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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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etwas raten zu müssen, seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie ihm in den Kopf setzen, denn Sie werden es nie mehr hinausbekommen.« In seinen letzten Minuten muss der Meisterpsychologe sich erinnert haben, dass er es war, der Heinrich 1514 als Erster eine Scheidung empfohlen hat.
    Anne zeigt ihre Freude über den Tod ihres Intimfeindes unverhohlen. Sie lässt bei Hof ein Stück mit dem Titel »Die Höllenfahrt des Kardinals« aufführen und tritt darin als Furie auf, die eine mannsgroße Puppe in Purpurtracht überwältigt und zerfleddert. Heinrich beweist Geschmack genug, um not amused zu sein.
    Erstmals zeichnet sich sein von nun an übliches Muster der Trauerarbeit ab: Heinrich kann sich aufs Herzlichste von Menschen verabschieden, deren Todesurteil er zuvor heimlich unterschrieben hat. Sobald den Ahnungslosen ein Licht aufgeht, vermag der König ihnen, seinen Opfern, nicht mehr in die Augen zu sehen. Sind sie vernichtet, vergießt er gern Tränen der Rührung. Heinrich hält das einem ausgeprägten Sinn für Freundschaft und seiner Empfindsamkeit zugute. Er sieht sich weiter als lyrische Seele. Schuld an den Hinrichtungen sind am Ende immer andere.
    Unfassbar, aber wahr – er ist ein Monster reinen Herzens. Nun, vermutlich sind eben diese die größten und erfolgreichsten Ungeheuer von allen.
    Zu Wolseys Nachfolger bestimmt der König wiederum einen Busenfreund und einen echten Feingeist: Thomas Morus. Als dessen Schwiegersohn ihm zum Gunstbeweis Heinrichs gratuliert, bemerkt der Philosoph nüchtern: »Wenn mein Kopf dem König ein Schloss in Frankreich einbrächte, wäre ich ihn morgen los.« Ganz so schnell geht es nicht.
    Zunächst gewinnt der König seine gute Laune zurück. Gemeinsam mit Anne besucht er York Place – Wolseys prachtvolle Stadtresidenz am Londoner Themseufer –, um Vitrinen, Wandteppiche, venezianische Gläser, orientalische Seidenkissen und Prunkbetten des Verblichenen zu sichten. Wolseys gesamter Besitz – der unermesslich ist – fällt der Krone zu, darunter mehrere Paläste und Landhäuser.
    York Place wird zum Whitehall-Palast erweitert. Es ist Annes Lieblingsresidenz, von der nur noch ein später entstandener Bankettsaal existiert. Downing Street liegt übrigens um die Ecke. Dank Heinrich residieren Englands Regierungsoberhäupter in der Folge in Whitehall.

Der Bischof von Rom
    In seiner Scheidungssache schickt Heinrich 1530 noch einmal Diplomaten – darunter Annes eigenen Vater Thomas Boleyn – zum Papst, um eine Annullierung seiner Ehe zu erreichen. England bietet Militärhilfe gegen Spanien an. Clemens entlässt die diplomatische Delegation mit warmen, aber unverbindlichen Worten und schließt lieber Frieden mit Frankreich und Spanien. Der König erkennt, dass er sich zwischen Anne und dem Heiligen Vater entscheiden muss.
    Kurzerhand wendet er das praktische Praemunire -Gesetz nun auf alle Bischöfe Englands an, die sich ja zunächst dem Papst und erst an zweiter Stelle ihrem König verpflichtet fühlen. Das ist ganz klar: flächendeckender Hochverrat!
    Die durch Wolseys Ende eingeschüchterten Prälaten zahlen hohe Bußgelder und lassen sich vom König seine Anerkennung als »Oberhaupt der englischen Kirche gleich unter Gott« abpressen. Sie schwören den sogenannten Suprematseid. Tausend Jahre lang hatten englische Könige über den Leib und der Papst über die Seele der Untertanen regiert, jetzt herrscht Heinrich über beides. Lordkanzler Thomas Morus leidet, schweigt und legt 1532 seine Ämter nieder. Heinrich ist selbstverständlich beleidigt und merkt sich diesen Verrat. Als Ersatz nimmt er sich einen ehemaligen Sekretär Wolseys zum Berater. Ein weiterer Thomas, Nachname Cromwell, Sohn eines Schmieds, heimlicher Protestant und künftig sein Mann fürs Grobe. Eine Rolle, die Cromwell exzellent ausfüllen wird. Sein Beiname soll bald »Hammer der Mönche« lauten.
    Die endgültige Trennung von Rom ist der Suprematseid noch nicht. Heinrich bleibt im Herzen Katholik und sämtlichen römischen Riten und Sakramenten treu. Aber die Drohung ist unüberhörbar, und Katharinas Tage als Königin sind endgültig gezählt.

Hemden nähen ist nicht genug – eine Königin wird ausgemustert
    Dem peinlichen Prozess um ihr Jungfernhäutchen zum Trotz leitet die Spanierin bis zum Sommer 1531 weiterhin den königlichen Haushalt. Sie näht gar wie gewohnt des Königs Leibwäsche und seine Hemden, harrt duldsam aus. Heinrich – der angebliche Wüstling und Ehebrecher – führt ein

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