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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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offizielle Verlautbarung raus ist.«
    »Klar doch. Ertränkt bedeutet doch aber…«
    »Vergiss es Jo, bitte. Ich komme sonst in Teufels Küche.«
    »Na gut. Weil du es bist.« Er grinste dabei und rückte dann den Schultergurt seiner Kameraausrüstung zurecht. »Glaubst du, die werden dir in der Rechtsmedizin Auskunft geben?«
    »Wenn ich Doktor Seiler persönlich drankriege, dürfte es kein Problem sein. Er kennt mich von früheren Fällen.«
    »Na, dann viel Glück!« Jo lächelte stärker, drehte sich um und marschierte davon. Seine Kamera schwang bei jedem Schritt fröhlich von vorn nach hinten.
    Lara sah ihm noch einen Moment nach, dann suchte sie nach ihrem Handy und ging in die andere Richtung.

     
    Auf Laras Computer erschien der letzte Artikel, an dem sie geschrieben hatte, ein Bericht über das Feuerwehrfest für die morgige Ausgabe. Sie ging ihn noch einmal Zeile für Zeile durch, während sie über das Gespräch mit dem rechtsmedizinischen Institut nachdachte. Mit der Frau, die am Telefon gewesen war, hatte sie noch nie zu tun gehabt. Nach eindringlicher Nachfrage war diese schließlich damit herausgerückt, dass der endgültige Bericht nicht vor morgen vorliegen werde. Die Journalistin könne sich ja dann beim Pressesprecher der Polizei danach erkundigen.
    Lara spürte noch immer Reste von Groll in ihrem Innern. Dieser Montag schien nicht ihr Tag zu sein.
    Sie speicherte den Feuerwehrartikel und fragte sich gleichzeitig, wieso die Rechtsmediziner dieses Mal eigentlich so lange für ihren Abschlussbericht brauchten. Eine ganz »normale« Autopsie dauerte im Höchstfall einen Tag. Und die Plattenbauleiche war letzten Dienstag gefunden worden  – vor fast einer Woche. Eigentlich konnte es nur zwei Gründe geben  – entweder die Rechtsmediziner waren dermaßen überlastet, dass die Toten sich türmten, oder man wartete erst noch das Ergebnis weiterer Untersuchungen wie Drogenscreening und Laboranalysen ab. Ersteres erschien unwahrscheinlich. Schließlich hatte Kriminalobermeister Ralf Schädlich sich schon letzten Mittwoch wegen des Ertränkens verplappert. Diese Information konnte er nur aus der Gerichtsmedizin gehabt haben. Was wiederum hieß, dass die die Leiche am Mittwoch schon unter dem Messer gehabt hatten.
    Lara fand ihre Beweiskette schlüssig. Sie sah zu Toms leerem Stuhl hinüber. Entweder dehnte der Kollege seine »Mittagspause« mit Isabell über Gebühr aus oder er war schon wieder zu einem Termin außer Haus, was auch immer das heißen mochte. Da Hampenmann ihnen heute Vormittag verkündet hatte, dass er ab vierzehn Uhr unterwegs sein würde, gab es keine Kontrollinstanz.

    Der Bildschirm erwachte zum Leben. Neue Kurzmeldungen liefen über den Newsticker. Lara überflog die Zeilen flüchtig. Es war nichts Relevantes für die Tagespresse dabei.
    Aus der Kaffeeküche drang Isis schrilles Kichern. Lara registrierte, dass sich damit die Frage, ob Toms Mittagspause mit der Praktikantin schon beendet war, erledigt hatte.
    Ihre Gedanken kreisten noch immer um den Autopsiebericht, während sie lustlos ihre Notizen für die geplante Hintergrund-Serie zum Thema »Gewalt gegenüber Wehrlosen  – Verbrechen an Kindern« aufrief.
    Wenn der vollständige Bericht der Rechtsmedizin morgen kommen sollte, dann hieß das noch lange nicht, dass dieser auch an die Öffentlichkeit gelangen würde. Oft hielten die Ermittler Erkenntnisse zurück, um ihre Jagd nach den Tätern nicht zu gefährden.
    Sie konnte morgen den Pressesprecher anrufen und nachfragen, aber damit war noch nicht gesagt, dass er ihr auch etwas mitteilen würde. Dazu kam, dass Tom mit Sicherheit das Gleiche vorhatte. Hampenmann hatte ihn mit seinem »Weiter so« ja förmlich angestachelt, an der Sache dranzubleiben.
    Lara zog ihr Handy heran und suchte im Menü nach der Telefonnummer von Kriminalobermeister Schädlich. Vielleicht hatte er Lust auf einen Kaffee mit ihr, morgen oder übermorgen. War es letzte Woche im Lindencafé nicht nett gewesen?
    Das schlechte Gewissen regte sich nur kurz. Die insistierende Stimme in ihrem Kopf verstummte fast augenblicklich, als die Tür aufschwang, Tom hereinspazierte und sich umsah. Seine Augen glühten förmlich. Nein, wenn sie es recht bedachte, fühlte sie sich nicht schlecht bei der Sache. Ungewöhnliche Ereignisse erforderten ungewöhnliche Maßnahmen.

14
    Ich schließe wie im letzten Brief: In Gedanken bin ich bei Dir, meine Kleine. Tag und Nacht.
    In Liebe
    Matthias Hase betrachtete noch

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