Septimus Heap 01 - Magyk
runtergefallen und habe den Ring fast verloren.«
Am Fuß der Treppe blieb Jenna stehen. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken.
»Hier bin ich schon mal gewesen«, flüsterte sie.
»Wann?«, fragte Junge 412, leicht säuerlich. Der Gang war seine Entdeckung!
»Im Traum«, murmelte Jenna. »Ich kenne diesen Ort. Ich habe im Sommer von ihm geträumt, als ich noch zu Hause war. Aber im Traum war er größer ...«
»Los, weiter«, sagte Junge 412 bestimmt.
»Ich frage mich, ob er tatsächlich größer ist und ob es ein Echo gibt.« Sie hatte beim Sprechen die Stimme gehoben.
Ob es ein Echo gibt, ob es ein Echo gibt, ob es ein Echo gibt, ob es ein Echo gibt, hallte es aus allen Richtungen wider.
»Pst«, machte Junge 412. »Er könnte uns hören. Durch den Boden. Die lernen, wie Hunde zu hören.«
»Wer?«
»Die Jäger.«
Jenna verstummte. Sie hatte den Jäger ganz vergessen, und sie wollte auch nicht an ihn erinnert werden.
»Hier gibt es überall Wandmalereien«, flüsterte sie Junge 412 zu. »Und ich weiß, dass ich von ihnen geträumt habe. Sie sehen ziemlich alt aus. Es ist, als ob sie eine Geschichte erzählen.«
Junge 412 hatte den Bildern bisher kaum Beachtung geschenkt, aber jetzt hielt er den Ring an die Wände, die in diesem Teil des Gangs aus glattem Marmor bestanden. Er erkannte einfache, fast primitive Formen in kräftigen Blau-, Rot- und Gelbtönen, die anscheinend Drachen, ein halb fertiges Boot, einen Leuchtturm und ein Schiffswrack darstellten.
Jenna deutete auf weitere Bilder ein Stück weiter. »Und die sehen aus wie Pläne für einen Turm oder so was.«
»Das ist der Zaubererturm«, sagte Junge 412. »Sieh dir die Pyramide an der Spitze an.«
»Ich wusste gar nicht, dass der Zaubererturm so alt ist«, sagte Jenna. Sie strich mit dem Finger über die Farbe und stellte sich dabei vor, dass sie vielleicht der erste Mensch seit Jahrtausenden war, der diese Malereien sah.
»Der Zaubererturm ist sehr alt«, sagte Junge 412. »Niemand weiß, wann er erbaut wurde.«
»Woher weißt du das?«, fragte Jenna, verdutzt über die Bestimmtheit, mit der er das sagte.
Junge 412 holte tief Luft und sagte mit eintöniger Stimme: » Der Zaubererturm ist ein altes Bauwerk. Wertvolle Mittel wurden vom Außergewöhnlichen Zauberer dafür verschwendet, dem Turm ein prunkvolles Gepräge zu geben, Mittel, die dafür hätten verwendet werden können, die Kranken zu heilen und die Burg für alle Bewohner sicherer machen. Siehst du, ich weiß noch alles. Solche Sachen mussten wir jede Woche im Fach ›Lerne deinen Feind kennen‹ auswendig hersagen.«
»Igitt«, sagte Jenna mitfühlend. »He, ich wette, Tante Zelda würde das hier brennend interessieren«, flüsterte sie und folgte Junge 412 weiter durch den Gang.
»Sie kennt es längst«, sagte Junge 412 in Erinnerung daran, dass Tante Zelda aus dem Tränkeschrank verschwunden war. »Und ich glaube, sie weiß auch, dass ich es kenne.«
»Wieso? Hat sie was gesagt?«, fragte Jenna und wunderte sich darüber, dass sie von all dem nichts mitbekommen hatte.
»Nein«, antwortete Junge 412. »Aber sie hat mich so komisch angesehen.«
»Sie sieht jeden komisch an«, erwiderte Jenna. »Aber deswegen glaubt sie doch nicht gleich, dass er in einem Geheimgang war.«
Sie gingen ein Stück weiter. Die Malereien hatten aufgehört, und vor ihnen tauchte eine steile Treppe auf. Jenna sah einen Stein vor der untersten Stufe liegen. Sie hob ihn auf und zeigte ihn Junge 412.
»He, sieh dir mal den an. Ist er nicht schön?«
Sie hielt einen großen, eiförmigen grünen Stein in der Hand. Seine Oberfläche war spiegelglatt, als hätte ihn jemand poliert, und im Licht des Rings glänzte er matt. Das Grün schillerte wie der Flügel einer Libelle, und er lag schwer, aber perfekt ausbalanciert in ihren hohlen Händen.
»Wie glatt er ist«, sagte Junge 412 und streichelte ihn sanft.
»Hier, du kannst ihn haben«, sagte Jenna spontan. »Er kann dein Steintier werden. So wie Petroc Trelawney, nur viel größer. Wir können Dad fragen, ob wir einen Zauber für ihn bekommen, wenn wir wieder in der Burg sind.«
Junge 412 nahm den Stein. Er wusste nicht recht, was er sagen sollte. Er hatte noch nie etwas geschenkt bekommen. Er steckte den Stein in seine Geheimtasche innen in der Schaffell)acke. Dann fiel ihm ein, was Tante Zelda immer zu ihm sagte, wenn er ihr Kräuter aus dem Garten brachte.
»Danke«, sagte er.
Seine Art zu sprechen erinnerte Jenna irgendwie an
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