Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
bin eigentlich nicht … imstande.« Seine schwache Geste umfasste seinen immer noch verwundeten Zustand, seine Erschöpfung und sein unordentliches Äußeres.
Biffy stieß ein glucksendes kleines Lachen aus. Er hatte den kultivierten, weltgewandten Professor noch nie verwirrt gesehen. Hätte er das gewusst, hätte er in der Vergangenheit mehr mit ihm geflirtet. »Nur Gesellschaft, Sir. Ich würde mir niemals anmaßen, was Sie offenbar denken, selbst wenn wir uns beide bester Gesundheit erfreuen würden.« Außerdem muss mein Haar grauenhaft aussehen. Kaum vorstellbar, in einem solchen Zustand anziehend auf jemanden zu wirken, noch dazu auf jemanden von Lyalls Rang.
Um den Mundwinkel seines Betas zuckte es kurz. »Mitleid, Welpe? Nachdem Sie gehört haben, was Lord Woolsey mir angetan hat? Das ist schon lange her.«
Biffy hatte keine Zweifel daran, dass Professor Lyall auf seine Weise ebenso viel Stolz hatte wie jeder andere Mann mit gutem Benehmen und kultiviertem Geschmack. Er legte den Kopf schief und zeigte unterwürfig seinen Hals.
»Nein, Sir. Kein Mitleid. Respekt, nehme ich an. Davor, so etwas zu überleben und immer noch geistig gesund zu sein.«
»Betas sind dafür geschaffen, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Wir sind die Butler der übernatürlichen Welt.« Eine Analogie, die zweifellos von der Ankunft Flootes inspiriert war, der gerade den Korridor entlang auf sie zugeschwebt kam. Er wirkte so besorgt, wie es einem Mann nur möglich war, der – soweit Biffy es beurteilen konnte – niemals irgendwelche Emotionen zur Schau trug.
»Geht es Ihnen gut, Gentlemen?«
»Ja, danke, Floote.«
»Es gibt nichts, das ich Ihnen bringen könnte?«
»Nein, danke, Floote.«
»Ermittlungen?« Der Butler zog angesichts ihres Zustandes eine Augenbraue hoch.
»Nein, Floote«, erklärte Professor Lyall. »Eine Angelegenheit, die das Rudelprotokoll betraf.«
»Aha.«
»Das wäre alles, Floote.«
»Sehr wohl, Sir.« Floote glitt davon.
In der Überzeugung, dass seine Avancen abgewiesen worden waren, wandte sich Biffy ab, um sich auf den Weg zu seinem eigenen Schlafgemach zu begeben. Eine Hand auf seinem Arm hielt ihn auf.
Lyall hatte wunderschöne Hände, feingliedrig und stark, die Hände eines Künstlers, der ein Handwerk ausübte, eines Tischlers vielleicht oder eines Bäckers. Das rotblonde Haupt neigte sich leicht zu einer stummen Einladung. Professor Lyall öffnete die Tür zu seinem Schlafzimmer. Biffy zögerte nur einen Augenblick, bevor er ihm hineinfolgte.
Als die Sonne an jenem Abend unterging, waren sie beide von ihrer Tortur wieder vollständig erholt, nachdem sie den ganzen Tag ohne Zwischenfall verschlafen hatten. Vollständig wieder erholt und nackt – so lagen sie in Lyalls schmalem Bett aneinandergekuschelt.
Biffy hatte durch vorsichtige Küsse und sanfte Liebkosungen in Erfahrung gebracht, dass sich Lyall keineswegs von seinem unordentlichen Haar gestört fühlte. Tatsächlich waren die Hände des Betas beinahe ehrfürchtig durch seine Locken gestrichen. Biffy hoffte, ihm mit seiner eigenen Berührung vermitteln zu können, dass Lyalls vergangenes Leiden und Handeln für ihn keine Bedeutung hatte, und er war entschlossen, dass nichts, was sie miteinander taten, mit Scham zu tun haben sollte. Am ehesten, vermutete Biffy, hatte es mit Kameradschaft zu tun. Vielleicht könnte da auch ein winziges aufkeimendes Körnchen Liebe sein. Zwar erst in den Anfängen, aber es war eine zärtliche, gleichberechtigte Art von Liebe, wie Biffy sie noch nie zuvor erfahren hatte.
Professor Lyall unterschied sich so sehr von Lord Akeldama, wie es nur möglich war. Aber genau dieser Unterschied hatte etwas an sich, das Biffy wohltuend fand. Durch den Gegensatz ihrer Charaktere fühlte es sich weniger wie Verrat an. Zwei Jahre lang hatte Biffy an seiner Hoffnung und seiner Verliebtheit in den Vampir festgehalten. Es war Zeit loszulassen. Allerdings hatte er nicht das Gefühl, dass Lyall Lord Akeldama verdrängte. Lyall war nicht der Typ, mit jemandem zu konkurrieren. Stattdessen schaffte er sich seinen eigenen Platz. Und Biffy meinte, vielleicht imstande zu sein, ihm diesen Platz einzuräumen. Schließlich war Lyall im Grunde nicht besonders groß für einen Werwolf.
Natürlich machte er sich Sorgen wegen Felicitys Geschichte über Alessandro Tarabotti, darüber, ob Lyall imstande sein würde, seine Liebe zu erwidern. Aber dafür war es noch zu früh, und Biffy gönnte es sich einfach, das schlichte Glück
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