Sex and Crime auf Königsthronen

42-Jährige stirbt 1766 an Leberzirrhose und im Delirium tremens.
    Mit knapp 17 Jahren wird Christian ordnungsgemäß König. Es gilt, die Erbfolge strikt einzuhalten, mit bedauerlichen Folgen. Ob nun durch eine erbliche Veranlagung begünstigt und/oder durch die äußerst rigide Erziehung ausgelöst: Als Teenager-Monarch gerät Christian erst einmal vollends außer Rand und Band. Mit adligen Schlägertrupps durchstreift er Kopenhagens Gassen, stellt unvorsichtigen Bürgermädchen gewaltsam nach, gibt sich in Bordellen sadistischen Vergnügungen hin, mit denen er vielleicht traumatische Erlebnisse seiner Kindheit reinszeniert.
    Zu seiner Dauerbegleiterin steigt die notorische Edelkurtisane Anna Cathrine Benthagen, genannt »Stiefel Cathrine«, auf. Den vielsagenden Rotlichtnamen soll die dunkle Schönheit ihrer Mutter, Betreiberin einer Schuhmanufaktur, verdanken.
    Kein Wunder, dass seine Stiefmutter und Königinwitwe Juliane Marie lieber sich selber als Regentin für ihren leiblichen Sohn Frederik auf dem Thron sähe und eifrig nach Gelegenheiten für sich und ihren Liebling Ausschau hält. Manche Historiker mutmaßen gar, die zweite Gattin Frederiks V. habe durch die von ihr überwachte Prügelerziehung von Anfang an versucht, ihren Stiefsohn als Thronfolger unfähig zu machen.
    Wahr ist, dass Dänemarks Hof unter dem geisteskranken Christian zur Kampfhundarena wird. Rudel verfeindeter Höflingsfraktionen versuchen einander wegzubeißen, um im Namen des labilen Königs oder der zielstrebigen Königinwitwe und immer zu eigenen Gunsten zu regieren.
    Doch zunächst einmal wird geheiratet, denn Könige brauchen eine Königin und einen Thronfolger. Als ebenbürtige Partie bietet sich für Jung Christian VII. die schon erwähnte Cousine an. Prinzessin Caroline Mathilde von Großbritannien. Dänemark und England haben gerade einen Militärpakt geschlossen, und die Braut ist eine Schwester von Englands künftigem König George III. Die besten Voraussetzungen für eine Monarchen-Ehe. Im November 1766 tritt die 15-jährige Mathilde mit Dänemarks unberechenbarem Herrscher vor den Traualtar.
    Die Ehe gerät zum Desaster. Christian erklärt – ganz der Papa –, »es ist nicht Mode, seine Ehefrau zu lieben«. Er zeugt mit seiner minderjährigen Mathilde in angeblich nur einer einzigen gemeinsamen Nacht den Pflichterben. Dann lässt er die Gattin links liegen, um sich seinen gewohnten Vergnügungen hinzugeben.
    Seite an Seite mit der gestiefelten Kurtisane Cathrine und mit adligen Haudegen durchstreift er wieder Kopenhagens Bordelle. Man lässt kein Laster aus. Peitschenspiele im Stile von Prügellehrer Reventlow inklusive. Nebenher werden Schenken verwüstet, Schaufenster zerschlagen, Nachtwächter durch die Gassen gehetzt. Die Liebe zwischen Majestät und Bordsteinschwalbe trägt eindeutig Züge von Hörigkeit. Der Dänenkönig nennt die vier Jahre ältere Cathrine »Herrin des Universums«.
    Zwecks nachträglicher Entspannung bringt der frisch gekrönte Monarch seine Stiefel-Cathrine als offizielle Mätresse ins Schloss Christiansborg mit, was halb Wahnsinn und halb jugendliche Revolte ist. Obwohl man in Kopenhagens Palast viel gewöhnt ist und der Adel ostentativ à la Versailles Hof und Mätressen hält, sprengt der 19-jährige König die Grenzen des Erlaubten und karikiert große Vorbilder wie Frankreichs Ludwig XV.
    Christians Stiefmutter lässt Cathrine 1768 als Unruhestifterin verhaften und im damals dänischen Altona einkerkern. Nicht aus (stief-)mütterlichem Beschützerinstinkt, sondern weil die Kurtisane sich in die Regierungsgeschäfte einmischt, die die Stiefmama gern selber führt, wenn König Christian dank Halluzinationen nichts mitbekommt. Kurz: Es ist so einiges faul im Staate Dänemark, der damals übrigens bis zum Nordkap reicht.
    Der schwer zu bändigende Christian reist seinem verbannten Liebchen nach, kann jedoch dank scharfer Überwachung kein Treffen arrangieren. Stattdessen lernt er den 30-jährigen Seuchenarzt und Aufklärer Johann Friedrich Struensee kennen. Dank erfolgreicher Pockenimpfung an Blaublütern und normalen Menschen ist der gebürtige Hallenser in Adelskreisen beliebt.
    Man begibt sich gemeinsam auf eine Reise durch Europa. In Paris will König Christian den berühmten Voltaire treffen, was nicht klappt. Dafür führen er und Struensee leidenschaftliche Diskussionen mit berühmten Aufklärern, Literaten und Philosophen um Diderot.
    In hellen Momenten sei der König bemerkenswert