SGK300 - Die Gedankenmörder kommen
sachverständig.
»Ich habe darüber verfügt. Jetzt ist alles weg .«
Er schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, Julie ... es ist
nur verschüttet. Irgendwann in deinem Leben hast du den Faden verloren. Du
hättest deine Anlagen pflegen und weiter entwickeln müssen. Es ist genauso wie
bei anderen Dingen. Ein Mensch, der sein Gedächtnis trainiert, wird viel mehr
und erstaunlichere Dinge behalten als einer, der sich geistig überhaupt nicht
betätigt. Ein Sportler, der seine Muskeln permanent trainiert, wird zu größeren
Leistungen fähig sein als ein Sesselhocker ... üb’, und deine paranormalen
Kräfte werden sich entfalten, kräftigen und stärker werden, als sie je zuvor
waren .«
Noch während er sprach, rückte er ein halbvolles Longdrinkglas in Julies Blickfeld. »Konzentriere dich
darauf«, forderte er sie auf. »Wenn du schon mal Gegenstände nur mit Hilfe des
Geistes bewegen konntest, kannst du es immer noch .«
»Ausgeschlossen!«
»Versuch’s!«
»Es ist sinnlos .«
»Wenn man etwas wirklich will, schafft man es auch .«
»Vielleicht will ich es nicht . Das ist
es !«
»Versuch’s trotzdem ... du willst das Glas wegschieben ... nein,
nicht mit den Händen, laß’ sie auf deinem Schoß !«
Julie Jackson blickte auf das Glas.
»Nicht ablenken lassen«, flüsterte Gaynor Laskell .
Das war einfacher gesagt als getan.
Die lärmende Gesellschaft war inzwischen auf das eigenwillige
Experiment aufmerksam geworden. Mehrere Gäste stellten sich im Halbkreis auf,
einige grinsten und machten unpassende Bemerkungen, andere schwiegen und waren
offensichtlich daran interessiert, was dabei herauskam.
Julie Jackson blickte nicht auf.
Sie schien ihre Umgebung völlig vergessen zu haben.
Und da geschah etwas!
Jeder sah es.
Das Glas setzte sich in Bewegung, ohne daß jemand Hand angelegt hätte ...
Es rutschte langsam zur Tischmitte, hob sich dann um einige
Zentimeter von der Platte ab - und zerplatzte dann mit einem lauten Knall.
Die Beobachter schrien unwillkürlich auf, als die Splitter wie
wütende Hornissen durch die Luft sirrten.
Die Flüssigkeit ergoß sich über den Tisch.
Gaynor Laskell saß da wie aus Stein
gemeißelt, Julie Jackson wirkte blaß und zerfahren und fuhr sich ruhelos durch
das glatte blonde Haar.
»Ich ... hab’ nichts damit zu tun«, kam es wie ein Hauch über ihre
Lippen, und nur für Gaynor Laskell waren diese Worte bestimmt. »Ich habe überhaupt nichts getan .! Es ist ganz ... von allein passiert ... da hat irgend jemand seine Hand im
Spiel gehabt ...«
*
Eine Minute saß sie wie benommen auf ihrem Platz und rührte sich
nicht.
Einige Gäste gaben zu erkennen, daß die Vorführung gelungen sei.
An übersinnliche Kräfte allerdings glaubten sie nicht, eher an einen Trick.
Julie Jackson wurde aufgefordert, das Ganze noch mal zu
wiederholen. Sie verweigerte einen neuen Versuch, trank noch ein halbes Glas
Whisky und äußerte dann den Wunsch, nach Hause zu gehen.
Eine Stunde nach Mitternacht!
»Morgen kann ich leider nicht ausschlafen«, sagte sie abwesend.
Wirr hingen die blonden Haare in ihre Stirn. »Ich muß noch mal ins Geschäft . einige neu eingetroffene Stücke auszeichnen ...
morgen abend ‘ne Party wäre für mich besser gewesen ... aber schön war’s
trotzdem .«
Julie Jackson war ganz anders, nachdenklich, etwas unruhig. Aber
keiner der Anwesenden merkte es. Außer Gaynor Laskell .
Er hatte kaum etwas getrunken und sich doch bestens amüsiert.
»Ich bring’ dich nach Hause, Julie.«
Sie lächelte matt.
»Nett von dir. Aber nicht nötig. Ich schaff das schon allein. Ich
bin völlig klar .«
Ihr Schritt war unsicher.
»So kannst du nicht fahren .«
»Dann nehm ich ein Taxi .«
»Ich komme mit, das war ausgemacht«, sagte Gaynor Laskell einfach und wehrte ihren noch mal flüchtig
aufkommenden Widerspruch ab.
»Oder hast du etwas gegen mich ?«
»Nein, natürlich nicht, ich hab’ überhaupt nichts gegen ‘nen
netten Kerl, wie du einer bist .«
Sie faßte sich an die Stirn.
»Mir ist so komisch .«
»Willst du ‘ne Tasse Kaffee ?« schaltete
sich ihre Freundin Jill ein. »Oder dich ein wenig legen?«
Julie Jackson schüttelte den Kopf.
»Danke ... beides nicht nötig. Das geht gleich wieder vorbei .«
Sie lächelte.
»Mir ist jetzt schon wieder besser .«
»Hast du das oft ?« fragte Jill neugierig.
»Dieses Unwohlsein?«
»Ja.«
»Hin und wieder.«
»Du wirst doch kein Baby kriegen ...«, reagierte Jill
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