Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
An den Kniekehlen guckten die Stulpen aus ihren Stiefel heraus. Stolz und gut poliert zeigte sich jeweils ein Schwert an der Seite eines Jungen.
Ich beachtete sie nicht und ging an ihnen vorbei. Vermutlich würde ich im Wald ein paar Blätter finden. Schon allein der Gedanke an den Wald jagte mir Gänsehaut über den Körper, doch Sunnys Anweisungen waren ein deutlicher Befehl gewesen. Ihrer Laune nach zu urteilen durfte ich mir keinen Fehler erlauben.
Einer von den Jungen jedoch merkte plötzlich, dass ich an ihm vorbeigegangen war.
„He, Lady, wohin des Weges?“, rief er.
Ich drehte mich abrupt um.
„Sunny hat mir den Auftrag gegeben, Pfefferminzblätter zu holen“, antwortete ich gelassen und wollte weitergehen.
Die Männer aber fingen an zu lachen und gingen auf mich zu.
„Das würde ich an deiner Stelle auch sagen. Wir würden dir deine nette Geschichte gern glauben, wenn du keine Gefangene wärst, die schon einmal versucht hat, zu fliehen“
Seine Worte hatten mich geschockt.
„Ich bin aber keine Gefangene“, sagte ich und mir wurde klar, dass Ciaran mich wirklich nur benutzte.
Sie wollten mich gar nicht wieder freilassen. Mit einem Mal war der Hass auf Ciaran wieder gestiegen und ich wollte mir vornehmen, wirklich wegzurennen, wenn sie mich in Wald ließen.
Die Typen lachten wieder. Ich kam mir langsam ziemlich naiv und klein vor.
„Klar, Püppchen. Du bist in Wirklichkeit keine Gefangene und wolltest in Wirklichkeit gerade auch nicht fliehen“
Sie waren so unglaublich dumm und nervtötend in dem Moment, sodass ich ihnen am liebsten einen Tannenzapfen gegen ihre hohle Birne geworfen hätte. Aber bevor ich meine Tat in Wirklichkeit umsetzen konnte, stürmte Sunny schon aus dem Haus, die unsere kleine Konversation mitbekommen hatte.
„Ihr lasst sie jetzt gefälligst gehen und die verdammten Pfefferminzblätter suchen! Das ist ein Befehl!“, schrie sie die Typen zusammen.
Ich hatte nicht gedacht, dass sie noch wütender werden konnte.
„Tut uns leid, aber wir können sie nicht alleine in den Wald gehen lassen“
„Schön, dann geh ich eben“
Sie raffte ebenfalls ihre Röcke und wollte an uns vorbeistampfen, aber einer hielt sie fest.
„Euch können wir auch nicht gehen lassen“
Sie machten sich über uns lustig. Wir wurden behandelt wie kleine Kinder.
Ich wechselte Blicke mit Sunny. Zum ersten Mal waren wir uns einig. Sunny sagte nichts mehr, ging ins Haus und ich machte es ihr nach. Die Männer zeigten sich gesiegt und lehnten sich wieder lässig ans Geländer.
„Vergiss die Blätter“, sagte sie zu mir und hob den Korb auf.
Sie setzte sich zu dem Mädchen, legte beide Handflächen an ihr Gesicht und schloss kurz die Augen. Als sie die Augen wieder öffnete, war plötzlich Farbe ins Gesicht des Mädchens gewichen. Sie lächelte sie an und Sunny lächelte zurück.
Ich wusste, dass Sunny das Fieber schon die ganze Zeit so schnell heilen konnte, aber sie wollte nicht jedem zeigen, welche Kräfte sie besaß. Sie versuchte es stattdessen mit anderen Mitteln. Nun war es ihr aber egal. Ich spürte, dass sie keine Lust mehr hatte, von jedem herumkommandiert zu werden.
Sie stand auf und lächelte mich kurz an. Ich wusste nicht, was in sie gefahren war, sie hatte mich noch nie angelächelt. Dann wandte sie sich zu der völlig verblüfften Mutter.
„Besitzt Ihr auch einen Hinterausgang?“, fragte Sunny sie.
Die Frau putzte sich erneut ihre Hände an der Schürze ab und lief eilig zu einer alten Truhe. Wahrscheinlich fand sie sich nicht sauber und schick genug im Gegenzug zu der eleganten und sauberen Sunny.
Sie begann, die Truhe mit aller Kraft beiseite zu schieben, aber so zerbrechlich wie sie aussah, bewegte sich die Truhe nicht viel. Sie rief den Jungen zu Hilfe, aber ich war schneller.
„Nicht doch, Herrin, mein Sohn kann mir helfen“, versuchte sie sich zu entschuldigen.
„Ist schon okay“
Ich schob mit ihr die Truhe beiseite und hervor kam eine kleine Klappe, die so groß war wie die Truhe selbst. Die Frau sah Sunny an und zeigte auf die Klapptür. Sunny nickte begeistert. Sie schob als erstes ihren Korb durch die Klappe und bevor sie selbst durchkrabbelte, wandte sie sich noch einmal zu mir und der Familie.
Das Mädchen, was vorhin noch krank im Bett lag, stellte sich nun schüchtern mit Nachthemd zu uns. Sie ging auf Sunny zu und drückte sie mit ihrer ganzen Kraft. Die alte Frau konnte es immer noch nicht fassen.
„Ich weiß ebenfalls nicht, wie ich Euch
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