Sex in der Dose
ein völlig anderes Motiv. Lessinger besitzt hier in der Stadt mehr als genug Feinde.«
»Oder Mike Rawlins hatte über einen der an dem Filmprojekt Beteiligten genug Nachteiliges
ausgegraben, daß er umgebracht werden mußte, ehe er seine Informationen an Lessinger weitergeben konnte.«
»Auch das wäre möglich.«
»Aber es gibt nur drei
Beteiligte«, überlegte ich. » Ferrell , Sanford und
Sie.«
»Also fällt ein Drittel des
Verdachts auf mich«, grinste er. »Aber ich habe nichts so Schwerwiegendes zu verbergen,
Mr. Holman , daß ich dafür einen Menschen ermorden
müßte.«
»Wer weiß?« Ich erwiderte sein
kaltes Lächeln. »Vielleicht höre ich mich selbst ein bißchen um.«
»Wenn es Ihnen Spaß macht?«
meinte er. »Gibt es sonst noch etwas zu besprechen, Mr. Holman ?«
»Nicht daß ich mich erinnern
könnte.«
Er schnalzte mit den Fingern,
und meine Spezial-Alice erschien neben dem Tisch.
»Mr. Holmans Drink geht auf meine Rechnung«, teilte er ihr mit. »Und danach wird nichts mehr
an ihn ausgeschenkt. Wenn er wiederkommen sollte, rufst du Benny und läßt ihn
hinauswerfen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Gewiß, Mr. Jamison«, sagte
Alice.
Er glitt aus der Nische. »Benny
ist ein altmodischer Rausschmeißer, Mr. Holman , aber
tüchtig. Ich würde an Ihrer Stelle nicht die Probe aufs Exempel machen.«
Dann verschwand er mit kurzen
schnellen Schritten.
»Da haben Sie sich ja wirklich
in die Tinte gesetzt«, sagte Alice mitleidig.
»Wie ist er denn so als Chef?«
fragte ich.
»Er betatscht einen gern. Mir
macht’s ja nicht viel aus, weil das alle hier tun; mir stinkt nur, daß man bei
ihm auch noch so tun muß, als sei man weiß Gott wie entzückt davon, bloß weil
er der Boss ist.« Sie lächelte plötzlich. »Sie müssen ihm ja tüchtig eingeheizt
haben, wenn er so sauer auf Sie ist. Wollen Sie doch noch was trinken? Ich kann
es schon einrichten.«
»Nein, danke. Aber Sie sind
sehr nett.«
»Und Benny ist gar nicht so
stark«, fuhr sie fort. »Er hält sich nur dafür.«
»Das glaube ich Ihnen
unbesehen«, antwortete ich.
»Müssen Sie gar nicht.« Sie
verzog die Lippen. »Hier kommt er schon. Also, dann sage ich Ihnen lieber
adieu. Und viel Glück!«
Hastig zog sie sich zurück. Ich
sah dem breiten Kerl entgegen, der mit entschlossenem Gesicht auf meinen Tisch
zukam. Er war groß und schwer, hatte das rote Haar quer über die hohe Stirn
gekämmt und tiefliegende, blutunterlaufene Augen. Schnell stand ich auf, trat
aus der Nische und mit weit ausgestreckter Hand auf ihn zu.
»Hallo, Benny!« rief ich
begeistert. »Wie schön, daß wir uns mal wiedersehen. Wo hast du denn die ganze
Zeit gesteckt?«
»Hä?«
Das hatte ihn einen Moment aus
dem Konzept gebracht, er stand nur da und starrte mich an. Während er noch mit
den Augen blinkerte, trat ich ihm mit aller Gewalt gegen beide Schienbeine, und
das schaffte ihn endgültig. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er mich zuerst
zusammenschlagen oder vorher seine schmerzenden Knochen reiben sollte. Während
er noch überlegte, setzte ich ihm eine Gerade in den Solarplexus, und als sein
Kopf etwa auf meiner Gürtelhöhe war, schlug ich ihn scharf zwischen die Augen.
Auf dem Weg nach unten nahm er den Tisch und das Glas mit. Als Dreingabe traf
ihn die Tischkante quer übers Nasenbein, als er schon am Boden lag.
»Kann jedem passieren«, sagte
ich achselzuckend ins Lokal hinein. »Es muß an dem lausigen Schnaps liegen, der
hier ausgeschenkt wird.«
7
Von zu Hause rief ich bei Lessinger an, es meldete sich aber niemand. Also wurde er
vielleicht noch von der Polizei verhört; vielleicht war er auch ausgegangen,
vielleicht war er auch tot. Obwohl er mein Klient war, scherte es mich wenig,
welche Antwort nun zutraf. Ich ging in die Küche und holte ein Steak aus dem
Kühlschrank. Sexualathleten müssen etwas für ihre Kräfte tun. Aber ich war noch
nicht sicher, ob ich mich für die nächste Sex-Olympiade melden würde;
vielleicht sah ich sie mir nur durch einen Trickspiegel an.
Nach dem Essen machte ich mir
im Wohnzimmer einen Drink. Als Polizist, überlegte ich, wäre der Fall für mich
sonnenklar. Ich würde einfach alle Beteiligten nach ihrem Alibi für die Stunde
zwischen zwei und drei Uhr letzte Nacht fragen und ihre Angaben überprüfen.
Aber ich war kein Polizist, ich war nur ein Detektiv mit einem Klienten, den
ich nicht mochte, und mit einer alten Freundin, der ich Ärger ersparen wollte.
Und da fiel mir ein, daß ich
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