SGK240 - Blut des toten Dämons

Auch Don Pedro wollte mächtig sein. Er hatte
herausgefunden, dass jener Mann mit dem roten Umhang seine Kräfte eben aus
diesem Umhang bezog. Der Mann war Europäer und kam lange Zeit vor Don Pedro
schon auf diese Insel. Ein Abenteurer, den es nirgends lange hielt und der sich
auch die „Knocheninsel" ansah, als er von ihr hörte. Er muss eine ganze
Menge über diese Insel gewusst haben. Von dem Ungeheuer, das dort seit jeher
Menschen verschlingt, hatte er sich seine Kraft geholt. Eine ganze Nacht ließ
er sein Gewand dort zurück, damit teuflische Kraft hineinschlüpfen konnte in
den Umhang, den er von nun an Tag und Nacht trug, den er hütete wie seinen
Augapfel aus dem Umhang bezog er seine Kraft, wurde zum Magier und Hexer, zum gefürchteten
Feind. Mit den Piraten verband er sich, und er führte gemeinsam mit ihnen
grausame Raubzüge durch, sammelte Reichtümer und Güter an, die auf zahllosen
winzigen Inseln vergraben sind und deren wahres Versteck nur dem Mann mit dem
roten Umhang und Don Pedro bekannt ist.
    Don Pedro hatte nur eines im Sinn, seinen
Begleiter zu töten, die Macht für sich in Anspruch zu nehmen, allein der wahre
Herr und Meister seiner bunt zusammengewürfelten Mannschaft zu sein. Es kam zum
Kampf, in dem der Käpt'n, ein Meister der Klinge, den Dämon erlegte. Doch der
starb nicht wirklich. Zwar durchbohrte die Spitze des Schwertes sein Herz, aber
aus seinem Körper sickerte kein Blut. Die ganze Sache war dem Piraten so
unheimlich dass er seine Männer beauftragte, für den Dämon ein Grab zu
schaufeln, den Felsen aufzuhacken und die Leiche dort hineinzulegen. Eine
schwere Grabplatte schloss die Gruft und wurde in den Felsen eingepasst, so dass,
sollte je jemand dort hinkommen, keiner auf den Gedanken kam, dass dort ein
Toter begraben lag. Doch Don Pedro hatte die Rechnung ohne den Wirt - in diesem
Fall eben ohne den Dämon - gemacht. Die geheimnisvolle Kraft aus dem Umhang
hatte sich auf das Blut des Toten übertragen. Obwohl der Dämon noch von mehreren
Schwerthieben nach seinem Tod getroffen wurde, kam kein Blut aus seinem Körper.
Und dieses unheimliche Blut von einer unbeschreiblichen, ungeheuren Kraft
verändert, wurde verantwortlich für das Massensterben an Bord der
Piratenschaluppe. Die Stimme des Blutes rief die Sterbenden auf die Insel
zurück. Gegen seinen Willen richteten Don Pedro und seine Mannschaft unterhalb
der Gruft des Dämons einen Friedhof ein, der von Monat zu Monat, von Woche zu
Woche größer wurde. Alle starben. Der letzte war Don Pedro, wie ich bereits
sagte. Wie in Trance erlebte er noch mal seinen Schwerterkampf in jener Nacht
mit, als auch er gekommen war, um hier auf Tatakoto den letzten Atemzug zu tun.
Der Geist des toten Dämons erschien, und im Fieber und der Erschöpfung dieses
Kampfes mit einer Vision ging Don Pedro zu Grund. Aber es war niemand da, der
ihn hätte begraben können. Doch sein Grab war schon geschaufelt, sein Stein
schon aus den Vulkanfelsen Tatakotos herausgebrochen. Der übermächtige Geist
eines Toten hatte es vollbracht. In der gleichen Nacht verschwand hier vom in
dieser Felsenbucht auch das Piratenschiff Don Pedros. Es ging nach einer
Explosion an Bord in Flammen auf und brannte vor dem Höhleneingang vollkommen
aus. Spätere Generationen schafften von anderen Inseln viel Erde herbei um den
unheimlichen und unheilvollen Friedhof jenseits der Bucht zuzuschütten. Der
Hügel, auf dem Ashelmas kleines Hotel steht, war früher nur halb so hoch,
Monsieur, Ashelma und ihre Söhne bauten trotz vieler Warnungen und Ermahnungen
das Hotel auf den Hügel. Jeder hier weiß, dass der Geist des unseligen Dämons,
der einst ein Mensch war, nur darauf wartet, wieder befreit zu werden. Und die
Stunde seiner Befreiung ist gekommen. Durch Ashelma und ihre Söhne. Sie haben
den Ruf des Toten zuerst vernommen und sind eingedrungen in den Friedhof unter
dem Haus, haben das Blut des toten Dämons geholt, um sich selbst und dann auch
andere damit zu verseuchen. Denn gerät auch nur ein Tropfen dieses
Dämonenblutes in die Haut eines Menschen so wird der zur Marionette, ist nicht
länger mehr Mensch und trägt mit dazu bei, der Stimme des toten Dämons wieder
mehr Gewicht zu verleihen. Denn mit dem Fluch an Käpt'n Don Pedro und seinen
Mannen ging es schließlich nicht zu Ende. Der Bann reicht weiter. Hinein in
unsere Zeit. Denn es heißt, je mehr Menschen das Blut des toten Dämons in ihren
Adem tragen, desto sicherer ist die Rückkehr jenes Mannes, dessen