Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
wenn es das ist, was du denkst. Ich meine, klar, war ich am Anfang verletzt, aber …«
»Nein, darum geht es nicht. Ehrlich«, versicherte ihr Ellie. »Sogar die anderen Vampire sind nicht sehr freundlich zu mir«, flüsterte sie weiter. »Aber das ist auch nicht das Schlimmste. Nichts daran« – sie machte eine Handbewegung über ihren Körper – »fühlt sich richtig an. Ich vermisse es … menschlich zu sein. Ich vermisse meine Mom, sie ist vor ein paar Jahren gestorben.« Ihre Stimme wurde brüchig. »Vielleicht würde es mir bessergehen, wenn ich unter Menschen leben würde.«
Eine Welle von Mitgefühl erfasste Kylie. Sie wusste genau, wie sich Ellie fühlte. »Ich weiß, es ist schwer«, sagte Kylie. »Aber du kannst nicht einfach gehen. Holiday meint, die meisten jungen Vampire enden in einer Gang, nur um zu überleben.« Eine Frage drängte sich Kylie auf. War Ellie der Vampir, der sterben würde? Würde sie Shadow Falls verlassen und in etwas Schlimmes hineingeraten?
Die Frage verschlug Kylie den Atem.
Dellas Schlafzimmertür ging auf, und Della sauste durchs Zimmer und kam genau vor ihnen zum Stehen. Ihre Haare waren für ihre Verhältnisse ziemlich zerzaust. Kylie nahm an, dass sie den Kopf unter ihrem Kissen vergraben hatte, um nicht zu lauschen. Der Plan war offensichtlich nicht aufgegangen.
Ellie funkelte sie misstrauisch an. »Du hast doch gelauscht, oder? Kann man denn hier nirgends …«
»Ja, Dummerchen. Ich hab es versucht, aber ich hab euch trotzdem gehört«, sagte Della in ihrer Besserwisser-Art. »Aber Kylie hat recht. Du kannst nicht weggehen. Nichts ist einfach daran, so zu sein wie wir, und sich in die neue Familie der Vampire einzufinden auch nicht. Aber es wird mit der Zeit einfacher.«
»Wie denn?«, fragte Ellie.
Mirandas Tür ging jetzt ebenfalls auf. »Du wirst Freunde finden«, schaltete sie sich in das Gespräch ein. Sie schlurfte noch ziemlich zerknittert ins Wohnzimmer.
»Hört hier eigentlich jeder jedem bei seinen Gesprächen zu?«, fragte Ellie leicht genervt.
»Ja, meistens schon.« Miranda ließ sich neben Ellie aufs Sofa plumpsen. »Freunde haben in der Regel nicht viele Geheimnisse voreinander.«
»Aber ihr seid nicht meine Freunde.«
»Wir könnten es aber sein«, meinte Kylie, und Della und Miranda nickten zustimmend.
Ellies Augen wurden groß, und sie schaute weg, doch Kylie hatte noch die Rührung in ihren Augen bemerkt. Kylie fühlte sich an die Wärme erinnert, die sie bei den Wasserfällen verspürt hatte, und sie wusste, dass sie das Richtige gesagt hatte. Dann, aus irgendeinem verrückten Grund, hatte sie einen kurzen Flashback der Vision von der Beerdigung.
War das ein Zeichen? Bedeutete das, dass Ellie die Person im Sarg war? Und hatte das jetzt vielleicht alles verändert?
Der Samstag drehte sich nur um zwei Dinge. Oder besser drei, wenn man Mirandas unendliche Versuche mitzählte, Socke zurück in einen Kater zu verwandeln. Die anderen beiden Dinge waren: sich emotional auf den Elterntag einstellen, und Miranda für ihr Date mit Perry zu stylen.
Holiday war vorbeigekommen und hatte ihr angeboten, Socke am Elterntag bei sich unterzubringen. Eigentlich hatte Kylie geplant, den kleinen Stinker bei sich im Schrank einzusperren, damit sie ihre Mutter und Sara zu sich in die Hütte bringen konnte. Wenn Miranda und Della auch da waren, würde sich bestimmt die Chance verringern, dass Sara sie zu sehr wegen ihrer wundersamen Heilung ausfragte. So weit Kylies Plan.
Ansonsten hatte Kylie beschlossen, dass sie sich emotional nicht weiter darauf vorbereiten konnte, Sara im Camp zu sehen oder ihren Stiefvater wiederzutreffen. Stattdessen konzentrierte sie sich voll und ganz darauf, Miranda für ihr Date bereitzumachen.
Als Miranda – von Natur aus schon eine nervöse Hexe – kein einziges Kleidungsstück in ihrem Schrank gefiel, erlaubten ihr Della und Kylie, auch in ihren Schränken zu wühlen. Sogar Ellie kam für eine Stunde vorbei. Es war noch ein bisschen seltsam, aber … Derek hatte recht; Ellie war wirklich nett. Außerdem hatte Kylie nicht die Vorahnung vergessen, dass Ellie vielleicht die Person im Sarg sein könnte. Und vielleicht, nur vielleicht, hatte ihre neue Freundschaft schon den Lauf der Dinge verändert.
Nachdem Miranda gefühlte hundert Outfits anprobiert hatte, fiel ihre Wahl schließlich auf das kurze Schwarze aus Kylies Kleiderschrank.
Pünktlich um sieben Uhr stand Perry bei ihnen auf der Matte und sah genauso heiß
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