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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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was sich in den letzten Stunden zugetragen hatte.
    »Es ist schlimm, Pa, nicht wahr?«, fragte Mo nach einer Weile.
    »Es sieht nicht gut aus«, antwortete Stanley bedrückt. »Aber nach dem, was dieser Alchimist sagt, kann uns hier nichts geschehen – wir sind außerhalb der Mauern. Ich mache mir nur um all die armen Ratten Sorgen, die in der Burg in der Falle sitzen.« Er seufzte. »Und das ausgerechnet jetzt, wo die Belegschaft des Rattendienstes endlich komplett war.«
    »Wo sollen wir denn nun hin, Pa?«, fragte Bo und trat ungeduldig gegen einen Stein.
    »Nirgendwohin, Robert, es sei denn, du willst durch den Burggraben schwimmen. Wir werden die Nacht schön hierbleiben und abwarten, was der Morgen bringt.«
    »Aber hier ist es so kalt, Pa«, jammerte Flo und betrachtete traurig die dünnen Schneeflocken, die vom Himmel fielen.
    »Nicht halb so kalt wie in der Burg, Florence«, erwiderte Stanley ernst. »Ein Stück weiter fehlt ein Stein in der Mauer. Dort können wir die Nacht verbringen. Das ist eine gute Übung.«
    »Wofür denn?«, raunzte Jo.
    »Wie man eine tüchtige und zuverlässige Botenratte wird – dafür, Josephine.«
    Dies wurde mit einem allgemeinen Stöhnen quittiert. Doch die jungen Ratten fügten sich. Sie waren müde, verängstigt und froh, Stanley wohlbehalten wiederzuhaben. Unter seiner Führung marschierten sie zu dem Loch in der Mauer, fielen wie in ihrer Babyzeit zu einem kleinen Rattenhaufen übereinander – genauso hatte Stanley sie seinerzeit gefunden – und richteten sich auf eine ungemütliche Nacht ein. Als Stanley überzeugt war, dass sie sich beruhigt hatten, sagte er, wenn auch nur sehr ungern: »Ich habe noch etwas zu erledigen. Es wird nicht lange dauern. Bleibt hier und rührt euch nicht von der Stelle.«
    »Bestimmt nicht«, antworteten sie schläfrig im Chor.
    Stanley machte sich auf den Weg zu Jannit Maartens Bootswerft und folgte, mürrisch vor sich hin grummelnd, dem Außenpfad.
    »Du solltest eigentlich klüger geworden sein, Stanley. Lass dich nicht mit Zauberern ein. Oder mit Prinzessinnen. Nicht einmal mit einer einzigen. Eine einzige Prinzessin ist mindestens so schlimm wie ein halbes Dutzend Zauberer. Jedes Mal wenn du dich mit einer Prinzessin oder einem Zauberer einlässt, besonders mit einem Heap, endet die Sache mit einer wilden Verfolgungsjagd mitten in der Nacht, wenn du gemütlich in deinem warmen Bett liegen könntest. Wann begreifst du das endlich?«
    Stanley trippelte weiter den Außenpfad entlang. Bald sann er ein zweites, drittes und sogar viertes Mal darüber nach, ob sein Vorhaben so klug war.
    »Was tust du denn, du dumme Ratte? Warum machst du dich auf die Suche nach einem von diesen nichtsnutzigen Heaps? Das musst du nicht. Du hast es nicht versprochen, oder? Genau genommen, hast du gar keine Gelegenheit dazu gehabt, Stanley. Und warum? Weil, falls du dich erinnerst, die Mutter dieser nichtsnutzigen Heaps versucht hat, dich umzubringen. Oder hast du das schon vergessen, du Mäusehirn? Und falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Es ist eisig kalt, und dieser Weg ist eine Todesfalle. Der Himmel weiß, was in der Burg vorgeht, und du überlässt die Rättlein draußen ihrem Schicksal. Sind sie denn nicht genauso wichtig wie eine Bande lästiger Zauberer – ach du heiliger Strohsack was ist denn das?«
    Ein Brüllen, wild und heiser, durchbrach die Stille. Näher diesmal. Zu nahe. Um genau zu sein, hörte es sich so an, als käme es von einer Stelle direkt über ihm. Schaudernd drückte sich Stanley an die Mauer und schaute nach oben. Da war nichts zu sehen, nur der dunkle Nachthimmel, mit tief hängenden Wolken. Er presste sich mit dem Rücken an die Burgmauer, und jenseits von ihr lagen, wie er wusste, die hohen, schmalen Häuser, die an den Burggraben grenzten. Aber ohne einen Funken Licht konnte er nichts sehen.
    Während er abwartete und überlegte, ob es ratsam war weiterzugehen, fiel ihm auf, dass er doch etwas sehen konnte. Auf der ruhigen Wasseroberfläche des Burggrabens, direkt hinter der nächsten Biegung, entdeckte sein scharfes Rattenauge eine schwache Lichtspiegelung. Und er kombinierte, dass das Licht nur von dort kommen konnte, wo er hinwollte: von Jannit Maartens Bootswerft. Stanley schöpfte neuen Mut. Er beschloss, seine Mission zu Ende zu bringen – obwohl sie einem nichtsnutzigen Heap galt.
    Ein paar Minuten später hüpfte Stanley leichtfüßig vom Außenpfad herunter und rannte, das überall herumliegende Bootsgerümpel

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