Sex-Star: Erotischer Roman (German Edition)
eher an den Independent gedacht«, sagte Santosh zwischen einem Anfall von Schluckauf. »Du musst doch langsam genug von deinem Job haben. Ich meine, viele sind an dir vorbeigezogen und haben Karrieren gemacht, von denen du auch beeindruckt sein musst. Aber diese kleinen Lichter, die du groß rausbringen willst, was hast du von denen?«
»Ärger und Übelkeit hauptsächlich«, gab Claire zu. Morgen früh, wenn sie ausgenüchtert war, würde sie diese Aussage bereuen.
»Ja, das habe ich mir gedacht. Du bringst diesen zweitklassigen Promis bei, wie sie sich kleiden, was sie sagen sollen, auf welche Partys sie gehen und mit welchen Freunden sie sich sehen lassen sollen.«
Claire grunzte und senkte die Nase in den Bellini. Das passierte ihr immer wieder - sie unterschätzte Tosh. Bei all ihrem vergossenen Herzblut - diese verdammte Frau war eine unglaublich gute Journalistin, die sich mit Menschen auskannte. Neil hatte sie immer gehasst, und Santosh hatte ihm fröhlich versichert, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte.
»Nein, nein, nein«, sagte Claire. »Ich werde dir den Gefallen nicht tun. Ich kann sehen, wie dein böses Gehirn tickt.«
»Du musst nur einen dieser Halbpromis bloßstellen«, sagte Santosh und hielt einen Finger hoch. Ihre Stimme klang schleppend, und die Augen waren schläfrig und konnten nur noch das Glas erkennen, das sie in den Händen hielt, aber ihr Gehirn hatte auf Autopilot geschaltet. »Dann bricht das Kartenhaus zusammen. Wir entlarven das ganze Spiel, es wird entmystifiziert, und wir reinigen den roten Teppich von allen Leuten, die darauf nichts zu suchen haben.«
Claire blinzelte. »Du bist tatsächlich betrunken. Was du vorschlägst, ist ein Promi-Genozid. Außerdem ist die Machart nicht neu. Bei jeder Castingshow fliegen Woche für Woche die Möchtegernstars hinaus, und viele von ihnen versuchen es trotz Schelte und Häme bei der nächsten Talentshow.«
»Ja, gut, vielleicht kriegen wir die Halbpromis nicht los«, sagte Santosh. »Aber stell dir nur mal die Publicity für dich vor, wenn ich dir das Expose schreibe.«
»Ich will nicht der Gegenstand eines Exposes sein«, sagte Claire. »Ich verkaufe Illusionen. Ich verkaufe bullshit. Aber bevor die Leute begreifen, dass es bullshit ist, stehe ich da und zähle mein Honorar.«
»Du würdest auch nach der Entlarvung noch Geld mit der Show verdienen, denn es gibt einen endlosen Vorrat an dummen Menschen. Es gibt drei Beständigkeiten im Leben: Sex, Tod und Dummheit.«
»Du sprichst wie eine echte Zynikerin, mein Liebling«, sagte sie und hob ihr Glas.
»Aber ich meine es so. Nach deiner kleinen Darbietung heute Abend im Covent Garden werden Leute wie Neil Savage dich in der Luft zerreißen, wenn sie davon hören. Du sagst, du kannst einen Niemand zum Star machen. Dann tu das doch.«
Claire fühlte, wie sich ihr Magen drehte, wenn sie daran dachte, dass Neil Savage vom unglücklichen Zusammenstoß mit dem Hippie erfuhr. Und der Kerl würde es erfahren. Er hörte das Gras wachsen. Seine Reporter gingen immer zu den richtigen Partys, und Claire wusste, dass er auch ein paar Typen beschäftigte, die dort herumlungerten, wo sie Prominenz vermuteten. Claires Ausruf »Weißt du nicht, wer ich bin?« würde keine Titelstory bringen, aber man würde über sie lachen, was ihrer Klientenliste schädlich sein könnte.
»Weißt du was?«, murmelte sie und fühlte sich ziemlich betrunken. Sie brauchte etwas zu essen. »Ich könnte und wollte es - allein schon, um ihm eins überzubraten. Teufel, ich kannte den kleinen Scheißer, als er noch in die Ärsche einiger Leute kriechen musste, um im Sunday Sport eine fünf Zentimeter hohe, einspaltige Kolumne zu bekommen. Und schau ihn dir heute an! Macht verdirbt eben doch den Charakter.«
»Er war nie ein Heiliger«, sagte Santosh. »In Wirklichkeit war er immer ein mieser Schreiberling und ein kleiner Schleimer.«
»Ja, du hast Recht.« Claire seufzte. »Gehen wir zurück zu mir. Ich habe Hunger auf Pasta, und Kohlenhydrate kriegst du nicht mehr außerhalb deiner vier Wände.«
In den letzten zehn Jahren hatte Claire sich ganz schön ins Zeug gelegt - so sehr, dass es für eine kleine, moderne Eigentumswohnung in East Dulwich gereicht hatte. Santosh war beeindruckt, zumal ihre Kriterien für Luxus momentan in einem Dach über dem Kopf und in der Abwesenheit von Ziegen bestanden.
»Nun ja, es ist nicht wirklich berauschend«, sagte Claire, auch wenn es nicht typisch für sie war, sich
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