Sex Im Busch 1-3 Sammelband
bin. Manch anderer würde dich öffentlich hinrichten lassen wegen deiner maßlosen Bitte.“
Barnabas gab nicht so schnell auf. „Jedem anderen“, sagte er eindringlich, „hätte ich dieses Ersuchen nicht vorgetragen. Jeder andere wäre nicht einmal annähernd so stolz und überragend, wie du es bist, großer Häuptling Mulugleo! Du bist das größte Stammesoberhaupt, das jemals im ganzen Kongo geherrscht hat!“
Bei diesen Worten ließ sich der Geschmeichelte tief und entspannt in die Hängematte sinken. Barnabas bemerkte mit Genugtuung, dass er jetzt zumindest die stille Aufmerksamkeit des Häuptlings hatte. Er führte seine Rede weiter aus: „Deine Tochter Muluglai ist im Grunde ihres Herzens das reinste und erhabenste Wesen, das ich je kennenlernen durfte. Die widrigen Umstände ihrer Jugend können nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr eine großartige, erfolgreiche Zukunft als Königin des Kongo bevorsteht!“
„Mit der Macht der Eier der Sternenmutter?“ forschte Mulugleo mit zusammengekniffenen Augen.
„Mit dieser Macht und noch anderen Mächten, von denen sie noch nicht einmal weiß, dass es sie gibt!“ bestätigte Barnabas.
„Welche Mächte sind das?“
„Zum Beispiel die kraftvolle Weisheit des auf der Nase Gehörnten.“
„Was meinst du damit?“
„Ich meine die Kräfte, die das Werk der heiligen Worte birgt.“ Barnabas deutete auf das lederne Buch, das an seinem Rücken hing.
„Ist das Ding da“, der Häuptling deutete darauf, „so etwas Ähnliches wie die Eier der Sternenmutter? Schenkst du es mir?“
„Ich kann es dir leider nicht schenken“, entgegnete Barnabas freundlich. „Man muss die geheimen Zeichen darin entziffern können, um sie für sich zu nutzen. Ich kann dir die kostbaren Lehren und Bedeutungen, die darin enthalten sind, vorlesen und erklären. Ich könnte auch deine Tochter im Entziffern dieser Worte unterrichten. Aber ich kann und darf dieses Werk nicht aus den Händen geben! Anders als die Eier der Sternenmutter ist es nicht ein heiliger Gegenstand zur Vermehrung der magischen Kräfte. Sondern ein gigantischer Wissensschatz, der in fremden Zeichen verschlüsselt wurde. Er dient zur Schulung des eigenen Ich.“
Mulugleo sah den Missionar an und gaukelte ihm unbeholfen Verstehen vor. Es war ihm aber deutlich anzumerken, dass er in etwa so viel begriff, als hätte man ihm die Funktionsweise einer Dampfmaschine erklärt.
„Falls, ich meine nur
falls
ich erwägen sollte, dir meine Tochter zur Frau zu geben...“ murmelte Mulugleo stirnrunzelnd und vorsichtig, als wären seine eigenen Worte wie spitze Glasscherben, über die er hinwegstakste. „Falls dies also geschehen sollte... Würdest du ihr die Weisheiten des auf der Nase Gehörnten beibringen?“
„Oh ja!“ Barnabas nickte heftig. „Sie würde alles erfahren. Über kurz oder lang wäre sie die machtvollste Frau weit und breit!“
„Und da sie mir als ihrem Vater untersteht, und auch du als ihr Gatte mir zu willen sein müsstest, würde
ich
zum größten Herrscher werden!“ ergänzte Mulugleo und bleckte sich die Lippen.
„Ganz genau so ist es!“ verkündete Barnabas feierlich.
Schweigen machte sich breit. Kaum ein Laut war zu hören außer den Geräuschen des Dorfes draußen.
Schließlich räusperte sich Mulugleo. „Dann sei es folgendermaßen“, sagte er. „Wenn du beide Raubtiere bezwingst, sollst du meine Tochter heiraten dürfen! Jage den Leoparden, bringe ihn zur Strecke und überreiche mir sein Fell. Nimm eine Schar meiner Krieger mit und eine junge Ziege als Köder. Binde sie an und warte, bis er auftaucht. Dann töte ihn! Breche gleich heute Nacht auf.“ Er kratzte sich nachdenklich am Kinn und wiegte den Kopf bedeutungsvoll hin und her. „Was das andere
Raubtier
angeht: Zähme Muluglai! Mach aus ihr eine wissende Frau, anständig und umsichtig, eine echte Muluglu-Häuptlingstochter! Treibe ihr die Flausen aus, gebe ihr festen Halt und eine klare, strenge Ordnung. Dann soll sie dir gehören!“ Er sah Barnabas in tief gerührter Betrunkenheit an, als heische er um Freudentränen und stürmischen Beifall.
Der Missionar sank vor dem Häuptling auf die Knie und blickte zu ihm empor. Seine runden, von der Sonne geröteten Gesichtszüge waren aufgeweicht vom Ausdruck grenzenloser Dankbarkeit und inniger Verehrung.
„Oh, großer Häuptling!“ stieß er hervor. Sein buschiger weißer Schnauzbart zitterte vor unbeherrschter Freude. „Ich danke dir von ganzem Herzen! Gerne stelle
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