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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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Gattin, oder wird er gestreut? Die freiwillige Selbstentleibung gilt in diesen Tagen nicht nur als Todsünde, sondern als sicheres Anzeichen von Wahnsinn. Wer würde schließlich aus freien Stücken die ewige Verdammnis riskieren?
    In Deutschland reagiert man auf die neuen Gerüchte wie gewohnt, Sachsen und Hessen schicken am 8. Februar 1565 hochrangige Stellvertreter zur Tauffeier des frisch geborenen Sohnes. Allen voran soll diesmal ein kursächsischer Marschall von Loeser ins Ehegefecht eingreifen. Statt des hochrangigen Militärs wäre Anna Familienbesuch lieber gewesen. Schließlich ist Oraniens zahlreiche Familie – man erinnere sich an seine 15 Geschwister – oft in Mannschaftsstärke samt Ehemännern und Ehefrauen beim Prinzen zu Gast, so auch bei der Tauffeier.
    Sachsens und Hessens Fürsten möchten aber gerade jetzt nicht bei Familienfeiern in Breda vorbeischauen, denn das käme einem politischen Statement gleich. Kurfürst August und Landgraf Wilhelm entschuldigen sich mit fadenscheinigen Gründen. Sie wollen den Eindruck vermeiden, dass sie auf Seiten des Prinzen stehen und dessen Opposition zu Spaniens König befürworten. Schließlich springt für sie nichts dabei heraus.
    Anna hofft trotzdem auf Hilfe. Sie schüttet dem sächsischen Marschall und per Brief auch der Familie ihr Herz aus. Darüber, dass sie allein ist, dass man sie isoliert und ihr keine loyalen Diener zur Verfügung stellt, dass Wilhelms Bruder Ludwig sie ständig maßregelt, dass sie sich verleumdet fühlt und dass sie nicht behandelt wird wie eine Fürstin.
    Erstmals klagt sie auch, dass ihr geliebter Prinz all das widerstandslos geschehen lässt. »Ich hab Geduld gehabt drei Jahr lang; ich sehe, ich gewinne nichts damit«, schreibt sie und, »ob mir solches zu Herzen geht, das weiß Gott der Herr«. Das klingt nicht durchgeknallt, sondern nach einer Frau am Ende ihrer Kraft, am falschen Platz und am Rande des Nervenzusammenbruchs.
    Annas Appelle an den »freundlich hertz liebsten, hochgeborenen« Fürsten von Sachsen sind vergebens. Die Instruktionen seines Gesandten sind klar wie immer. Er soll Anna zureden, dass das Ansehen des Hauses Sachsen auf dem Spiel steht und dass sie sich zu benehmen hat. Den Prinzen möge man um jene Geduld bitten, die man »mit den Weibsbildern als schwachen Gefäßen« nun mal haben muss.
    Dem Oranier wird versichert, man gehe selbstverständlich davon aus, dass alle Probleme nicht »an Seiner Lieben (Wilhelm), sondern an Seiner Lieben Gemahl« läge. Sprich an Anna.
    Wilhelms hartnäckige Schweigepolitik in Sachen Ehekrise hat sich bezahlt gemacht. Die Alleinschuldthese gedeiht prächtig. Gehegt, genährt und gepflegt wird sie mit allen Kräften von Wilhelm, von seiner und auch Annas Familie, die ebenfalls die politische Allianz nicht gefährden will. Den größten Vorteil aus der Verketzerung der Gattin zieht der Prinz. Es ist ein hervorragendes Druckmittel gegenüber ihrer deutschen Herkunftsfamilie, die eine gebrauchte, international diskreditierte Braut nicht zurückhaben will.
    Die Folgen der einseitigen Maßregelung der Ehefrau sind betrüblich. Von nun an geht es bergab mit Anna. Die von allen Seiten gedeckelte Gattin entwickelt diverse Suchtsymptome. Man könnte auch sagen, Anna passt sich endlich an Wilhelms Lebensstil an und macht aus ihrer Not eine Tugend.
    Zu den Fakten: Anna verzockt nach Art des Hausherrn Geld beim Kartenspiel und muss persönliche Kleinodien versetzen, um ihr neues Hobby zu finanzieren. Sie reist überdies ohne Wilhelms Erlaubnis allein in das Kurbad Spa. Das dortige Mineralwasser gilt als heilsam bei sämtlichen Leiden von Gicht bis Melancholie. Obwohl Anna sich keinen Kurschatten anlacht und sich auf Kosten ihrer eigenen Apanage amüsiert, wirft man ihr unpassende Vergnügungs- und Prunksucht vor. Zur Erinnerung: Sie ist als reichste Erbin Deutschlands zur Welt gekommen. Aber wer wie viel verschwenden darf, hat natürlich der Gatte zu bestimmen.
    Eine vergnügungs- und verschwendungssüchtige Ehefrau steht nicht auf Wilhelms Kostenplan. Der stets am Kreditlimit lebende Fürst muss schließlich eigene Spielschulden und Reiserechnungen begleichen und den beginnenden Freiheitskampf finanzieren.
    Anna bekommt wieder Schimpfe von Wilhelms kleinem Bruder Ludwig. Und über Jahrhunderte hinweg auch von diversen Oranier-Biografen.
    Heute würde man wahrscheinlich beiden Ehepartnern eine Schuldnerberatung empfehlen und sie eventuell an eine Suchtberatungsstelle verweisen. Vor

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