Sex oder Schokolade

sein Griff schmerzte fast. „Kit." Sie sprach den Namen leise aus. „Natürlich können wir irgendwann miteinander schlafen."
    Er ließ den Kopf auf den Tisch fallen. „Was?" Seine Stimme klang sehr heiser.
    „Es ist nur so, dass ... wir haben etwas die Beherrschung verloren, stimmt's? Und ich  ... habe doch diese Abmachung mit Marjorie."
    Kit richtete sich auf und schob Sabrina zur Seite. „Schon wieder Marjorie?"
    „Von der Abmachung habe ich dir doch schon erzählt." Die vollständige Erklärung  war ihr allerdings etwas peinlich. Kit hatte ihr gerade einen wundervollen Höhepunkt  beschert, und sie hatte ihm ohne Worte etwas Ähnliches versprochen. Keine Frau durfte einen Mann so sehr erregen, ohne ihm dann auch in irgendeiner Form ...
    Schokolade!
    „Sieh mal. Wir haben ein paar der Schokokelche zerbrochen." In der wilden Hektik waren einige der zierlichen Gebilde zu Bruch gegangen. „Lass sie uns probieren."
    Einen Moment lang konnte Kit den abrupten Themenwechsel gar nicht begreifen.
    Sabrina schob ihm ein Stück Schokolade in den Mund und streichelte seine Schulter. Es fühlte sich so hart wie ein Felsen an. Kein Wunder, er musste am ganzen Körper so angespannt wie eine Bogensehne sein. „Iss noch ein Stück, dann fühlst du dich bald besser."
    Kit schluckte. „Dazu braucht es mehr als nur Schokolade."
    Vielleicht wirkte weiße Schokolade nicht so gut? Sabrina brach etwas von einem der  dunklen Kelche ab. „Versuch den mal."
    Kit schob ihre Hand zur Seite. „Ich brauche keine Schokolade."
    „Da sind irgendwelche Stoffe drin. Durch die fühlt man sich genauso gut wie nach ..."
    Kits skeptischer Blick ließ sie verstummen. Nachdem sie erst vor ein paar Minuten einen echten Höhepunkt erlebt hatte, wusste sie selbst nur zu gut, dass auch die größte Menge Schokolade nicht an einen Gipfel der Lust durch Kristoffer Rex heranreichen konnte.
    „Und was ist dann passiert?" Marjorie blickte ihre Schwester an. Das nasse Haar war ihr auf dem Kopf hochgesteckt. Der Vorfall in der Küche des „Decadence" lag jetzt drei Tage zurück, und immer noch konnte Sabrina sich in Kits Nähe nicht normal verhalten. Er war nicht direkt böse auf sie, aber er wirkte mürrisch, und bei seinen verlangenden Blicken fühlte Sabrina sich, als würde sie ohne Unterwäsche im Kleid über einem Lüftungsschacht stehen.
    „Dann sind wir nach Hause gefahren." Sie fingerte am Saum ihres Rocks herum.
    „Nein, das seid ihr nicht!"
    „Doch. Jeder zu sich nach Hause."
    Marjorie lehnte sich auf ihrem pinkfarbenen Frisierstuhl zurück. „Wow. Dass du einen so heißen Typen gehen lässt! Das mit der Schokolade scheint also doch zu klappen. Oder du bist ganz verrückt nach dem Ring."
    Fast hätte Sabrina gelacht, denn an der Schokolade lag es nun wirklich nicht. Aber alle im Friseursalon hörten der Unterhaltung angespannt zu, sogar die versnobten Friseure.
    Schluss mit dem Unterhaltungsprogramm, dachte Sabrina. Auffordernd nickte sie  Costas Cartouche zu. Durch Dominique hatte sie noch einen weiteren Termin bei ihm  bekommen können. Jetzt sollte er zur Tat schreiten. Nur weil Marjorie so nervös war,  hatte Sabrina zur Ablenkung ihr letztes Schokoabenteuer mit Kit erzählt. Und jetzt  würden bestimmt alle Kundinnen und Friseure mit ihren Freundinnen beziehungsweise  Freunden angeregt darüber diskutieren.
    „Im Grunde hast du die Abmachung noch nicht gebrochen." Marjorie bekam gar  nicht richtig mit, dass Costas ihr die Haare abschnitt. Lange dunkelbraune Strähnen  fielen zu Boden.
    „Petting zählt nicht?" Costas besaß einen harten europäischen Akzent. Sein  schwarzes Haar war ganz kurz, und er trug eine schmale blaue Sonnenbrille.
    Verlegen errötete Sabrina. „O bitte!" Sollte jetzt von allen Anwesenden diskutiert werden, welche sexuellen Handlungen unter die Abmachung fielen und welche nicht?
    Sie sehnte sich nach Schokolade, aber ihre Vorräte waren im Moment aufgebraucht.
    Entnervt lehnte sie sich an ein pinkfarbenes Waschbecken.
    „Gilt Petting?" rief Costas, und alle Kundinnen und Kollegen antworteten  gleichzeitig.
    Sabrina schlug die Hände vors Gesicht. „Bitte bring mich um, Marjorie."
    Drohend wedelte Costas mit der Schere vor ihr herum. „Sie hat schließlich nicht  Sex mit diesem Mann gehabt."
    „Ich weiß gar nicht, ob ich weiter auf der Abmachung bestehen soll", warf Marjorie ein. „Ich will dich nicht bestrafen. Das Ganze kommt mir jetzt unmenschlich vor."
    Costas schnitt weiter. „Das