Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
Vom Netzwerk:
Geliebten nach Holstein ins Exil gehen zu dürfen. Mops und Geige lässt man ihm, die Geliebte und die Heimat sieht er nie wieder. Peter wird in einem kärglichen Zimmer in einem Palast bei St. Petersburg untergebracht. In Briefen beklagt er das Fehlen von Toilette und Waschschüssel. Wenig später wird er kurzerhand zu Tode gewürgt. Vom Geliebten der Zarin, von einem seiner Brüder oder von einem Handlanger.
    Dass Katharina den Mord in Auftrag gegeben hat, ist unwahrscheinlich; dass sie ihn kaum bedauert, ist offensichtlich. Alle möglichen Tatbeteiligten werden hernach mit Vergünstigungen überschüttet. Später muss die Herrin aller Reussen außerdem eine exorbitante Wein- und Schnapsrechnung begleichen. Zar Peters Leibgarde hat sich in der Nacht des Putsches ordentlich Mut antrinken müssen und hernach zur Feier des Tages Weinhandlungen geplündert. Entstandener Sachschaden: 34.000 Rubel.
    Eine Riesensumme, aber ein kleines Opfer dafür, dass Katharina II., genannt die Große, als Witwe das Zarenreich 34 Jahre regieren darf.
    Sie tut es weit absoluter als ihre Gemahl, fungiert als Außen-, Innen-, Finanz- und Kriegsministerin, verschärft die zuvor etwas gelockerte Leibeigenschaft und erweitert die Befugnisse adliger Großgrundbesitzer. Nebenher findet die Zarin Zeit für zwanzig namentlich bekannte Liebhaber sowie für unzählige Affären mit hübschen Leibgardisten.
    Mit anderen Worten, sie ist die verspätete weibliche Antwort auf Frankreichs Sonnenkönig, die sich, der Zeit gemäß und zwecks Publicity, gern mit Post von Voltaire schmückt und ihn im Gegenzug finanziell großzügig unterstützt. Landeseigene Aufklärer wie den Autor des Reisetagebuches »Von Moskau nach St. Petersburg«, das die Leibeigenschaft russischer Bauern verurteilt, lässt sie lieber nach Sibirien verbannen oder zum Tod verurteilen. Wie Ludwig Nummer vierzehn erhält auch sie den Beinamen »die Große«. Die schöne Idee, dass Frauen immer die besseren Menschen sind, fällt einem mit Blick auf die Zarin schwer; der Gedanke, dass sie zur Machtausübung nicht geeignet sind, allerdings ebenso. Zum gemütlichen Essen einladen möchte man als moderner Zeitgenosse wohl weder die große Zarin noch den großen Sonnenkönig.
    Allen cleveren Publicitystrategien, aller gesunden Halb- und Scheinaufklärung à la Zarin Katharina zum Trotz geraten rund um 1800 jedoch europaweit Throne weiter ins Wanken, und die Monarchie verliert als Staatsform ihren Glanz. Und dafür sind nicht nur der wirtschaftliche und soziale Aufstieg des Bürgertums verantwortlich oder der revolutionäre Gedanke, dass alle Menschen von Geburt an gleich sind, sondern royale Personalprobleme. Und die sind oft hausgemacht.

Die Krone wird zu schwer für manchen Kopf – Volksrebellen & Palastrabauken
    Auch in einem Königshaus lernt man, wie die Affen lernen: indem man die Eltern beobachtet.
    Seine königliche Hoheit Charles, derzeitiger Prince of Wales
    Dank unbegabter und eindeutig überforderter Repräsentanten geraten gekrönte Häupter kurz vor und nach der Französischen Revolution gleich reihenweise zur Karikatur königlicher Würde.
    Viele Thronerben sind für die Rolle eines Regierungschefs der beginnenden Moderne nicht gerüstet und vom wahren Leben unbeleckt. Andere sind, wie schon Don Carlos, erbbiologisch benachteiligt oder den Lebensbedingungen im Haifischbecken Palast nicht gewachsen.
    Statt zu regieren, übertreiben diverse Kronprinzen es eklatant mit den höfischen Vergnügungen. So manche königlichen Eltern würden ihre Thronerben gern direkt beim Herrgott umtauschen.
    Ihr Pech: Man kann den Nachwuchs schlecht auswechseln, ohne die Idee von der gottgewollten Erbmonarchie zu gefährden. Die vor den Palasttoren mittlerweile heftig angezweifelt wird.
    Zugleich versagen königliche Familien eklatant in Erziehungsfragen und halten eisern an herkömmlichen Methoden fest – sie kennen es schließlich nicht anders, und jahrhundertelang hat’s ja funktioniert.
    Betrachten wir eine kleine Auswahl königlicher Sorgenkinder jener Tage, die Volkes Zorn entfachten.

Portugal
    In Lissabon muss 1792 Königin Maria I., die erste Frau auf Portugals Thron, zugunsten ihres Sohnes entmündigt werden. Vorausgegangen sind religiöse Wahnattacken und Versuche der Selbstverstümmelung. Zudem gibt die gebürtige Prinzessin aus dem Haus Braganza in Kinderkleidung Audienzen, wandert nachts Psalmen singend durch Palastkorridore, verweigert jegliche Körperpflege vom Waschen bis zum

Weitere Kostenlose Bücher