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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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schon zur Urteilsverkündung, dann ist zumindest der Prozess vorbei.« Sie trank ihren Kaffee aus und sah zur Uhr. »Es wird Zeit.«
    »Ich bringe das Geschirr weg.« Noch ehe die beiden Frauen etwas entgegnen konnten, hatte Frank schon begonnen, alles auf ein Tablett zu stapeln.
    Gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg zum Gerichtssaal. Lara hatte keine Ahnung, dass Frau Sandmann in den nächsten Wochen noch eine große Rolle in ihrem Leben spielen würde.
     
    »Hallo!« Ralf Schädlich war schon da und hatte Lara, die suchend am Eingang stand, entdeckt. Jetzt winkte er und versteckte dann den Arm schnell unter dem Tisch, als schäme er sich, seine Freude so öffentlich zu zeigen. Lara spürte erneut das nagende Schuldgefühl in ihrem Bauch, während ihr Mund sich wie von selbst zu einem netten Begrüßungslächeln verzog.
    »Es ist etwas später geworden, Entschuldigung.« Der Korbstuhl knarrte beim Setzen. »Ich war bei Gericht, und es hat mal wieder länger gedauert.«

    »Das macht nichts.«
    »Ein Prozess gegen einen Arzt. Eigentlich sollte um sechzehn Uhr Schluss sein. Aber ehe die Gutachten verlesen und ausgewertet waren … Dann haben Verteidiger und Vorsitzender Richter ewig herumdiskutiert. Immer das Gleiche. Wenigstens sind sie jetzt durch. Nächsten Montag wird das Urteil verkündet. Na, Sie kennen das ja, nicht?« Lara holte tief Luft. Sie redete zu viel und zu schnell.
    »Ist nicht schlimm. Ich habe inzwischen einen Saft getrunken und die Zeitung studiert.« Ralf Schädlich zeigte auf die gefaltete Tagespresse neben seinem Glas. »Der Artikel über das Feuerwehrfest ist sehr anschaulich.« Er lächelte.
    Lara musste auch lächeln. Schädlich wusste natürlich, dass der Text von ihr war, schließlich standen ihre Initialen darunter. Ein etwas plumpes Kompliment, aber gerade das Ungeschickte daran machte es sympathisch. Ein Kellner erschien, und sie bestellte sich eine Weinschorle. Der Kriminalobermeister nahm noch einen Orangensaft. Der Kellner verschwand, und Schweigen breitete sich wie eine unbehagliche graue Wolke über dem Tisch aus.
    »Etwas essen?« Ralf Schädlich schob die Karte über den Tisch. Vor Verlegenheit war er in den Telegrammstil verfallen.
    »Vielleicht.« Lara nahm das Heft und blätterte darin. Sie hatte Hunger. Der Salat im Gericht war schon wieder fünf Stunden her.
    »Werden Sie über den Prozess gegen diesen Arzt schreiben?«
    »Am Montag sicher. Dann ist die Urteilsverkündung. Bisher war wegen der minderjährigen Opfer der Deckel auf der Sache, und wir durften keine Details schreiben.« Die Getränke kamen.
    »Was wird dem Angeklagten denn vorgeworfen?«
    Lara dachte kurz nach, ehe sie antwortete. Sie hatten zwar einen Maulkorb verpasst bekommen, aber erstens war Schädlich Polizist und zweitens bestand die Hoffnung, dass er ihr Vertrauen erwiderte und im Gegenzug mit Neuigkeiten über die
Plattenbauleiche herausrückte. In Kurzform begann sie, die Ereignisse um Doktor Schwärzlich zu schildern, nur unterbrochen vom Kellner, der ihre Speisenbestellung aufnahm.
    Ralf Schädlich war ein guter Zuhörer. Er nickte ab und zu und warf Bemerkungen wie »Das ist ja schrecklich« oder »Unglaublich« ein, die einzig dazu dienten, ihren Erzählfluss zu unterstützen.
    Als das Essen gebracht wurde, war Lara fast fertig. Zum Schluss betonte sie noch einmal, dass dies alles streng vertraulich sei. Der Kriminalobermeister riss die Augen etwas weiter auf und nickte heftig. Sein bulliges Gesicht glänzte. Lara faltete die Serviette auseinander und beschloss, während des Essens über unverfängliche Themen zu reden. Danach würde sie versuchen, Antworten auf ihre Fragen nach der Plattenbauleiche aus Schädlich herauszukitzeln.
     
    »Das war sehr gut.« Der Kellner näherte sich, um abzuräumen, und Lara bestellte noch eine Weinschorle. Dann schielte sie unauffällig auf ihre Uhr. Das Unbehagen, Schädlichs Vertrauen auszunutzen, wuchs mit jeder Minute. Sie gab sich einen Ruck. »Wie weit sind Sie denn in dem Fall mit der Leiche in dem Abbruchhaus vorangekommen?«
    »Meinen Sie den Toten in Grünau von letzter Woche?« Ralf Schädlich klang verwirrt.
    »Genau den. Mein Kollege Tom Fränkel«, sie deutete auf die gefaltete Zeitung, die noch immer neben ihnen auf dem Tisch lag, »hat darüber zwei Artikel geschrieben.« Sollte der Kripobeamte ruhig wissen, dass sie eigentlich gar kein persönliches Interesse an der Story hatte.
    Lara setzte ihr

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