Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
seine Hand etwas länger ihre Haut.
»Bitte geh nicht weg«, bat er. »Pass auf, das ist Ellie. Ich hab dir schon von ihr erzählt, ganz am Anfang, als wir uns kennengelernt haben. Ich bin eine Weile mit ihr zusammen gewesen. Wir haben uns zufällig getroffen, als ich den Auftrag für Burnett erledigt habe. Sie war … sie hat sich nur so gefreut, jemanden zu sehen, den sie kannte.«
»Ja, sie sieht so aus, als würde sie sich ziemlich freuen«, entfuhr es Kylie, ohne dass sie den sarkastischen Unterton verhindern konnte.
»Es sieht schlimmer aus, als es in Wirklichkeit war.« Trotz seiner Worte blitzte Schuldbewusstsein in seinen Augen auf.
»Du musst es mir echt nicht erklären«, winkte Kylie ab. Ihr war plötzlich aufgefallen, wie unfair es war, ihn damit zu konfrontieren. Das Letzte, was sie sich gerade wünschte, war, dass er sie mit der Lucas-Sache konfrontierte. Sie nahm das Handy und steckte es in ihre Hosentasche. »Du musst es nicht …«
»Doch, ich muss es erklären«, widersprach Derek. Er holte tief Luft und hielt inne, ehe er weiterredete. »Ich wollte es dir sowieso erzählen.«
»Nein, wolltest du nicht.« Es fiel ihr einfach sehr schwer, ihm zu glauben. »Ich kann es dir ja nicht mal verübeln. Wir sind nie wirklich zusammen gewesen. Du musst mir deshalb auch nichts erklären.«
»Ich hätte es dir aber erzählt. Ich habe gar keine andere Wahl.«
Sie musterte ihn und verstand nicht, was er meinte. Aber in seinen Augen lag noch mehr Schuldbewusstsein als zuvor.
»Hör zu«, setzte er an. »Ellie ist hier. Ich habe sie mit ins Camp gebracht.«
Der Blitz, der vorher direkt vor Kylies Augen eingeschlagen war, hatte sie weniger geschockt als das, was Derek ihr gerade gesagt hatte. Aber sie ließ es sich nicht anmerken, und darauf war sie ziemlich stolz. Obwohl – sie hätte sich das auch sparen können, er konnte ihre Gefühle ohnehin lesen. Aber das war ihr egal, sie tat einfach so, als würde sie darüberstehen. Und wenn sie es lang genug vortäuschte, würde sie es vielleicht irgendwann selbst glauben.
»Das ist gut.« Sie rang sich ein Lächeln ab.
»Ich musste es tun, Kylie. Sie war von zu Hause weggelaufen und in dieser Höllen-Gemeinschaft untergekrochen. Sie hat meine Hilfe gebraucht.«
»Schön, dass du für sie da warst«, spielte Kylie ihre Rolle.
»Verdammt, Kylie! Jetzt hör schon auf, so zu tun, als könnte ich dich nicht lesen. Ich bin immer noch ich.«
»Dann hör doch auf, mich zu lesen.« Kylie spürte sofort einen Kloß im Hals. Sie kämpfte gegen die Tränen an.
»Ich wünschte, das könnte ich. Das würde alle unsere Probleme lösen. Ich wünsche mir so sehr, dass ich damit aufhören könnte.« Er klang wütend.
»Wie meinst du das?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Du checkst es einfach nicht, oder? Dir so nah zu sein ist, als würde ich den Finger in eine emotionale Steckdose stecken. Keine Ahnung, warum. Es war nicht von Anfang an so stark. Ich meine, ich konnte deine Gefühle deutlicher spüren als die von anderen Leuten, aber nicht so wie jetzt. Seit einem Monat etwa hat es sich verzehnfacht. Wenn ich mit dir zusammen bin, werde ich regelrecht bombardiert … oder überflutet mit Emotionen. Ich kann nicht mehr klar denken, mich nicht mehr konzentrieren. Und wenn Lucas’ Name genannt wird, kann ich all die Gefühle spüren, die du mit ihm verbindest und …«
Er atmete wieder tief ein. »Vielleicht war das, was ich gefühlt habe, sogar stärker als deine eigenen Gefühle für ihn, aber … ich konnte einfach nicht mehr damit umgehen. Und es war ja nicht nur die Sache mit Lucas. Wenn du wegen deines Stiefdads traurig warst, konnte ich deinen Schmerz fühlen und wollte den Kerl am liebsten umbringen. Ich konnte es nicht mehr ertragen.«
Sie machte einen Schritt zurück, als würde ihm ein bisschen Abstand schon helfen. »Warum hast du mir das nicht gesagt?«
»Das hab ich doch, oder zumindest hab ich es versucht. Du hast mir nicht zugehört. Ach, verdammt, wahrscheinlich hab ich mich auch nicht klar genug ausgedrückt, weil ich es selbst nicht verstanden habe. Das tue ich ja immer noch nicht. Ich weiß nur, dass es mich wahnsinnig macht, in deiner Nähe zu sein.« Er strich sich erneut die Haare zurück. »Ich hatte gehofft, es würde sich ändern, wenn ich eine Weile weg wäre.«
»Aber das hat es nicht?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Hast du mit Holiday mal darüber geredet?« Ein Windstoß fuhr ihr in die feuchten Haare, aber er
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