Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
werden würde, wenn sie mit unseren gestohlenen Herzen zurückkäme.
Es war sogar so, als ob das Haus ein Stück seiner Seele verloren hätte. Jeder wusste, dass wir sie verloren hatten, aber keiner wollte es wahrhaben.
Das Dorf
Als ich am folgenden Tag aufwachte, fühlte ich mich wieder viel besser. Ich stellte fest, dass ich schon das zweite Mal mit meinem Kleid eingeschlafen war. Letzten Abend war ich einfach zu erschöpft gewesen, um mein Kleid auszuziehen.
Das erste, was ich auch wieder an meinem zweiten Tag machte, war zum Fenster gehen. Der Hof war heute komplett leer. Die Sonne schien nicht so stark, es war etwas bewölkt und nicht mehr so warm.
Mein Brustkorb tat weh. Ich merkte, wie unbequem das Kleid wurde, wenn man es länger anhat. Also zog ich es aus und schlüpfte in das andere.
Dieses war beige und etwas kürzer als das erste, sodass man im Notfall auch darin rennen könnte, ohne sich zu verheddern und drüberzustolpern. Der Ausschnitt war nicht so groß und die Ärmel waren kurz und locker.
Da mir ziemlich langweilig war, begann ich, die Kommode zu durchsuchen. In der vierten Schublade fand ich den kleinen Spiegel.
Nach einiger Zeit setzte ich mich mit dem Spiegel im Schneidersitz auf den Boden und begann aus Langweile, irgendwelche Grimassen zu ziehen.
Ich stellte mir vor, wie ich mit blauen Augen aussehen würde. Vielleicht mit so strahlend blauen Augen wie Nialls. Unwillkürlich musste ich auflachen.
Ich legte meinen Kopf schief, starrte in den Spiegel und konzentrierte mich. Doch plötzlich sah ich, dass sich etwas in meiner Iris veränderte. Das satte Braun meiner Iris wurde langsam heller und trüber. Erschrocken stellte ich fest, dass meine Augen allmählich braun-gräulich wurden. Ich konnte nichts daran ändern, nur hilflos und gebannt dabei zusehen. Nach zwei Sekunden war die ganze Prozedur beendet. Völlig verwirrt starrte ich mein Spiegelbild mit grauen Augen an und versuchte verzweifelt eine logische Erklärung dafür zu suchen. Ich wollte, dass meine Augen wieder genauso braun wurden wie vorher, aber es funktionierte nicht.
Meine Augen waren grau. Langsam bekam ich etwas Panik. Ich hatte keine Ahnung, warum meine Augen jetzt grau waren und nicht wieder braun wurden. Nichts funktionierte, um es rückgängig zu machen, egal was ich versuchte. Konzentrieren konnte ich mich sowieso nicht mehr.
Als ob mir gerade das noch gefehlt hatte, kam genauso plötzlich jemand meine Tür hinein. Ich ließ den Spiegel diesmal vor Schreck fallen. Es war Niall.
Ich stand auf und starrte hilflos auf den Boden.
„Gebbie“
Er nickte mir anerkennend zu.
„Es gibt Frühstück“, sagte er gutgelaunt.
Ich folgte ihm widerwillig. Er legte den Kopf schief und sah mich fragend an, behielt seine Frage aber für sich.
Ich wusste nicht, wie ich meine grauen Augen vor Reece oder Sunny verbergen sollte. Sie würden es sofort merken. Aber vielleicht waren sie dann wieder normal. So schnell, wie es plötzlich passiert ist.
Niall lief schweigend neben mir her und führte mich wieder zu dem großen Saal. Ich hatte keine große Lust, jetzt mit allen an einem Tisch zu sitzen. Irgendeiner würde es früher oder später merken und wie sollte ich das dann erklären? Sie würden überprüfen, ob sie nicht irgendeine Geisteskranke entführt hatten.
Als wir ankamen, saßen alle schon auf ihren Plätzen. Reece beobachtete mich die ganze Zeit, vermutlich, weil ich mich so merkwürdig verhielt. Aber sie konnten mir nichts vorwerfen. Ich wurde entführt, ich konnte mich verhalten wie ich wollte. Ob es ihnen gefiel oder nicht.
Während des Essens sah ich nur auf meine Knie oder auf den Teller. Keinem sah ich in die Augen.
Als wir mit essen fertig waren, kam Sunny zu mir.
„Komm mit. Ich zeige dir, wo du dich waschen kannst“
Sie führte mich aus dem Gebäude in den Hinterhof und wir gingen in den Nordflügel der Festung. Nach einer nicht allzu hohen Wendeltreppe nahmen wir die erste Tür rechts und gelangten in einen Waschraum.
Die erste Tür vor dem Waschraum war die Bibliothek. In der ersten links, gegenüber den beiden Räumen befand sich ein Arbeit- und Studierzimmer. In dem Nordflügel waren folglich nur noch ein Musiksalon und eine Waffenschmiede für kleinere Waffen mit einem Ausgang zum Hinterhof.
Sunny ließ mich allein im Waschraum und sagte, sie würde in einer halben Stunde wiederkommen. Dankbar für eine kleine Auszeit schloss ich die Tür und sah mich um.
In der Ecke des Raumes
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