Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
Nacht!
Nach einer Weile wurde es still und ich überließ mich wieder den Armen des Schlafes.
Den ganzen Abend über hatte Hakim Mühe gehabt, seinen Zorn zu verbergen. Und auch jetzt, als er unruhig durch die Feste lief, tobte der Ärger in seiner Brust.
Seit drei Wochen beobachtete er Sayd nun, doch er konnte keinen Beweis für dessen Untreue finden. Weder sagte noch tat er in seiner Gegenwart etwas, das den Verdacht der Untreue rechtfertigte.
Am vergangenen Abend hatten Sayd und Malkuth sich sogar wie alte Freunde unterhalten! Und das, obwohl Hakim doch sicher war, dass sich Sayd von seinem Herrn abwandte. Dass Rebellion in seinen Augen leuchtete!
Was, wenn Sayd dem Beispiel Saladins folgte? Wenn er Malkuth stürzte und sich selbst zum Emir erhob? Der Erste, den er danach beseitigen würde, war er selbst, dessen war sich Hakim sicher. Wenn er eine neue Lamie hat, kann er neue Krieger schaffen. Ich werde dann ebenso wie Malkuth nicht mehr gebraucht.
Das Mädchen schien sich jedenfalls prächtig zu machen. Der Gedanke an sie und die Erinnerung an ihren Anblick entfachte Hakims Begierde. Was, wenn sie mir gehören würde? Genauso, wie Khadija Malik gehört hatte? Doch diesen Gedanken verwarf er vorerst, denn er wusste, dass Gabriel ihn nicht an sie heranlassen würde …
Der Klang aufgeregter Stimmen riss Hakim aus seinen Grübeleien fort. Erst jetzt merkte er, dass er bei seinem ziellosen Umherlaufen in die Nähe von Sayds Quartier gelangt war. Doch es war nicht seine Stimme, die er vernahm. Es war Malik, der wutentbrannt auf jemanden einredete.
»Warum musste sie sterben! Du hättest Gnade walten lassen können! Dieses Kind ist kein Ersatz, dabei bleibe ich!«
Rasch presste sich Hakim gegen die Wand und lauschte. Er war sich dessen bewusst, dass seine Brüder ihn spüren konnten, aber offenbar war bei diesem Gespräch so viel Zorn im Spiel, dass sie sich nicht auf ihn konzentrieren würden.
Maliks Gesprächspartner war, wie es Hakim nicht anders erwartet hatte, Sayd. »Dieses Kind, wie du sie nennst, wird unsere Zukunft sein! Sechs Monde sind vergangen, seit Khadija gefallen ist. Du solltest sie endlich vergessen und wieder zu dir kommen! Letztlich hast du ihren Tod mitverschuldet!«
Ein Zischen ertönte, gefolgt von einem wütenden Schrei.Hakims Nackenhaare stellten sich auf, denn er hatte das Geräusch erkannt. Eine Klinge! , frohlockte er innerlich.
Als er um die Ecke spähte, sah er, dass Malik sich auf Sayd gestürzt hatte. In seiner Hand blitzte ein Dolch, doch dieser fiel nach kurzem Ringen der beiden Männer klirrend zu Boden. Sayd drückte seinen Gegner mühelos an die Wand. Seine Augen leuchteten wie Gold im Sonnenschein. »Sei froh, dass du mein Freund bist und ich weiß, dass Schmerz die Sinne verwirrt«, zischte er Malik gefährlich leise zu. »Sonst hätte ich jetzt das Recht gehabt, dich zu töten.«
Malik stöhnte auf und stemmte sich erneut gegen Sayd, doch dessen Kraft war zu groß. »Noch einmal werde ich dir einen Angriff wie diesen nicht durchgehen lassen!«
Damit ließ er ihn wieder los, doch an seiner Haltung erkannte Hakim, dass er sich bereithielt, auf einen weiteren Angriff zu reagieren. Malik blickte ihn hasserfüllt an. Auch seine Augen glühten. Dann löste er sich aber von der Wand und hob sein Messer auf, um sich anschließend zurückzuziehen.
Hakim verharrte mit angehaltenem Atem hinter der Ecke und versuchte mit dem Schatten eins zu werden, als Malik an ihm vorübereilte. Dann blickte er Sayd nach. Dieser strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und strebte dann langsam und würdevoll seinem Gemach zu. Vielleicht ist das ein Zeichen , dachte Hakim, während er seine Möglichkeiten durchging. Es könnte doch sein, dass ich einen Verbündeten habe. Maliks Hass auf Sayd war seit Khadijas Tod offenbar nicht abgeflaut, sondern noch beständig gewachsen. Er gehorchte ihm zwar, aber die beiden gingen sich aus dem Weg. Was, wenn ich Malik für mich gewinnen könnte … Doch diesen Gedanken verwarf er schnell wieder. Ein Assassine war am besten, wenn er allein kämpfte. Zumindest, solange er sein Opfer noch beobachtete, bevor er zuschlug.
24
I n den folgenden Tagen übte ich mit Gabriel in der Halle mit den Kämpfern aus Holz. Neben dem Kampf Mann gegen Mann ließ er mich auch gegen die Figuren antreten, deren Arme mit verschiedenen Waffen bestückt werden konnten.
Tatsächlich erschienen mir die sich drehenden Figuren zunächst unberechenbar, doch schnell fand
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