Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
der Eichelhäher bei ihr abzog. Holiday hatte keine Erklärung für das regelmäßige Auftauchen des Vogels. Das Einzige, was sie sich vorstellen konnte, war, dass es sich dabei um ein Junges handelte, das aus dem Nest gefallen war, und jetzt Kylie für seine Mutter hielt.
»Gott, ich hoffe nicht. Ich werde dem bestimmt keine Würmer vorkauen und ihm dann in den Schnabel spucken. Ich meine, so was machen Vogelmütter doch, oder?«
Holiday lachte.
Kylie sah ihre Freundin und Mentorin an, und da schoss ihr die wichtigste aller Fragen in den Kopf. »Gibt dir irgendetwas von alldem einen Hinweis darauf, was ich bin?«
Holiday runzelte die Stirn. »Ich wünschte, es wäre so.«
»Was, wenn ich es nie herausfinde? Was, wenn ich mein ganzes Leben lang nicht weiß, was ich bin?«
»Das ist sehr unwahrscheinlich«, beruhigte sie Holiday. »Wir finden doch im Moment fast jede Woche etwas Neues über dich heraus. Früher oder später wird schon etwas in die richtige Richtung weisen.«
Kylie senkte den Blick und beobachtete eine Ameise, die über die Veranda spazierte. »Ich glaube, Lucas hätte gern, dass ich Werwolf bin.«
»Ja, aber was Lucas möchte, ist nicht wichtig.«
Kylie hatte das Gefühl, Holiday konnte Lucas’ Wunsch nachvollziehen. Sie hätte fast gefragt, aber war sich nicht sicher, ob sie bereit war, darüber zu reden.
»Du wirst immer die sein, die du bist, und was auch immer du herausfindest, es wird schon alles gut sein. Die anderen werden es akzeptieren und dich mögen, wie du bist. Es ist doch eigentlich total unwichtig, was deine Abstammung ist.«
Kylie erinnerte sich, dass Derek mal etwas sehr Ähnliches gesagt hatte.
Holidays Handy klingelte. Sie schaute aufs Display und dann Kylie an.
»Wer ist es?«, wollte Kylie wissen. Sie hatte das Gefühl, es ging um sie.
»Wieder Derek.«
Kylie seufzte. Warum schmerzte es immer noch so, seinen Namen zu hören?
23. Kapitel
Beim Abendessen saß Kylie zwischen ihren beiden Mitbewohnerinnen im Speisesaal und kaute lustlos auf ihrem Hamburger herum. Als sie Miranda auf Perry ansprach, gab die Hexe zu, noch nicht mit ihm gesprochen zu haben.
Miranda erzählte stattdessen, dass sie noch einen Anruf von dem süßen Hexer aus ihrer Heimatstadt bekommen hatte. Sie hatten sich für Freitag zum Abendessen verabredet, er wollte sie abholen und ausführen. »Was sage ich bloß Perry?«, fragte Miranda ihre Freundinnen. »Hey, ich würde gern mal mit dir reden, um zu sehen, ob wir es noch mal versuchen sollten, aber zuerst will ich noch schnell mit einem anderen ausgehen, den ich vielleicht lieber mag?«
Kylie und Della waren sich einig, dass das ein schwieriges Gespräch werden könnte. Aber sie waren auch beide der Meinung, dass Miranda sich zumindest bei Perry bedanken sollte, weil er sich gegen Clark für sie eingesetzt hatte.
In Wahrheit hoffte Kylie allerdings, dass Miranda, wenn sie mit Perry erst einmal redete, ihr Date mit dem Hexer wieder absagen würde. Kylie hatte nichts gegen süße Hexer, aber Perry war eben einer von ihnen.
Kylie schob sich eine fettige Pommes in den Mund und versuchte, sich einzureden dass sie Hunger hatte. Als sie aufsah, bemerkte sie Lucas, der bei seinem Rudel Werwölfe saß. Ihre Blicke trafen sich über die Reihen der anderen Teenager hinweg, die hungrig ihre Hamburger aßen. Er lächelte, und Kylie erwiderte sein Lächeln. Er hatte gefragt, ob sie sich zu ihm an den Tisch setzen wollte. Sie hätte es sogar getan, obwohl es nicht besonders angenehm war, sich zu einer Gruppe zu setzen, die nicht wollte, dass Lucas mit ihr etwas zu tun hatte. Sie hätte es deshalb gemacht, weil sie es cool fand, dass Lucas den Mumm hatte, sich nicht dem Willen des Rudels zu beugen. Aber Della war ihr Schatten, und ihre Vampirfreundin hätte sicher einen Anfall bekommen, wenn sie von ihr verlangt hätte, sich zu den Werwölfen an den Tisch zu setzen. Also hatte Kylie lieber abgelehnt.
Lucas nahm eine Pommes und zwinkerte ihr zu, als er sie sich in den Mund steckte. Diese kleine Geste wäre von jedem anderen Typen vielleicht unbedeutend gewesen, aber für Lucas war es eine große Sache, überhaupt irgendeine Art Zuneigung in der Öffentlichkeit zu zeigen. Sie grinste breit und zwinkerte zurück. Dabei fiel ihr Blick auf Fredericka, die zwei Plätze neben Lucas saß. Das Werwolf-Mädchen funkelte Kylie böse an, als ob sie ihr am liebsten an die Kehle springen würde.
Was wahrscheinlich gar nicht so abwegig war.
Jemand an einem der anderen
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