Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
aber dann scheint er sich eines Besseren zu besinnen.
»Wie du willst.« Er seufzt. »Musst du noch viel für das Vorstellungsgespräch vorbereiten?«
»Nein.«
»Gut. Und du willst mir immer noch nicht verraten, um welchen Verlag es sich handelt?«
»Nein.«
Ein zögerliches Lächeln spielt um seine Mundwinkel. »Ich bin ein vermögender Mann, Miss Steele.«
»Das ist mir voll und ganz bewusst, Mr. Grey. Werden Sie mein Telefon überwachen?«, frage ich unschuldig.
»Ehrlich gesagt, habe ich heute Nachmittag einiges zu tun, deshalb werde ich es wohl an jemand anderen delegieren müssen.« Er grinst breit.
Scherzt er?
»Wenn Sie ernsthaft jemanden dafür freistellen können, haben Sie offenbar zu viel Personal.«
»Ich werde eine Mail an unsere Personalleiterin schicken und sie bitten, die Belegschaftszahlen zu checken.« Seine Lippen zucken.
Gott sei Dank. Er hat seinen Humor wiedergefunden.
Mrs. Jones serviert uns das Frühstück. Wir essen schweigend. Nachdem sie abgeräumt hat, zieht sie sich taktvoll ins Wohnzimmer zurück. Ich sehe ihn an.
»Was ist los, Anastasia?«
»Du hast mir immer noch nicht erzählt, weshalb du dich nicht gern anfassen lässt.«
Er wird blass.
Augenblicklich überkommt mich ein schlechtes Gewissen.
»Ich habe dir mehr erzählt als irgendjemandem sonst.« Seine Stimme ist ganz leise, seine Miene ausdruckslos.
Also hat er sich noch nie jemandem anvertraut. Hat er keine engen Freunde? Vielleicht hat er ja Mrs. Robinson eingeweiht.
Eigentlich würde ich ihn gern fragen, aber das geht nicht – das wäre zu indiskret. Ich schüttle den Kopf. Dieser Mann ist tatsächlich eine Insel.
»Wirst du über unser Arrangement nachdenken, während du weg bist?«
»Ja.«
»Wirst du mich vermissen?«
Erstaunt sehe ich ihn an.
»Ja«, antworte ich wahrheitsgetreu.
Wie ist es möglich, dass er mir in so kurzer Zeit so sehr ans Herz gewachsen ist? Er ist ein Teil von mir geworden … im wahrsten Sinne des Wortes. Er lächelt, seine Augen leuchten.
»Ich werde dich auch vermissen. Mehr als dir bewusst ist.« Mir wird warm ums Herz. Er gibt sich wirklich alle Mühe. Zärtlich streichelt er meine Wange, beugt sich vor und küsst mich sanft.
Es ist später Nachmittag. Nervös sitze ich in der Lobby von Seattle Independent Publishing und warte auf Mr. J. Hyde. Es ist mein zweites Vorstellungsgespräch an diesem Tag und das, vor dem ich mich am meisten fürchte. Mein erstes Gespräch lief ziemlich gut, allerdings wäre ich dort nur eine von vielen Lektoratsassistentinnen in einer größeren Verlagsgruppe mit mehreren Büros in verschiedenen Städten. Ich habe die Befürchtung, in einem Konzern dieser Größe unterzugehen. Ein Verlag wie SIP wäre hingegen viel eher mein Ding – klein, unkonventionell, auf hiesige Autoren spezialisiert und mit einer außergewöhnlichen Leserschaft.
Die Lobby ist recht spärlich möbliert, was jedoch eher ein Design-Statement zu sein scheint als der Beweis für bewusste Sparsamkeit bei der Büroausstattung. Ich sitze auf einem von zwei dunkelgrünen Ledersofas, die Ähnlichkeit mit dem in Christians Spielzimmer haben. Bewundernd streiche ich über das Leder und frage mich, was er auf so einer Couch so alles
treiben könnte. Meine Gedanken schweifen ab. Nein. Schluss jetzt. Mir steigt die Schamesröte ins Gesicht.
Die Empfangsdame ist eine junge Afroamerikanerin mit großen Ohrringen und langem, geglättetem Haar. Sie trägt ein fließend geschnittenes Kleid im Boho-Stil und ist genau der Typ Frau, den ich mir ohne Weiteres als Freundin vorstellen könnte. Ein tröstlicher Gedanke. Alle paar Minuten sieht sie von ihrem Computerbildschirm auf und lächelt mich aufmunternd an. Zögernd erwidere ich ihr Lächeln.
Inzwischen ist mein Flug gebucht, meine Mutter ist völlig aus dem Häuschen vor Freude über den bevorstehenden Besuch, meine Sachen sind fertig gepackt, und Kate hat versprochen, mich später zum Flughafen zu bringen. Christian hat mir befohlen, meinen BlackBerry und den Laptop mitzunehmen. Ich verdrehe die Augen, als ich daran denke, wie er mich herumkommandiert hat, aber so ist er nun mal. Er braucht die Gewissheit, alles unter Kontrolle zu haben, mich eingeschlossen. Und gleichzeitig kann er spontan und entwaffnend charmant sein. Beispielsweise hat er es sich nicht nehmen lassen, mich in die Garage zu begleiten. Lieber Himmel, ich fliege doch nur für ein paar Tage zu meiner Mutter, und er tut so, als wäre ich wochenlang weg. Ich weiß
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