Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
Miranda würde bestimmt nicht böse sein.
Beim Anblick ihrer schlafenden Hexenfreundin schlich sich ein Lächeln auf Kylies Gesicht. Miranda lag in ihrem Smiley-Pyjama auf dem Bett und hielt einen riesigen Teddy im Arm, als wäre er ihr Lover. Ihre blonden Haare mit den pinken, grünen und schwarzen Strähnchen waren auf dem Kissen ausgebreitet. Kylie fühlte sich sofort besser.
Sie machte einen Schritt ins Zimmer, und die Dielen knarzten.
Mirandas Schulter zuckte, aber sie bewegte sich nicht. »Ich dachte, wir wollten mit dem Sex noch warten«, murmelte sie.
Kylie grinste breit. »Das halte ich auch für besser. Ich bin mir nicht sicher, ob unsere Beziehung schon so weit ist.«
Miranda setzte sich ruckartig auf, den Teddy immer noch im Arm. Sie öffnete blinzelnd ihre verschlafenen Augen.
»Außerdem«, fügte Kylie hinzu, »glaube ich, du und der Teddy könntet es schon getan haben.«
Miranda quietschte und warf mit dem Teddy nach Kylie. Dann schoss sie aus dem Bett. »Ich dachte, es wäre Perry.« Sie kicherte und schlang die Arme fest um Kylie. »Ich kann noch gar nicht glauben, dass du wieder zu Hause bist. Ich bin so froh!« Sie ließ Kylie los und ging einen Schritt zurück. Dann musterte Miranda ihre Freundin misstrauisch. »Du bist doch zurück, oder? Das ist kein Traum oder so?«
»Nein, es ist kein Traum«, versicherte ihr Kylie, obwohl sie sich wünschte, sie hätte die Ereignisse der Nacht nur geträumt.
Das Lächeln verschwand aus Mirandas Gesicht, und sie stampfte wütend mit dem Fuß auf. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie unglücklich ich hier allein war? Erst machst du dich aus dem Staub, und dann rennt Della auch noch weg, um den Superhelden zu spielen! Ich sollte sauer auf dich sein, statt mich zu freuen.«
»Nein, sei bitte nicht sauer. Lass uns einfach froh sein, dass ich zurück bin.« Kylie angelte den überdimensionalen Teddybären vom Fußboden und warf ihn zurück aufs Bett.
Miranda warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Bist du auch wirklich zurück? Läufst du mir auch nicht gleich wieder weg?«
»Nein, ich lauf dir nicht weg«, beruhigte sie Kylie.
»Versprichst du es bei deinem kleinen Finger?« Miranda streckte ihr einen Finger hin.
Wieso wollten eigentlich alle, dass sie ihnen etwas versprach? Kylie schaute auf Mirandas kleinen Finger, der gleichzeitig ihre Waffe war. »Ich weiß nicht, ob es sicher ist, dir beim kleinen Finger zu versprechen, wenn …«
»Klar ist es sicher. Es ist ein Versprechen zwischen Hexen. Und da du zum Teil Hexe bist, ist es auch für dich das am schwersten zu brechende Versprechen, das du geben kannst.«
»Na gut. Ich verspreche es.« Kylie streckte ihren kleinen Finger aus, um das Versprechen gültig zu machen. Und obwohl sie sich ein bisschen blöd vorkam, war der Moment, als sich ihre kleinen Finger berührten, doch etwas ganz Besonderes. Vielleicht waren Kleine-Finger-Versprechen zwischen Hexen ja doch mehr als eine kindische Geste, für die Kylie sie gehalten hatte. Oder vielleicht war Kylie auch einfach viel zu glücklich, wieder zu Hause zu sein.
»Ich hab dich so vermisst!« Kylie drückte freundschaftlich Mirandas Arm.
»Ich dich auch.« Miranda hüpfte zurück ins Bett. »Na los, setz dich und erzähl mir alles, was passiert ist.« Sie zuckte mit den Augenbrauen, um Kylies Muster zu lesen. »Du hast ja wieder das komische Muster vom Anfang.«
»Ich glaube, das komische Muster ist das Chamäleon-Muster.« Wenn Kylie auch nur ein bisschen so paranoid gewesen wäre wie die anderen Chamäleons, die sie bisher getroffen hatte, würde sie dieses Muster auch unbedingt verstecken wollen. Aber dafür war es jetzt wohl eh zu spät, oder? Zu spät, sich jetzt noch für jemand anderen auszugeben. Jeder hier hatte ihr Muster schon gesehen. Und außerdem, könnte sie wirklich auf Dauer Theater spielen? Klar, sie hatte ihr Muster schon ein paarmal verändert, aber sie wusste nicht, wie sie es in dem Zustand halten konnte. Wie sie ja gelernt hatte, konnten Chamäleons erst so ab zwanzig ihr Muster richtig kontrollieren.
Und sie würde garantiert nicht zulassen, dass sie jemand wegsperrte, bis sie richtig mit ihrem Muster umgehen konnte. Sie hatte Mitleid mit Jenny und den anderen jungen Chamäleons in der Siedlung. Plötzlich hatte Kylie das Gefühl, dass es Teil ihrer Aufgabe war, den anderen zu helfen. Doch wie Hayden schon gesagt hatte, es würde fast unmöglich sein, die Ältesten zu überzeugen.
»Aber du kannst dich doch in fast
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