Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
auf.
Zuerst wusste ich nicht, wie ich mich am besten mit dem Kleid setzen sollte, doch ich zog es über meine Knie hoch und setze mich normal hin. Die beiden Jungen, die uns begleiten sollten, machten Anstalten, mir unter den Rock zu gucken.
„Verdammt noch mal, wie sitzt du denn auf einem Pferd? Ich dachte, du könntest reiten!“, belehrte mich Sunny mit einem Blick.
„Üblicher Weise reite ich nicht in engen, langen Kleidern“, konterte ich.
Sunny schnalzte genervt mit der Zunge, stieg vom Pferd und hätte einen der gaffenden Jungen fast mit einer Bürste getroffen, wenn er nicht im letzen Moment ausgewichen wäre.
„Wenn ich euch noch einmal dabei erwische, werdet ihr hierbleiben und nach unserem Ausritt von mir persönlich an Shaimens menschenfressenden Vogel verfüttert!“
Sie warf einen strengen Blick zu mir.
„Und was dich betrifft, so setzt du dich sofort wie eine Dame hin oder ich lasse dich während unseres Ritts nebenherlaufen, verstanden?“
Ihre gute Laune ließ grüßen.
Ich schwang meine Beine auf die andere Seite und Sunny rückte mein Kleid so lange zurecht, bis es ihr passte und ich in der unbequemsten Stellung auf dem Pferd saß, in der ich jemals geritten bin.
Als wir in den Vorhof ritten, wurden die großen Tore geöffnet.
Endlich sah ich aus der Nähe, wo ich mich befand.
Um die riesige Festung herum befand sich nur dichter Wald. Ein schmaler Trampelpfad zeigte uns die Richtung. Es schien so, als ob sich die Bäume bewegen würden, als ob sie uns den Weg zeigten. Dieser Wald hatte eine gruselige Aura. Während unseres Ritts hatte ich nicht ein einziges Tier erblickt. Nicht mal einen klitzekleinen Vogel.
Nach geschätzten zehn Minuten sah ich uns einem kleinen Dorf nähern.
Ich fühlte mich wie in einem Märchen. Es sah genauso aus wie in den alten Filmen. Die meisten Leute waren draußen und gingen ihrer Arbeit nach. Hunde sprangen wild herum und Kinder spielten miteinander vor den Hütten, die ihre Häuser darstellten. Die Kinder lächelten uns zu, die Erwachsenen grüßten oder winken uns. Anscheinend war Sunny hier bekannt und beliebt.
Wir brachten unsere Pferde vor einem kleinen Haus zum Stehen. Sunny und ich stiegen ab und klopften an der jämmerlichen Haustür, die nicht viel stabiler als die eines einfachen Stalles schien. Sie bedeutete den Männern vor der Tür zu bleiben.
Ein kleines Mädchen öffnete uns die Tür und machte einen Knicks, als sie uns sah.
„Guten Tag, Mylady. Euere Ankunft war schon erwartet. Meine Schwester leidet unter schwerem Fieber“, sagte sie und führte uns hinein.
Das Haus war nicht viel größer als unser Wohnzimmer.
In dem hinteren Teil des Hauses standen drei kleine Betten, in einem von ihnen lag ein kleines Mädchen im Alter von fünf oder sechs Jahren. Ein etwas älterer Junge saß zusammen mit seiner Mutter an ihrem Bett, welche die Hand des Mädchens hielt und sie beruhigend streichelte. Bei unserem Anblick stand die Frau auf. Sie sahen alle so erbärmlich aus, dass ich mir mit Sunny wie zwei Prinzessinnen vorkam.
„Oh, dem Herrn sei Dank!“
Die Frau raffte ihre Röcke und putzte sich ihre faltigen Hände an ihnen ab, bevor sie flehend zu uns trat.
„Meine Tochter hat seit drei Tagen starkes Fieber. Es wird nicht besser, Herrin!“
Sunny winkte sie mit einer höflichen Bewegung ab, gab mir ihren Korb und setzte sich ans Bett von dem Mädchen. Sie fühlte ihre Stirn und ich wusste genau, dass sie sofort erkannte, wie sie es heilen konnte. Doch stattdessen ging sie auf mich zu.
„Gib mir ein paar Pfefferminzblätter“, sagte sie zu mir und deutete auf den Korb in meiner Hand.
Ich sah im Korb nach. Meiner Meinung nach waren dort alle möglichen Blätter, nur keine Pfefferminze.
„Du hast hier keine Pfefferminze“
Sie sah hoch und rollte verächtlich die Augen.
„Natürlich gibt es sie dort!“
Sie riss mir den Korb aus der Hand und sah selbst nach. Doch anscheinend fand sie auch keine und drückte den Korb wieder an meine Brust.
„Gut, dann geh und such Pfefferminzblätter, während ich dem Mädchen ein Tee koche“
Sie schnaubte und ging in die Küche. Ich stellte den Korb auf den Boden und warf dem Mädchen noch einen Blick zu, bevor ich rausging. Es sah so blass, dürr und krank aus, dass man dachte, dort könnte nicht mehr viel Leben drin sein.
Vor dem Haus standen die Jungen und flirteten mit ein paar Mägden. Sie hatten beide braune Gehröcke und schwarze Hosen mit ebenfalls schwarzen Reitstiefeln an.
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