Sex-Star: Erotischer Roman (German Edition)
auswendig, was?«
»Ja, das weiß jede Mutter von ihrem Kind.«
»Aha. Wenn sie also meinen verwesenden Leichnam in irgendeinem Graben finden, bist du in der idealen Position, um mich zu identifizieren.« Er stürmte aus dem Zimmer, schlug die Schiebetür krachend zu und hatte dabei etwas zerbrochen, was seine Mutter aufschreien ließ.
»Oh, pass doch auf, James!«
Es stellte sich heraus, dass er einen Favrille Dekanter von Tiffany aus dem Jahr 1912 zerbrochen hatte, aber auch da blieb ihre Reaktion absolut phlegmatisch. Sie räumte ein, dass sie die Antiquität nie gemocht und eher sogar gehasst hatte. Also verhielt sie sich wieder nicht wie eine Mutter. Sie mochte nicht kritisieren, wie er sich kleidete, und seine bevorzugte Musik fand sie ›ganz schön spaßig‹. Sie tadelte ihn nicht wegen seiner schlimmen Flüche, und sie verließ sich auf ihn, dass er seine Hausaufgaben gewissenhaft erledigte. Ihr unendliches Vertrauen in ihn nervte ihn bis zur Verrücktheit.
Als James für sein Studium in London eintraf, ein paar Monate vor seinem neunzehnten Geburtstag, war es kein Wunder, dass er auf einen Kampf brannte.
Er fand keinen.
Sein persönlicher Tutor, ein Dr. Graham Mulholland, war so verständnisvoll, dass er sich kaum überbieten ließ. Die Bekanntschaften schienen außergewöhnlich zufrieden zu sein, und einige wussten kaum, warum sie überhaupt Politik studierten. Susanna glaubte, sie wäre vielleicht gern eine Journalistin, aber sie hatte nicht zugegriffen, als man ihr ein Examen in Journalistik anbot, denn die Kurse in Politik ›sahen interessant aus‹.
Daniel hatte Politik belegt, weil die ganzen Psycho-Kurse überbelegt waren und weil Natalie sich auch eingeschrieben hatte, weil sie glaubte, damit für die feministische Sache kämpfen zu können.
»Wenn Männer den Frauen sagen, Politik wäre langweilig, dann tun sie das nur, um sie draußen zu lassen«, sagte sie, als sie im Union Café saßen. »Aber das ist feige Drückebergerei, finde ich.«
»Warum belegst du dann nicht den Kursus ›Frauenstudien‹, den sie anbieten?«, fragte Daniel. Er las ein Buch über Daoismus und sah stoned aus. Er gehörte einem Surfteam aus Cornwall an und wurde schon am Ende der ersten Woche von den meisten als wahnsinnig cool angesehen, hauptsächlich wegen seines guten Aussehens, aber auch weil er sich nicht auf Partys blicken ließ, für die andere ihren Augzahn geopfert hätten. Sein Fernbleiben ließ darauf schließen, dass er noch Besseres zu tun hatte - so wurde er zum Objekt der Faszination.
»Ich brauche keinen Kursus, wie es ist, eine Frau zu sein«, sagte Natalie. »Ich bin eine Frau. Das ganze Projekt ist doch was für Mickymouse, ausgedacht von Frauen, die ihre Zeit besser für die Elektrolyse nutzen sollten.«
»Oder um sich unter den Armen zu rasieren«, fügte Sue hinzu. Sie war eine hübsche brünette Frau mit einer Pin-up-Figur aus den fünfziger Jahren. Sie stopfte sich mit einer seltsamen Mischung aus Reue und Hungergefühl, die viele junge Frauen kennen, eine Tafel Schokolade in den Mund. Diese Gefühlsmixtur überfällt sie immer, wenn sie etwas essen, das mehr Kalorien enthält als ein Eisbergsalat ohne Dressing, wusste James.
Daniel gähnte. »Oh, oh. In einer Minute drückst du deine Solidarität mit Emmeline Pankhurst aus, und in der nächsten Minute sagst du, alle Feministinnen könnte man vergessen? Was soll dieser Scheiß?«
»Das ist eine Sache des Stolzes«, sagte Sue. Man konnte sie nicht gut verstehen, weil sie ein halbes französisches Teilchen im Mund hatte, als wollte sie es verputzen, ehe sonst jemand sich daran vergreifen konnte.
»Ja, es ist eine Sache des Stolzes«, stimmte Natalie zu. »Und ich halte es für ein starkes Stück, dass ein Mann die Frauen der Eitelkeit beschuldigt.«
»Ich habe dich nicht der Eitelkeit beschuldigt«, sagte Daniel. »Ich habe dir vorgeworfen, dass du dir widersprochen hast. Wann habe ich gesagt, dass Frauen eitel sind?« Er drehte sich zu James um, als erwartete er Unterstützung.
»Hast du nicht«, sagte James.
»Nun, es ist nicht wirklich ein Widerspruch«, beharrte Natalie. »Wir haben uns seit den frühen Schönheitskonkurrenzen weiterentwickelt. Wenn du dir die feministischen Ikonen der Geschichte anschaust, wirst du feststellen, dass viele regelmäßig die Kriegsbemalung angelegt haben. Nefertiti, Kleopatra, Elizabeth die Erste ...«
»Genauso ist es«, sagte Sue. »Eine Frau zieht sich chic an, und das wird dann nur deshalb
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