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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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manches anders verlaufen, wenn man in seiner Verwandtschaft Wettrollen in Papierkörben statt bewaffnete Wettläufe um die Weltmacht eingeübt hätte. Geistig leicht verrutschte Zeitgenossen mit Spleens und ungewöhnlichen Hobbys sind nicht notgedrungen die schlechtesten – egal, in welchen Kreisen sie sich bewegen und mit welchen Fortbewegungsmitteln.
    Der nächste Fall ist alles andere als amüsant und kostet nicht nur einen König die Regierungsgewalt, sondern seine Königin die Kinder und einen leidenschaftlichen bürgerlichen Freiheitskämpfer das Leben. Der Gruselkrimi spielt in Dänemark – seit Shakespeares Hamlet bekannt für depressiv veranlagte Prinzenfiguren.
    Das dortige Königshaus legt noch heute Wert darauf, dass es das älteste von ganz Europa ist. Die Briten allerdings auch. Aufklärung und Revolution konnten beide überleben.

Dänemark – Ein König liebt die gestiefelte Cathrine und probt den Aufstand
    In Dänemark gibt Christian VII. (1749–1808) seit früher Jugend Anlass zu ernsthaften Bedenken. Im Palast zerschlägt der Prinz gelegentlich das Mobiliar oder rennt sich an der Wand den Schädel blutig. In Kopenhagens beschaulichen Gassen stellt der Thronfolger des Nachts als rasender Messerheld Bürgermädchen nach und prügelt Nachtwächter windelweich. Abgewöhnen oder gar verbieten kann ihm das keiner.
    Im Dänemark gilt seit 1665 die Lex Regia , die den König zum absoluten Machthaber erklärt, der über alle Gesetze erhaben ist und allein Gott Rechenschaft schuldet. Monarchen anderer Länder müssen Ständeparlamenten aus Adel, Klerus und Stadtelite ein Mitspracherecht einräumen. In Dänemark hat eine Unterschrift des Königs hingegen augenblicklich Gesetzeskraft. Was Frankreichs Sonnenkönig sich erst erarbeiten musste, ist in Dänemark also seit langem oberstes Gesetz.
    Zumindest in der Theorie. In der Praxis ist Dänemarks Hofkamarilla aus Geheimräten und Kabinettsministern genau wie andernorts seit Jahrzehnten darin geübt, ihre absoluten Könige zu lenken und zu manipulieren. Was im Fall von Christian VII. bitter nötig ist.
    Die Unberechenbarkeit des Prinzen verdankt sich einer labilen Veranlagung, gepaart mit einem extrem freudlosen Familienleben, wie es in Palästen bekanntlich Tradition hat.
    Der schwedenblonde, blauäugige Kronprinz ist drei Jahre alt, als er seine Mutter Louise verliert, an der er sehr gehangen haben soll. Die 27-Jährige stirbt – zum fünften Male schwanger – zusammen mit dem ungeborenen Kind. Also in treuer Erfüllung ihrer vornehmsten Pflicht, der Fortpflanzung.
    Mit dem kleinen Prinzen trauert ganz Dänemark um eine auch sonst populäre Landesmutter, die für kulturelle Highlights und Glanz in Kopenhagen gesorgt hat. In freundlicher Erinnerung bleiben ihre Versuche, die dänische Landessprache bei Hof einzuführen, wo seit mehreren Generationen deutschstämmige Könige das Sagen haben.
    Auch Christians Mutter war ein typischer Multikultimix auf fremdem Thron. In London geboren und aufgewachsen entstammt sie dem Haus Hannover, das zu dieser Zeit unter anderem Großbritanniens Thron bestückt und seinen Nachwuchs quer durch Europa auf dem royalen Heiratsmarkt feilbietet – oft ohne Rücksicht auf den Verwandtschaftsgrad. So wird später eine Nichte der verstorbenen dänischen Königin den kleinen Christian ehelichen, also ihren Cousin.
    Auf Glück sind diese Zweckbündnisse bekanntermaßen nicht angelegt. Hauptsache ist, man bleibt unter sich. Geheiratet wird meist unbekannt, und geliebt wird außer Haus, so man ein Mann ist. Christians Papa, König Frederik V. von Dänemark, zeugt während seiner achtjährigen Ehe mit Marie Louise fünf Bastarde mit einer gewissen Ella Hansen. Regelmäßige Bordellbesuche und Saufgelage runden sein außereheliches Vergnügungsprogramm ab. Schon über Frederik V. fällte sein Vater das Urteil: »untauglich zum Staatsgeschäft«.
    Gemahlin Marie Louise hat über die Laster und Schwächen ihres Gemahls hinweggesehen und statt seiner Liebe die des Volkes gesucht. Ihr führungsschwacher Dänenkönig hat von ihrem Charme stark profitiert. Kurz: Die früh verschiedene Marie Louise war als Königsgemahlin eine Traumbesetzung.
    Ihr 28-jähriger Witwer hat wenig Interesse an einer zweiten Frau. Ihm reichen ein Thronfolger und Ella Hansen. Seinen Räten nicht; die Kindersterblichkeit ist dank Pandemien wie den Pocken noch immer enorm hoch, und der kleine Christian gilt als schwach. Weshalb Frederik mit Gattin Nummer zwei,

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