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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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tragische Niederlage einer Warlady
    Nach der Belagerung von Thérouanne und Tournai im Sommer 1513 ist der junge Heinrich VIII. überzeugt, dass noch viele Aufgaben als Feldherr und ewiger Soldatenruhm auf ihn warten. Darin täuscht er sich. Er wird zwar 1544 noch einmal kurz gegen Frankreich ins Feld ziehen, aber da muss man den schwer übergewichtigen 53-Jährigen bereits in einem Tragestuhl herumhieven, damit er Befehl zum Abfeuern seiner sagenhaften Kanonen geben kann.
    Tatsache ist hingegen, dass anno 1513 die daheimgebliebene Katharina mehr Anrecht auf den Titel einer Warlady hat. Was aus moderner Sicht eine zweifelhafte Ehre ist und was im Hause Tudor für erste ernste Risse in der Ehe sorgen wird.
    Während Katharinas stolzer Ritter vor Tournai viel gefeiert und eher Krieg gespielt als geführt hat, hat sie als Regentin eine 80.000 Mann starke schottische Invasionsarmee samt König Jakob IV. niedergemetzelt. Ganz die Mama, kann man da nur sagen. In einem lässigen Brief hat Katharina ihrem Heinrich nach Thérouanne berichtet: »Wir haben hier einiges zu tun mit den Schotten und sind überaus glücklich damit. Wir sehen es als Freizeitvergnügen.«
    Eine charmante Untertreibung, vielleicht um Heinrichs Kriegerstolz nicht zu kränken. Katharina hat alle Hände voll zu tun, um von London aus eilends eine Armee auszuheben. Die gewiefte, kaltblütige Taktikerin verwickelt die Schotten zunächst in Scharmützel und dezimiert sie. Höchstselbst eilt die Königin daraufhin nach Norden, um die Reservetruppen anzufeuern.
    Bei Flodden, im Sumpfland nahe der englisch-schottischen Grenze, können Englands flinke Bogenschützen schließlich die schwerfällige schottische Artillerie vernichtend schlagen. Feuchtes Pulver und feuchtes Wetter begünstigen die englischen Longbows, die zehn Pfeile pro Minute abfeuern können, und das oft mitten ins Herz. Das Ganze ist eine sogenannte militärische Glanzleistung und eine der blutigsten Schlachten, die bis heute je auf britischem Boden stattgefunden haben.
    Am Ende bedecken die Leichen von zehntausend Schotten das Feld. Die Blüte des Clan-Adels verblutet im Moor, darunter der König selbst. Mit anderen Worten, in England hat richtig Krieg stattgefunden. Ein Kampf bis aufs Messer, grausam, erbarmungslos und ohne Rücksicht auf Verluste.
    In einem weiteren denkwürdigen Brief berichtet Amazonenqueen Katharina ihrem Gatten von der Ruhmestat. Er verrät eine für uns schwer verdauliche, aber zeittypische Mischung aus Kalt- und Heißblütigkeit, Religiosität und Grausamkeit.
    »Sire«, beginnt die Spanierin angemessen unterwürfig und dankt »Euer Gnaden« – so ehrfürchtig muss auch eine Gattin ihren König und Gemahlen in offiziellen Schreiben anreden – für Feindesbanner, die Heinrich bei Tournai einkassiert und ihr als Geschenk übersendet hat.
    Dann preist die Queen ausführlich den Allmächtigen für den Sieg von Flodden; ohne ihren eigenen Anteil herauszustreichen. »Unser Herr hat Euren Untertanen in Eurer Abwesenheit einen großen Sieg gesandt; und es besteht kein Grund dafür, Euer Gnaden deshalb mit langen Schreiben zu behelligen …« Ganz schön bescheiden. Doch dann gehen ihr Stolz und das spanische Temperament mit Katharina durch:
    »Nach meiner Ansicht war diese Schlacht für Euer Gnaden und Euer gesamtes Reich die größtmögliche Ehre und bedeutsamer, als wenn Ihr die Krone ganz Frankreichs gewinnen solltet …« Wow, so viel schlecht verstecktes Eigenlob scheint mehr als gewagt, aber es hat mit Eitelkeit nichts zu tun, sondern mit Katharinas Glauben und mit ihrer Auffassung von Gattenliebe.
    Die Königin feiert ihren Triumph tatsächlich als gemeinsamen, gottgewollten Sieg. Sie glaubt, dass sie und Heinrich vom Herrn erwählte Schlachtengefährten sind; ein unzertrennliches Siegerduo, so wie ihr Herr Papa und ihre selige Frau Mama Isabella. Das ist für Katharina der Gipfel der Gefühle. Mit dem Sieg von Flodden erfüllt die an Kränkungen, Einsamkeit in der Fremde und an Entbehrung gewöhnte tiefreligiöse Prinzessin endlich ihre Bestimmung.
    Mit drei verpatzten Geburten hat sie in einer wesentlichen Königinnenpflicht bislang versagt. Schon nach der ersten Totgeburt schrieb sie einen Entschuldigungsbrief an Papa Ferdinand in die ferne Heimat: »Zürnt mir nicht, es war der Wille des Herrn.« Nun hat Gott ihr ein Zeichen gegeben, dass sie bei Teil zwei ihrer Mission, »Land erobern«, seinen Segen hat.
    Heinrichs eher pubertäre Siegerpose hat mit ihrem

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