Sex in der Dose
wichtig?«
»Er ist der Mann, der
versehentlich an Hal Lessingers Stelle erschossen
wurde«, sagte ich bedächtig. »Oder vielleicht war es auch gar kein Versehen. Lessinger hatte ihn angestellt in der Absicht, über die
Beteiligten Schmutz auszugraben. Damit er ein Druckmittel in der Hand hatte, um
diesen Film fertigstellen zu können. Vielleicht hatte Rawlins solchen Schmutz gefunden.«
Ferrell ließ den Blick durch sein
kleines Wohnzimmer schweifen, während er darüber nachdachte. Viel gab es da
nicht zu sehen: Möbel, die reif für den Müllplatz waren, und eine Aussicht auf
den abblätternden Putz des gegenüberstehenden Hauses.
»Schmutz«, überlegte Ferrell . »Jedenfalls Informationen für Lessinger ,
die er zur Erpressung benutzen konnte.«
»Etwas in dieser Richtung,
jawohl«, nickte ich.
»Aber nicht über mich!« Er
straffte die Schultern. »Glauben Sie, daß ich es war, Holman ?
Daß ich diesen Mann umgebracht habe?« Seine Augen wurden noch dunkler und
trüber. »Sind Sie etwa deshalb gekommen?«
» Lessinger hat mich engagiert, damit er am Leben bleibt«, sagte ich. »Und diesen Auftrag
kann ich nur erfüllen, wenn ich feststelle, wer ihn tot sehen will. Aber es
gibt noch eine Alternative, stimmt’s? Vielleicht hatte es Rawlins ’
Mörder tatsächlich auf Rawlins abgesehen.«
»Ich kann Ihnen da jedenfalls
nicht weiterhelfen«, sagte er trocken. »Ich habe genug eigene Probleme.
Offengestanden, wenn jemand Lessinger umbringen will
— meinen Segen hat er.«
»Also gut«, fuhr ich fort. »Mir
will noch etwas nicht aus dem Kopf. Sie haben sich zehntausend Dollar von
Jamison geliehen und ihm das Negativ des halbfertigen Films als Sicherheit
überlassen. Dabei besaßen Sie das Negativ doch gar nicht, es gehört Sanford.
Stimmt das?«
Er musterte mich wie einen
begriffsstutzigen Erstkläßler . »Sanford gehört es nur
zur Hälfte«, sagte er. »Die andere Hälfte besitze ich. So war es von Anfang an
vereinbart. Ich sollte den Film produzieren und inszenieren, und er stellte das
Kapital. Er zog seine finanzielle Unterstützung zurück, als der Film zur Hälfte
fertig war. Deshalb—«, er grinste mit schadhaften Zähnen — »deshalb besitzt
Sanford nur die Hälfte eines halbfertigen Films. Ich gab meine Hälfte an
Jamison als Pfand weiter. Wenn Sanford seine Hälfte haben will, dann holen wir
einfach eine Schere und schneiden den Streifen der Länge nach durch. Habe ich
mich klar ausgedrückt?«
»Glasklar«, bestätigte ich.
»Sanford hat sich ausgerechnet, daß er nur warten muß, bis alle anderen das
Interesse verlieren, dann kann er den Film vollenden.«
»Ich bin jedenfalls
abgesichert«, sagte Ferrell . »Niemand kann den Film
mit einem anderen Produzenten oder Regisseur vollenden. Und ich habe nicht die
Absicht, ihn für geifernde Idioten zu machen, die sich am Körper eines toten
Stars aufgeilen wollen!«
»Das klingt edel«, nickte ich.
»Aber was tun Sie in der Zwischenzeit? Schnürsenkel verkaufen?«
»Was erlauben Sie sich!« Er
erstickte fast an seinen Worten. »Ich...«
»Jetzt hören Sie mir mal zu«,
fuhr ich ihn an. »Sie sitzen hier in diesem billigen Loch und haben keinerlei
Zukunftsaussichten. Bei Jamison stehen Sie mit zehntausend Dollar in der
Kreide, dabei halte ich jede Wette, daß Sie im Augenblick nicht mal hundert
Dollar zusammenkratzen könnten. Ihre einzige Chance ist es, diesen Film
fertigzudrehen. Aber das können Sie nicht, ehe Sanford nicht einverstanden ist.
Stellt er sich deshalb taub? Er wartet wohl, bis Sie so pleite und verzweifelt
sind, daß Sie ihm jedes Zugeständnis machen, nur um wieder arbeiten zu können.«
»Warum scheren Sie sich nicht
endlich zum Teufel?« fragte er.
»Wo finde ich Alec Jamison?«
»Versuchen Sie’s mal am Strip«,
sagte er. »Dort gehört ihm eine Bar. Sie heißt Happy Alice. Die Mädchen
gehen entweder unten oder oben ohne und heißen alle Alice.« Spöttisch verzog er
den Mund. »Jamison hält das für genial!«
Ich ging die Treppe hinunter
und zu meinem Wagen hinaus. Es war schon später Nachmittag, und die Freiübungen
mit Paula begannen ihren Tribut zu fordern. Vielleicht, so dachte ich, sollte
ich nach Hause fahren und mich mit einem Buch im Bett ausstrecken. Etwa mit
einem Ratgeber für neue Positionen, damit ich Sanford das nächstemal nicht enttäuschte. Bei dem Gedanken bekam ich Sodbrennen.
Die Happy Alice bestand
von oben bis unten aus Chrom, Plüsch und Plastik, das entdeckte ich eine halbe
Stunde
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