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Sexy, süß und namenlos

Sexy, süß und namenlos

Titel: Sexy, süß und namenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Leto
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von ihrem eigenen Zustand ab. Angst, Verwirrung und die Einsamkeit, die sie in sein Schlafzimmer getrieben hatte, traten in den Hintergrund. Sie ließ die Decke los und berührte seinen Arm.
    Er zuckte nicht zurück, wie sie erwartet hatte. Stattdessen fühlte sie, wie sich seine Muskeln unter der geschmeidigen Haut entspannten.
    „Nicht.“
    Fast hätte sie die Hand zurückgezogen. Doch sie wollte diesen zaghaften Kontakt nicht unterbrechen. „Eine schlichte Berührung kann doch nicht schaden“, erwiderte sie.
    „Sie kennen mich nicht.“
    „Sie kennen mich auch nicht. Wenn ich es mir recht überlege …“ Sie streichelte seine Schulter und nahm seine Wärme in sich auf. „Ich kenne mich ja selbst nicht. Sie haben keine Ahnung, wie seltsam das ist. Grant, ich habe Angst.“
    Nach kurzem Zögern zog er sie an sich und nahm sie in die Arme. Anfangs wäre sie fast wieder weggerückt. Ihn so nah zu spüren, war überwältigend. Doch rasch fühlte sie sich in seinen starken Armen geborgen und schmiegte sich an diesen Fremden, der sie in seinem Haus und seinem Bett aufgenommen hatte und nun versuchte, ihre Angst zu lindern. Seine nackte Brust, auf der hellbraune Härchen wuchsen, duftete nach Sandelholzseife und gab ihr Halt in dem Durcheinander ihrer Gefühle.
    „Es ist ganz normal, dass Sie Angst haben, Harley. Aber Gus meint, dass es Ihnen schon bald besser gehen wird.“
    „Und wenn nicht?“ Sie spürte das Klopfen seines Herzens und die Anspannung in seinem Rücken.
    „Ich werde dafür sorgen, dass Sie die Hilfe bekommen, die Sie brauchen.“
    Sie glaubte ihm. Grant Riordan, der attraktive Finanzjongleur, würde alles arrangieren. Sie kannte ihn zwar noch keinen Tag lang, aber sie wusste, dass er ein einflussreicher Mann war. Vermutlich kontrollierte er die Millionen anderer Leute, die ihm ihre Zukunft anvertrauten. Wieso sollte sie ihm da nicht vertrauen, wenigstens für ein paar Tage, Stunden oder nur Momente?
    „Schlafen Sie, Harley. Sie müssen sich ausruhen.“
    Sie machte die Augen zu, wusste jedoch, dass sie nicht würde schlafen können. Obwohl er sie schützend im Arm hielt, fühlte sie sich noch immer einsam. Sie hatte keine Erinnerungen, niemanden, zu dem sie gehörte und von dem sie beim Einschlafen träumen konnte. Sie brauchte jemanden, der die Leere in ihr ausfüllte.
    Verlangen nach Grant überkam sie. Seine Wärme umgab sie, sie hörte sein Herz pochen. Nie zuvor hatte sie jemanden so sehr begehrt – oder? Es spielte keine Rolle, dass sie morgen früh ihr Gedächtnis wieder gefunden haben könnte, und dass sie möglicherweise einen Geliebten hatte. Sie wollte bloß einen Kuss. Mehr nicht.
    „Grant?“ Sie schmiegte sich enger an ihn.
    „Nicht, Harley.“ Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. „Ich will deine Amnesie nicht ausnutzen. Du weißt nicht, wer du bist oder was du da vorschlägst.“
    Wie sehr er sich irrte! Sie war einsam und verängstigt und brauchte mehr als nur seine Wärme.
    „Tust du immer nur das Richtige?“
    „Immer.“
    Diese schlichte und endgültige Aussage charakterisierte ihn genau. Sie mochte vielleicht nicht mehr viel über sich wissen, doch hatte Harley inzwischen gelernt, dass Grant Riordan nur das Richtige und Anständige tat – selbst wenn er es gar nicht wollte.
    „Gefällt es dir, so vollkommen zu sein?“
    „Schlaf jetzt. Du weißt schon viel zu viel über mich.“
    „Wirklich? Na, das ist wenigstens etwas. Über mich weiß ich nämlich nicht mehr das Geringste.“ Ihre Stimme klang tränenerstickt, und Harley schluckte, um wieder normal zu klingen. „Kannst du dir vorstellen, was für ein Gefühl das ist?“
    Das konnte er, so unwahrscheinlich das auch klang. Er kannte die gleiche Leere. Ohne es zu ahnen, hatte Harley eine Tür in seinem Herzen aufgestoßen, die er vor langer Zeit verriegelt hatte, weil er entschieden hatte, dass die Leere in ihm ohnehin nicht mehr ausgefüllt werden konnte.
    Er küsste sie, weil er es wollte und Harley auch. Und weil es das absolut Falsche war.

4. KAPITEL
    H arley erwiderte Grants Kuss und legte die Hände um sein Gesicht. Er schmeckte den salzigen Geschmack ihrer Tränen auf den Lippen. Widerstrebend löste er sich von ihr.
    „Tut mir leid. Ich habe mich vergessen.“
    Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Es braucht dir nicht leidzutun. Ich kann dieses Gefühl der Leere nicht ertragen.“ Sie ballte die Fäuste und legte sie auf ihre Brust. „Es ist, als sei nichts mehr hier drin.“
    Grant

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