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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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prangte ein großes goldenes Rosettenabzeichen, das ihn an die Turnierschleifen erinnerte, die am Stall von Jennas Pferd, Domino, hingen. Septimus musste grinsen, als er sich vorstellte, wie die Beamten im Kreis herumgingen und von einem Preisgericht danach beurteilt wurden, wer von ihnen »die weichste Nase« hatte und wen »die Preisrichter am liebsten mit nach Hause nehmen würden«.
    Septimus beobachtete erst mal alles und sammelte seine Kräfte, bevor er sich ein letztes Mal ins Gewühl stürzte. Er hatte keine Ahnung, was für eine Art Schiff die Cerys war, aber je länger er darüber nachdachte, desto bekannter kam ihm der Name vor. Er holte tief Luft, schulterte die Satteltaschen – die sich so anfühlten, als hätte jemand gerade noch eine Handvoll Steine hineingetan – und tauchte in die Menge ein. Im nächsten Augenblick wurde er von zwei uniformierten Hafenarbeitern unsanft beiseitegeschoben, die einer großen, in goldene Stoffe gehüllten Dame eine Gasse bahnten. Sie blickte hochmütig geradeaus und hatte nur Augen für den schönen bunten Vogel, den sie vor sich her trug wie eine Laterne. Septimus hatte in den letzten Stunden viel darüber gelernt, wie man sich durch eine Menschenmenge mogelte, und nutzte die günstige Gelegenheit. Rasch, bevor die Gasse sich wieder schloss, nahm er die Verfolgung der Dame auf und heftete sich an ihre Fersen, wobei er es tunlichst vermied, auf die Schleppe ihres schimmernden Kleides zu treten.
    Ein paar Minuten später sah er zu, wie die Dame das Fallreep eines schmucken Dreimasters erklomm, der, wie er vermutete, zu den größten Schiffen im Hafen zählte. Tatsächlich machte nur das rechts daneben einen größeren und möglicherweise noch prachtvolleren Eindruck. Entkräftet blieb Septimus unter einem goldenen Fackelpfahl stehen und ließ den Blick an der langen Reihe von Schiffen entlangwandern, die hier dicht an dicht festgemacht waren, bis sie sich in der Dunkelheit verloren. Die Reihe schien kein Ende zu nehmen, und manche hatten neben sich noch zwei oder drei andere Schiffe liegen, die ins Hafenbecken hinausreichten. Mutlosigkeit überkam Septimus – wie sollte er unter so vielen Schiffen die Cerys finden? Und angenommen, die Cerys gehörte zu den Schiffen, die an der Längsseite eines anderen festgemacht waren – wie sollte er an Bord gelangen? Störte es die Besitzer nicht, wenn man einfach über ihr Schiff marschierte? Musste man vorher fragen? Was, wenn sie es verboten? Hundert beunruhigende Fragen schössen ihm durch den Kopf, und er war so sehr mit seinen Befürchtungen beschäftigt, dass er nicht hörte, wie sein Name gerufen wurde.
    »Septimus! Sep...ti... mus!« Und dann, ungeduldiger: »Sep, du taubes Huhn, hier sind wir.« Es war das »taube Huhn«, das im Lärm der Menge seine Aufmerksamkeit erregte. Es gab nur einen Menschen, der ihn so nannte.
    »Jenna! Jenna, wo bist du?« Septimus sah sich um und suchte nach der Besitzerin der Stimme.
    »Hier! Hier ... nein, hier!«
    Und dann entdeckte er sie. Sie lehnte sich über den Bug des riesigen, prachtvollen Schiffes zu seiner Rechten, winkte aus Leibeskräften und strahlte. Septimus grinste erleichtert, und aller Groll der letzten Stunden fiel von ihm ab. Das sah Jenny wieder mal ähnlich – sie war auf dem besten Schiff im ganzen Hafen gelandet. Septimus zwängte sich durch eine Traube von Neugierigen, die stehen geblieben waren, um die schöne dunkelhaarige Galionsfigur der Cerys zu bewundern, und er spürte die neidvollen Blicke, als er auf den livrierten Seemann zutrat, der am Fallreep Wache stand.
    Der Seemann neigte den Kopf. »Septimus Heap, Sir?«, erkundigte er sich.
    »Ja«, antwortete Septimus zutiefst erleichtert.
    »Willkommen an Bord, Sir«, sagte der Seemann und salutierte.
    »Danke«, erwiderte Septimus, und dann fiel ihm etwas ein, was Nicko einmal gesagt hatte, nämlich dass es Unglück bringe, wenn man das erste Mal an Bord eines Schiffes gehe, ohne eine Art Opfer zu bringen. Also fasste er in die Tasche seines Umhangs und zog das Erstbeste heraus, was ihm zwischen die Finger kam – einen Hering.
    Er drückte dem Seemann den Fisch in die Hand, dann schulterte er die Satteltaschen und wankte das Fallreep hinauf – während der Seemann und der Fisch einander ausdruckslos und verdutzt anstarrten.

* 15 *
    15.  Die Cerys
     

    S e ptimus erwachte am nächsten Morgen im Glauben, Marcia hätte ihn gerufen. Er setzte sich jäh auf, das Haar zerzaust, den Klang seines Namens noch in den

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