Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
ihm zurück. »Ich weiß, Jungs können es nicht leiden, wenn Mädchen weinen.«
»Wirklich?«
»Bei Trey war es so«, antwortete sie.
»Ich bin aber nicht Trey.« Dann fügte Derek hinzu: »Und es war halb so schlimm.« Er lächelte und berührte ihre Wange. »Außerdem ist deine Nase irgendwie niedlich, wenn sie so rot wird wie eben.«
Sie gab ihm einen Klaps und grinste. Sie war sich nicht sicher, aber es fühlte sich so an, als sei es ihr erstes echtes Lächeln seit Wochen. »Okay, jetzt bist du dran. Erzähl etwas von dir.«
Das Verspielte wich aus seinen Augen. Er lehnte sich wieder zurück und stützte sich mit den Handflächen auf dem Felsen ab. Und wie er so dasaß mit den angespannten Armmuskeln und dem ernsten Blick, sah er so gut aus. So verdammt gut.
»Aber du bist so viel interessanter«, sagte er mit tiefer Stimme, er schien wirklich zu wissen, was er in ihr auslöste.
»Du hast es versprochen. Außerdem gibt es gar nichts mehr zu erzählen.«
Er neigte den Kopf nach vorn und sah sie durch seine dunklen Wimpern hindurch an. »Du hast mir nicht alles erzählt.« Seine Stimme klang ein ganz klein wenig vorwurfsvoll. »Genaugenommen fehlt noch das, was mich am meisten interessiert.«
»Was denn? Was gibt es denn noch?«, fragte sie und versuchte, sich nicht von der guten Aussicht ablenken zu lassen.
»Was geht da zwischen dir und –«
»Ich rede nicht über Trey und mich. Das ist zu … privat.«
»Okay, aber ich meine ja auch gar nicht Trey. Was geht da zwischen dir und dem Werwolf?«
18. Kapitel
Kylie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Leugne es. Leugne, dass da etwas ist.
»Was … was für ein Werwolf?«, fragte sie, doch dummerweise fehlte ihrer Stimme ein wenig die Überzeugung.
Derek schaute ihr direkt in die Augen. Sein Blick erinnerte Kylie an Dellas Blick in dem Moment, als sie erkannte, dass Kylie gelogen hatte.
»Du brauchst es gar nicht abzustreiten«, sagte er. »Deine Gefühle waren deutlich sichtbar, jedes Mal, wenn du ihn angeschaut hast. Ein bisschen so, wie wenn du mich anschaust, nur … mehr. Entweder magst du ihn wirklich, oder … er macht dir Angst.«
»Ich dachte, du kannst die Gefühle erkennen?«
Er setzte sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Leidenschaft und Angst sind schwer zu unterscheiden.«
»Glaub mir, es ist auf jeden Fall das Letztere«, antwortete sie. Aber nach dem Traum, den sie vergangene Nacht gehabt hatte, wusste sie, dass ein anderes Wort die Wahrheit besser traf: beides. Aber das gestand sie sich selbst noch nicht ein. Und sie würde es ganz sicher nicht gegenüber Derek eingestehen.
»Also, woher kennst du ihn?«, fragte er.
»Wer sagt denn –«
Derek hob die Hand, und unterbrach sie. »In der Regel hat man nicht so viel Angst vor jemandem, den man nicht kennt.«
Sie senkte den Blick auf ihre gefalteten Hände. »Er hat neben uns gewohnt, als ich klein war. Irgendwie wusste ich, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Ich wusste nur nicht, was … die Sache mit dem Werwolf.«
»Hat er –«
»Nein, das reicht.« Jetzt war sie an der Reihe, ihn entschlossen anzuschauen. »Ich habe dir alles gesagt, was ich dir sagen kann. Du bist dran.«
Er schaute auf den Fluss, und sie spürte, dass er genauso ungern wie sie über sich selbst sprach. »Was willst du denn wissen?«, fragte er sie.
»Ach, gar nicht viel. Nur alles«, sagte sie und hoffte, dass ihn der neckende Tonfall entspannen würde.
»Mein Vater war Fee. Meine Mutter ein Mensch.«
»War?«, fragte sie. »Dein Vater war Fee? Ist er gestorben?«
Er brach einen weiteren Zweig von dem Baum ab und drehte ihn zwischen den Fingern. »Weiß nicht. Ist mir auch egal. Er hat uns verlassen, als ich acht war. Ein echter Loser-Vater, wenn du weißt, was ich meine.«
»Das tut mir leid.« Kylie spürte, dass es ihm viel mehr ausmachte, als er zugeben wollte.
»Wusstest du, dass er Fee war?« Sie wischte sich eine Ameise vom Arm.
»Ja, ich kann mich nicht daran erinnern, es jemals nicht gewusst zu haben. Aber nachdem er weg war, haben wir nicht mehr viel über ihn gesprochen. Meine Mutter war am Boden zerstört, als er weggegangen ist.«
Seine Mutter war offensichtlich nicht die Einzige, die zerstört war. Kylie sah Traurigkeit in seinen Augen. Ihr selbst wurde schwer ums Herz – für ihn, aber auch ein wenig für sich selbst. Die Probleme mit ihrem eigenen Vater waren nicht verschwunden. Sie lagen mit den anderen Dingen, mit denen sie noch
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