschliche Anatomie, von dem sie dachte, dass es sich als fesselnd erweisen könnte, wenn es auch nicht ganz als Lektüre bei Tisch angemessen war. Der Umschlag war unverfänglich genug, und es gab darin ein paar ziemlich anschauliche Skizzen, die Prudence faszinierten. Alexia war genug ihres Vaters Tochter, um manche Regeln der Schicklichkeit auch einmal nicht ganz so streng zu nehmen, wenn es um wissenschaftliche Forschung ging. Wenn sich Prudence für Anatomie interessierte, wollte Alexia dem keinesfalls entgegenwirken.
    Obwohl es schon kurz vor der Teestunde war, war der Speisesaal leer bis auf einen einzelnen Gentleman. Lady Maccon wollte sich gerade auf der anderen Seite des Raumes niederlassen, da sie es für eine Regel des allgemeinen Anstands

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