Sex in der Dose
später. Ich glitt in eine Ecknische, und eine Blondine mit hartem
Gesicht schlenderte zu mir herüber. Sie trug eine Transparentbluse, einen
Stetson und Wildledershorts mit Fransen. Die kniehohen Stiefel hatten
schiefgetretene Absätze, und auch ihr Lächeln wirkte abgenutzt.
»Hallo, Partner«, krächzte sie.
»Was für’n Gift darf’s denn sein?«
Ich sah durch ihre
Transparentbluse, aber das war ein Fehler. Ihre Brüste wirkten einsam und
verloren.
»Zwei Wünsche habe ich«, sagte
ich. »Ich möchte...«
»Der Schnaps ist kein Problem«,
unterbrach sie mich. »Aber das andere?«
»Ich bin neu hier in der
Stadt«, feixte ich. »In der einen Tasche habe ich meine Ölquelle, in der
anderen die Ranch. Und daß mir gleich als erstes so was Hübsches wie Sie vors
Visier kommt, verschlägt mir direkt die Sprache. Yessir ! Ich war nicht mehr so aufgeregt, seit ich meinen ersten Büffel geschossen
habe!«
Müde zuckte sie die Schultern.
»Wir sollen in Stimmung machen, sagt er. Also mache ich in Stimmung. Was
dagegen?«
»Nicht direkt«, antwortete ich.
»Ich möchte erstens einen Bourbon mit Eis und zweitens Alec Jamison sprechen.«
»Der Schnaps ist kein Problem.«
Sie lächelte über die Wiederholung, aber diesmal wirkte es echt. »Ihr zweiter
Wunsch ist schon schwieriger zu erfüllen. Vielleicht haben Sie einen Namen?«
»Rick Holman «,
sagte ich. »Sagen Sie ihm, es betrifft dieses halbe Negativ, das er als Pfand
bekommen hat.«
»Das klingt verrückt.« Sie
bedachte es, dann hob sie die Schultern. »Aber ich will’s ausrichten.«
Sie ging und kehrte nach ein
paar Minuten mit meinem Drink zurück. »Er kommt gleich, hat er gesagt. Aber der
Drink geht auf Ihre Kosten.«
»Nehmen Sie Schecks?«
Sie verschwand, und ich hatte
mein Glas fast ausgetrunken, ehe Jamison erschien. Er war ein kleiner Kerl,
penibel gekleidet und kurz angebunden. Mit seinem glänzend schwarzen Haar und
den braungefleckten Augen wirkte er eher wie ein Buchhalter, der in der großen
Konferenz hinter seinem Präsidenten sitzt und ihm die Unterlagen zuschiebt.
»Ich bin Jamison«, sagte er
knapp und glitt neben mich in die Nische. »Und wie ich höre, sind Sie Holman . Der Name sagt mir nichts, wohl aber das Stichwort
Negativ. Was wollen Sie von mir, Mr. Holman ?«
Ich erzählte ihm die Story von
Hal Lessinger und Mike Rawlins ,
und er hörte mir aufmerksam bis zum Ende zu.
»Da werde ich Ihnen schwerlich
helfen können«, sagte er dann mit ehrlichem Bedauern. »Das Geld habe ich Tony Ferrell sowieso gegen bessere Einsicht geliehen. Aber
zufällig ist er ein alter Freund, und ich schuldete ihm einen Gefallen. Er
schien so überzeugt davon, daß der Film letztlich doch noch fertiggestellt
werden würde, daß ich ihm glaubte. Natürlich trat Hal Lessinger an mich heran, und ich informierte ihn selbstverständlich, daß er mir einen
Gewinnanteil an dem Film zusichern mußte, ehe ich das Negativ freigab — um
genau zu sein«, er lächelte schwach, »ehe ich auf meinen halben Besitzanteil an
dem halbfertigen Negativ verzichtete.«
»Den halben?« fragte ich.
»Gehört es denn nicht Ferrell , wenn die Anleihe
zurückgezahlt ist?«
»Es war keine Anleihe«, sagte
er glatt, »es war eine Option. Ich helfe einem Freund in Not gern, Mr. Holman , aber ich bin kein Wohltätigkeitsinstitut. Das
einzige halbwegs Wertvolle, das Tony besaß, als er zu mir kam, war sein halber
Anteil an dem Negativ. Also zahlte ich ihm dafür zehntausend Dollar und gab ihm
neunzig Tage Frist, das Negativ für elftausend Dollar von mir zurückzukaufen.
Diese Option verfällt am Freitag. Und ich bezweifle stark, daß Tony innerhalb
der nächsten 48 Stunden so viel Geld auftreiben kann.«
»Wenn man Freunde wie Sie hat,
braucht man keine Feinde«, stellte ich fest.
Wieder lächelte er. »Er hat
noch einige Rechte, wissen Sie. Wenn der Film jemals fertig wird, dann mit ihm
als Regisseur und Produzent.«
»Möglich. Wenn also das Projekt
steigen soll, dann nur mit Ihrer und Gerry Sanfords Einwilligung, stimmt das?«
»Stimmt genau.«
» Lessinger spielt bei dem Handel überhaupt keine Rolle?«
» Lessinger ist ein Geschäftemacher«, sagte Jamison. »Der versucht nur, eine Situation für
sich auszunutzen, bei der er sich Profit erhofft.«
»Warum sollte ihn dann jemand
umbringen wollen?«
Jamison zuckte die Schultern.
»Keine Ahnung. Aber ich tippe darauf, daß es nichts mit dem Iris- Merivale -Film zu tun hat. Der potentielle Mörder hat
wahrscheinlich
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