Shades of Grey - Befreite Lust: Band 3 - Roman (German Edition)
ist irrational. Ich will nicht als eifersüchtige Ehefrau dastehen.
»Du bist doch nicht mehr böse wegen gestern, oder?« Er vergräbt seufzend sein Gesicht zwischen meinen Brüsten.
»Nein, ich habe Hunger«, antworte ich, weil ich weiß, dass ihn das ablenken wird.
»Warum sagst du das jetzt erst?« Er schiebt mich von seinem Schoß und steht auf.
Saint-Paul-de-Vence, ein mittelalterlicher Ort mit Stadtmauer, liegt oben auf einem Hügel und ist so ziemlich das Pittoreskeste, was ich je gesehen habe. Ich schlendere mit Christian Arm in Arm durch die schmalen Kopfsteinpflastergassen, die Hand in der Gesäßtasche seiner Shorts. Taylor und Gaston oder Philippe – ich kann sie immer noch nicht auseinanderhalten – folgen uns auf dem Fuße. Wir kommen an einem baumbestandenen Platz vorbei, auf dem drei alte Männer mit dem traditionellen Béret auf dem Kopf Boule spielen. Es wimmelt von Touristen und gibt so viel zu sehen – kleine Gassen und Durchgänge, die zu Höfen mit reich verzierten Steinbrunnen, alten und modernen Skulpturen und interessanten Boutiquen und Läden führen.
In der ersten Galerie betrachtet Christian erotische Fotos, den Bügel seiner Pilotenbrille zwischen den Lippen. Die Bilder von nackten Frauen in unterschiedlichen Posen stammen von Florence D’elle.
»Nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt hatte«, erkläre ich missbilligend. Die Aufnahmen erinnern mich an die Fotos, die ich in seinem, unserem Schrank gefunden habe. Ob er sie inzwischen vernichtet hat?
»Ganz meine Meinung«, pflichtet Christian mir lächelnd bei und nimmt meine Hand. Während wir weiterschlendern, überlege ich, ob ich ihm erlauben soll, Fotos von mir zu machen.
Nun wenden wir uns den Werken einer Malerin zu, die sich auf Stillleben spezialisiert hat – Früchte und Gemüse ganz aus der Nähe, in satten, leuchtenden Farben.
»Die gefallen mir.« Ich deute auf drei Bilder von Paprikaschoten. »Sie erinnern mich daran, wie du bei mir in der Küche Gemüse geschnipselt hast.« Ich schmunzle. Christians Mundwinkel zucken.
»Ich finde, das habe ich ziemlich gut hingekriegt«, sagt er. »War nur ein bisschen langsam, und außerdem …« Er zieht mich in seine Arme. »… hast du mich abgelenkt. Wo würdest du sie hinhängen?«
»Was?«
»Die Bilder.« Als er an meinem Ohrläppchen knabbert, spüre ich den Nachhall seiner zarten Bisse in meinem Unterleib.
»In die Küche.«
»Hm. Gute Idee, Mrs. Grey.«
Ich wage einen Blick auf das Preisschildchen. Fünftausend Euro pro Bild. Ach du Scheiße!
»Die sind aber ganz schön teuer!«, keuche ich.
»Na und.« Wieder knabbert er an meinem Ohrläppchen. »Gewöhn dich daran, Ana.« Er löst sich von mir und geht zu dem Tisch hinüber, von dem aus ihn eine ganz in Weiß gekleidete junge Frau anstarrt. Ich wende mich wieder den Gemälden zu. Fünftausend Euro … Himmel .
Nach dem Mittagessen entspannen wir uns beim Kaffee im Hotel Le Saint Paul, von wo der Ausblick atemberaubend ist. Weinberge und Sonnenblumenfelder erstrecken sich über die Ebene, hin und wieder durchbrochen von hübschen Bauernhäusern. Es ist ein so schöner, klarer Tag, dass wir bis zum Meer sehen können, das am Horizont schimmert. Christian reißt mich aus meinen Träumereien.
»Du hast mich gefragt, warum ich dir die Haare zu einem Zopf flechte«, sagt er mit leiser Stimme. Sein Tonfall erschreckt mich. Er klingt schuldbewusst.
»Ja.«
»Die Crackhure hat mich, glaube ich, mit ihren Haaren spielen lassen. Ich weiß nicht, ob das eine echte Erinnerung ist oder ein Traum.«
Seine leibliche Mutter!
Wie soll ich reagieren?
»Ich mag’s, wenn du mit meinen Haaren spielst«, sage ich vorsichtig.
Er sieht mich unsicher an. »Tatsächlich?«
»Ja.« Das ist die Wahrheit. Ich nehme seine Hand. »Ich glaube, du hast deine leibliche Mutter geliebt, Christian.«
Er macht große Augen.
Oje. Bin ich zu weit gegangen? Sag etwas, Christian – bitte. Doch er mustert mich beharrlich schweigend mit seinen tiefgrauen Augen. Er wirkt verloren.
»Sag etwas«, flüstere ich, als ich das Schweigen nicht länger ertrage.
Christian schüttelt den Kopf und stößt den Atem deutlich vernehmbar aus. »Lass uns gehen.« Er steht auf.
Habe ich mich zu weit vorgewagt? Keine Ahnung, ob ich etwas sagen oder lieber schweigen soll. Ich entscheide mich für die zweite Alternative und folge ihm aus dem Lokal.
In der engen Gasse ergreift er meine Hand. »Wo möchtest du jetzt hin?«
Gott sei Dank, er ist nicht
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