Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
sondern sie trösten sollte. Und so war es auch.
Burnetts Handy piepste. Er riss es förmlich aus der Hemdtasche, drückte einen Knopf und starrte auf das Display. Dann hielt er Holiday das Handy hin: »Ist das das Ehepaar, das hier war?«
Holiday betrachtete das Display und sah dann Kylie an. »Nein. Das ist jemand anderes.«
Kylie glaubte ihr, musste es aber doch mit eigenen Augen sehen. Sie nahm Burnetts Handy und starrte die beiden Fotos an. Ein älterer Mann mit schütterem Haar und eine ältere grauhaarige Frau mit hellgrünen Augen schauten sie vom Handydisplay an.
»Das sind die Brightens?«, fragte sie ungläubig.
Burnett nickte. »Die Fotos sind von der Führerscheinstelle.«
»Sie sehen den beiden von heute Morgen nicht einmal ähnlich.« Kylie konnte nicht abstreiten, wie erleichtert sie war. Trotzdem musste sie an die Berührung der älteren Frau denken und an den Moment der Trauer, den sie geteilt hatten – an die Tränen, die in den Augen der Frau geschimmert hatten. War das alles gespielt gewesen? Kylie wandte sich an Holiday. »Du hast doch auch gesagt, die Frau hätte ehrlich gewirkt. Wie konnten wir uns beide so täuschen?«
Holiday zog die Augenbrauen hoch. »Wie gesagt, Gefühle lesen ist nie hundertprozentig.«
Kylie musste schlucken vor Enttäuschung, weil das Ehepaar so dreist mit ihren Gefühlen gespielt hatte. Wenn Derek oder Holiday ihre Gefühle manipulierten, war das wenigstens immer, um ihr zu helfen und sie zu beruhigen. Doch in diesem Fall war der Zweck, sie zu täuschen. Und vielleicht mehr.
Ärger stieg in ihr auf. Doch auf das ältere Ehepaar wütend zu sein schien ihr irgendwie nicht richtig.
»Ich verstehe einfach nicht, was sie davon haben, sich als meine Großeltern auszugeben.«
»Offensichtlich waren sie nicht nur hier, um dir die Wange zu tätscheln und dir Kekse zu bringen«, stellte Burnett fest. »Zum Glück hat Derek etwas bemerkt, und ihr Plan wurde vereitelt.«
Kylie sah Burnett in die Augen. »Steckt Mario dahinter?«
»Ich wüsste nicht, wer es sonst sein sollte.«
Kylie bemühte sich, es zu verstehen. »Aber warum sollte er zwei alte Leute beauftragen, wenn er doch auch jemand viel Mächtigeren hätte schicken können?«
»Weil er dachte, wir würden darauf reinfallen. Und das sind wir ja auch fast.« Burnetts Blick wurde noch ernster. »Von jetzt an müssen wir noch vorsichtiger sein. Ich werde dir jemanden besorgen, der dich beschattet.«
»Mich beschattet?« Kylie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr das gefallen würde.
»Ja, das ist eine gute Idee«, antwortete Holiday. »So, dass immer jemand bei dir ist.«
Und tatsächlich, das gefiel ihr ganz und gar nicht.
»Ich mache das«, meldete sich Lucas.
»Nein, ich mache das«, tönte es von der Tür. Dereks Stimme ließ Kylie innerlich erzittern. Sie schaute hoch und starrte in seine grünbraunen Augen.
Ihr Herz machte einen Sprung, als sie ihn betrachtete. Seine braunen Haare waren etwas verstrubbelt, als wäre er ein paarmal zu viel mit den Händen hindurchgefahren. Sein verwaschenes T-Shirt spannte über seiner breiten Brust, und seine ausgeblichene Lieblingsjeans betonte seine schmale Hüfte. Sie blieb an seinem Blick hängen, in dem sich so viel Gefühl widerspiegelte. Erst jetzt bemerkte sie, wie sehr sie ihn vermisst hatte.
Bis zu diesem Moment.
Sie wollte zu ihm gehen und sich bei ihm anlehnen. Und sich versichern, dass es ihm gutging.
Lucas’ Schulter drückte sich fester an sie.
Derek kniff die Augen kaum merklich zusammen, als hätte er in dem Moment bemerkt, wie nah Lucas neben ihr stand. Dann zog er die Augenbrauen zusammen.
Gefühle stürmten auf Kylie ein. Und ein Gefühl dominierte. Wut. Derek hatte kein Recht, auf sie sauer zu sein, weil Lucas so nah bei ihr stand. Er war immerhin weggegangen, obwohl sie ihm gesagt hatte, er sollte sie nicht verlassen. Also, wieso um alles in der Welt hatte sie nun das dringende Bedürfnis, ein paar Zentimeter Abstand zwischen sich und Lucas zu bringen?
»Ich glaube, du hast schon genug getan, als du den Privatdetektiv da mit reingezogen hast.« Lucas’ Blick bohrte sich in Derek.
Dereks Haltung bekam sofort etwas Defensives. »Mr Smith hat garantiert nichts damit zu tun.«
»Vielleicht nicht«, erwiderte Lucas mit schneidender Stimme, »aber mit ihm hat der Ärger angefangen.«
Die Spannung in der Luft war so drückend, dass Kylie das Atmen schwerfiel.
Burnett sah zu Lucas. »Es gibt keinen Grund, jetzt grundlos Beschuldigungen
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