Sex and Crime auf Königsthronen
Geschmeide und ihre Landgüter an. Zeitgenossen titulieren sie als »Teufels Werkzeug« und schmähen sie nach allen Regeln der Kunst. Der unfassbare Skandal ist, dass eine Frau – die, zugegeben, eine gerissene Betrügerin ist – etwas wagt, was unter nicht weniger gerissenen Adelsmännern durchaus üblich ist. Und nur darum wird die Konkubine aktenkundig.
So wie ihr wird es erfolgreichen und finanzstarken Mätressen jahrhundertelang ergehen. Nicht wenige bezahlen wie 1793 die du Barry für ihren Aufstieg mit dem Leben, mit Verbannung oder Abschiebung ins Kloster. Fazit: Einen Monarchen zu lieben ist eine gefährliche Kunst.
Tödliche Liebschaft und Gruselromanze
Doch schon im Mittelalter sind nicht alle königlichen Bettschätzchen rein berechnend oder herzlos. Es gibt auch Konkubinen, die mit viel Gefühl bei der Sache sind. Etwa die spanisch-kastilische Adelstochter Inés de Castro (1320–1355), eine Zeitgenossin von Alice Perrers und wie diese zunächst Hofdame einer Königin. Inés’ Leben ist als gruselig-romantisches Schauerstück überliefert. Folgendes scheint halbwegs belegt:
Als hübsches Anhängsel der ebenfalls kastilischen Königstochter Constanza gelangt Inés de Castro 1340 nach Portugal, wo ihre Herrin den dortigen Königssohn Pedro heiratet. Der 20-jährige Kronprinz verliebt sich jedoch nicht in seine politische Zweckbraut Constanza, sondern bis über beide Ohren in die gleichaltrige Inés. Eine Liebe ohne Zukunft. Pedros königlicher Papa Alfonso IV. will keine Tochter aus einer Adelssippe, die bereits im kastilischen Heimatland nach dem Thron schielt und nun womöglich auch nach seinem.
Alfonso IV. wirft Inés 1344 aus seinem Reich. Als Prinz Pedros ungeliebte Ehefrau Constanza 1345 nach der Geburt ihres zweiten Kindes im Wochenbett stirbt, holt der royale Romeo seine große Liebe Inés entgegen dem Verbot des Vaters zurück nach Portugal.
Das Paar verbringt vier glückliche Jahre in wilder Ehe miteinander. Sie leben, fernab von Papas Palast in Lissabon, auf einem Landgut südlich von Porto. Die hübsche Kastilierin schenkt ihrem portugiesischen Prinzen drei uneheliche Kinder. Das passt Papa Alfonso gar nicht, denn er fürchtet, dass seine Bastardenkel später Anspruch auf den portugiesischen Thron anmelden oder diesen sogar Kastilien einverleiben könnten.
Noch schlimmer sieht es aus, als Pedro seine Inés heiratet; zumindest kursiert Klatsch über eine heimliche Hochzeit. Dazu kommt das Gerücht, Prinz Pedro spekuliere auf Papas und auf den kastilischen Thron. König Alfonso will Portugal aber ganz für sich und in der Familie behalten, darum lässt er Inés in Abwesenheit wegen Hochverrat zum Tode verurteilen. Die Hinrichtung wird im Januar 1355 als hinterhältiger Meuchelmord vollstreckt.
Prinz Pedro ist gerade auf der Jagd, als drei gedungene Mörder Inés im Landhaus überfallen, sie in den Garten zu einem Brunnen zerren und davor standrechtlich enthaupten.
Der Kronprinz soll bei der Rückkehr vom täglichen Jagdausflug nur noch den Kopf seiner heimlichen Gemahlin und Geliebten gefunden haben. Als grausames Warnzeichen des Papas. Woraufhin der verzweifelte Prinz einen Bürgerkrieg gegen seinen Mördervater entfesselt. Aber Alfonso hat die stärkeren Truppen und ist mit Gewalt nicht zu stürzen.
Prinz Pedro muss sich zähneknirschend mit dem Vater versöhnen und mit der Rache warten, bis Alfonso IV. zwei Jahre später das Zeitliche segnet. Dann schlägt er zu.
Die Richter und Henker, die die Ermordung der Konkubine Inés bewerkstelligt haben, sind längst über alle Berge nach Spanien geflohen. Doch der Prinz, nunmehr König Pedro I. von Portugal, beweist einen langen Atem und unsterbliche Liebe. Er erwirkt durch monatelange Schmeicheleien die Auslieferung von zwei der drei Mörder. Nummer drei ist in England leider nicht zu fassen.
Dank der ausgefeilten Martern, zu denen König Pedro I. die gefassten Mörder verurteilt, erwirbt er sich den Beinamen »der Grausame«. Bevor er die Todeskandidaten den Körperstrafen unterzieht, dürfen sie noch wählen, ob sie nach Verstümmelung und Kastration ihre Eingeweide und lebenswichtigen Organe lieber von hinten oder vorn aus dem Leib gerissen haben wollen. Im Jahr 1357 lässt der Monarch den entmannten Mördern die Brust aufschlitzen und das Herz herausreißen. Mit den Worten, sie hätten in Wahrheit keines, da sie sein »Herz auf immer pulverisiert« hätten.
Juristisch begründet er die grausame Bestrafung mit der Tatsache, dass
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