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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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Beiname »die Wahnsinnige« –, ist historisch mehr als umstritten. Aber das ist einmal mehr eine ganz eigene historische Tragödie.
    Heinrich VIII. hat den Auftritt seiner Frau schweigend verfolgt und ist erst mal baff. Die intimen Beteuerungen der Königin bringen ihn in eine Zwangslage. Entweder sie sagt die Wahrheit und er muss einen Meineid schwören, oder sie lügt in Sachen Jungfernschaft. Dann hat auch er gelogen und muss zugeben, dass seine Gewissensqualen so neu nicht sein können. Oder – und das wäre eine komplette Demütigung – er muss gestehen, dass er als siebzehnjähriger Bräutigam zu unerfahren war, um hundertprozentig festzustellen, ob Katharina unberührt war oder nicht.
    Der König entscheidet sich für die Rolle des sentimentalen Frömmlers und rührt sich selbst dabei fast zu Tränen. Lyrische Seele, die er nun mal ist. Heinrich übergeht Katharinas Einwendungen und beteuert sein Bedauern darüber, dass er nicht mit seiner so einzigartigen, vortrefflichen und innig geliebten Königin verheiratet bleiben darf. Nein, tut mir leid, es geht nicht. Mein Gewissen, die Pflicht als »Verteidiger des Glaubens« … Kurz: Lauter ehrenwerte Gründe verbieten es ihm, seinem Herzen zu folgen. Es gibt im Saal wohl niemanden, der das glaubt, aber alle wissen, welches Urteil Heinrich will: eine Aufhebung seiner Ehe wegen Blutschande. Seine Juristen zitieren die entsprechenden Bibelstellen; die Drecksarbeit erledigen altgediente Höflinge.
    Als Zeugen aufgerufen erinnern sich halbe Tattergreise plötzlich daran, dass der 15-jährige Arthur nach seiner Hochzeitsnacht mit Katharina nach Bier verlangt habe, weil er »mehrmals mitten in Spanien« gewesen sei (siehe oben).
    Der Legat des Papstes lauscht, wägt ab, zieht die Verhandlungen wochenlang hin und verweist den Fall zurück nach Rom, wo allerdings Sommerferien sind, weshalb sich der König bitte weiter gedulden wolle.
    Heinrichs Zorn erreicht imperiale Ausmaße; Anne weiß ihn zu nutzen. Für eine tödliche Rache an Wolsey.

Löwe Heinrich entdeckt seine Pranken und kegelt mit Köpfen
    Anne Boleyn hat dem Kardinal nie verziehen, dass er anno 1523 ihre Ehe mit William Percy unterbunden hat. Jetzt vermasselt er auch noch ihre königlichen Heiratspläne. Übel nimmt sie außerdem, dass Heinrichs Lieblingsberater ihr Spiel früh durchschaut und den Spitznamen »die Natter« oder »Black Nan« in Umlauf gebracht hat.
    Sie kann den König davon überzeugen, dass Wolsey die Schuld am stotternden Fortgang seiner Scheidung trifft. Jäger Heinrich liebt Sündenböcke.
    Der von Thomas Morus gefürchtete Zeitpunkt, an dem der »Löwe seine wahren Kräfte entdeckt«, ist gekommen. Heinrich verstößt seinen Busenfreund und Berater, der ihm zwei Jahrzehnte gedient hat, und lässt einen Prozess vorbereiten. Dabei macht er sich das Parlament und ein 200 Jahre altes Gesetz zunutze. Das sogenannte Statute of Praemunire erklärt es zum Hochverrat, sich in Rechtsfällen an ausländische Machthaber und Gerichte zu wenden – etwa an päpstliche. In Wolseys Fall ist dieser Vorwurf hochgradig lächerlich, schließlich hat er in Heinrichs Auftrag gehandelt.
    Wolsey verlangt nach einer Audienz, wird mehrfach abgewiesen, aber noch einmal zu einer Jagdgesellschaft geladen. Alle schneiden ihn, denn er hat buchstäblich nur Feinde. Der Kardinal kann den König vor einem Ausritt abpassen. Zitternd bittet er um Gnade. Heinrich umarmt seinen Freund unter Tränen, schenkt ihm einen kostbaren Ring, spricht vom Wert der Freundschaft, sagt Lebwohl und sitzt auf. Wolsey schöpft kurz Hoffnung, doch von nun an lässt Heinrich sich verleugnen, und bei Hof grüßt keiner mehr.
    Niemand weiß besser als Wolsey, was die Stunde geschlagen hat. Eiligst legt er alle Staatsämter nieder und besinnt sich auf seine Bischofspflichten in York. 1530 wird er dort von einem königlichen Gesandten verhaftet. Es ist – ausgerechnet – William Percy, der ehemalige Verlobte von Anne Boleyn. Angenehm ist dem gutmütigen Herrn von Northumberland diese Pflicht nicht. Er ist froh, als der Chef des Tower, ein Sir Kingston, seinen Gefangenen übernimmt, um ihn nach London zu überstellen. Zum Gerichtstermin wegen Hochverrat.
    Seiner sicheren Hinrichtung entgeht Wolsey während der Anreise durch seinen – vielleicht selbst durch Gift herbeigeführten – Tod. Bevor der Kardinal seinem Schöpfer entgegentritt, empfiehlt er seinem Bewacher Kingston: »Sollten Sie je in die Verlegenheit kommen, seiner Majestät

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