SGK318 - Lady Draculas Vampir-Villa
Arbeit
jener Frauen und Männer gewonnen, die in der Vergangenheit dafür sorgten, daß
unser Fürst und dessen Sohn ihren todbringenden Waffen zum Opfer fielen .
Gladys Moons Liebhaber gehörte zu ihnen. Hätte er die Gelegenheit
dazu gehabt zu fliehen, wären längst andere angerückt, um Lady Draculas
Versteck zu suchen. Und diese anderen sind mit Sicherheit schon unterwegs. Das
beweist allein das Auftauchen jener Frau, die sich Mrs. Ulman nennt und
angeblich aus Amerika stammt. Sie trägt an einem Anhänger das gleiche Symbol,
das unser Bruder im Blute Draculas als Ring trug, der sich etwa zwölf Stunden
nach seinem unfreiwilligen Übertritt in unsere Gemeinschaft wie durch Zauberei
auflöste. Doch auch dies konnte unser neuer Freund mir heute abend, als ich ihn
danach fragte, erklären.
Jeder, der stirbt, dessen körpereigener Magnetismus verändert sich
oder löst sich auf. Dies bewirkt den Zerfall des Ringes, dessen Substanz an
diesen Körpermagnetismus geknüpft ist.
Mrs. Ulman gehört der gleichen Vereinigung an. Es ist mir noch ein
Rätsel, wie sie so schnell hierher gefunden hat.
Wir werden es herausfinden. Noch heute nacht, ehe auch wir sie zu
jenen machen, für die es keine Rückkehr mehr in die menschliche Gesellschaft
gibt ...«
*
Sie unterbrach sich, um ein zweites Mal an ihrem Glas zu nippen.
Die dunklen Gestalten in der Dämmerung taten es ihr nach. Kaum war zu sehen,
wie sich die Hände in den weiten Ärmeln des Umhangs bewegten.
Eine unheilschwangere Atmosphäre herrschte in der großen
Wohnhalle. Dies wurde unterstrichen durch den sich verstärkenden Regen, der vom
Himmel rauschte, durch den böigen Wind, der in die Wipfel der Bäume und Büsche
fuhr.
Zu allem Überfluß näherte sich auch noch dumpfes Donnergrollen vom
Westen her. Blitze zuckten über den Wolkenhimmel. Der Widerschein grellte durch
die Ritzen der Fensterläden, malte bizarre Lichtflecken an die runden Wände der
Wohnhalle, und für einen Augenblick traten die in der Dämmerung liegenden
Gegenstände und das sich nach oben windende Treppengeländer scharf hervor.
Trotz Regenrauschen und Windgeheul, bekam Lady Agatha ein Geräusch
mit, das nicht in die allgemeine Kulisse paßte.
Ein leiser, leichter Stoß gegen die Tür, in deren Nähe sie stand.
Es hörte sich an, als hätte jemand etwas von außen dagegengestellt.
Lady Agatha nahm das Glas von den Lippen und setzte ihre
Ausführungen fort, während sie sich langsam der Tür näherte.
». aber das ist noch nicht alles, liebe Schwestern und Brüder. Es
gibt einen zweiten Punkt, der mich veranlaßt, euch heute abend und in dieser
Nacht bei mir zu haben. Eine aus unserem Kreis hat das Gelübde gebrochen und
ist abtrünnig geworden. Sie will allein herrschen, ihr Leben als Vampirin dem
der Gräfin Dracula gleichsetzen, will sie vom Thron stoßen. Daisy Muldon hat
sich ein Versteck gesucht, das uns nur durch einen Zufall bekannt geworden ist.
Ein Stammgast im Pub >Gas-Light< hat der Polizei gegenüber eine Bemerkung
gemacht, die mich noch heute aktiv werden ließ. Es war nicht schwierig,
festzustellen, wie der Mann hieß. Sein Name war Jim Freders . Ich ging in seine
Wohnung, horchte ihn aus und tötete ihn dann mit einem Feuerhaken. Es wäre im
jetzigen Stadium zu riskant gewesen, auch ihn zu einem der unsrigen zu machen .
Das hätte weitere konzentrierte Nachforschungen von Scotland Yard angestellt
... es reicht schon, daß Gladys Moons Geliebter uns eine neue Laus in den Pelz
gesetzt hat.
Ich verließ Freders’ Wohnung zu dem Zeitpunkt, als er Besuch
erwartete. Ich ging das Risiko, gesehen zu werden, erst gar nicht ein. Es
bereitete keine besondere Mühe, den Mann von hinten anzugreifen und
niederzuschlagen. Ehe er begriff, was geschah, war es schon passiert. Draculas
Blut gibt mir auch seine Stärke. Ich habe erkannt, daß ich ihm mit der bloßen
Faust den Kopf eingeschlagen habe.«
Da stand sie an der Tür.
Alles ging blitzschnell.
Das Geräusch war kein zweites Mal aufgetreten, und draußen
donnerte es jetzt gehörig, so daß selbst die feinen Sinne Lady Agathas, die
auch in der Nacht hören und sehen konnte wie eine Katze, nichts mehr vernommen
hätten.
Sie war sich sicher, daß jemand draußen vor der Tür stand.
Sie zog den Riegel mit der einen und die Tür mit der anderen Hand
auf. Beide Handlungen erfolgten so dicht hintereinander, daß sie wie eine
wirkten.
Eine Gestalt taumelte mit leisem Aufschrei über die Schwelle und
war viel zu
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