Shadowangels (German Edition)
… nun machen
Sie schon, beeilen Sie sich doch!“
Richter MacFaid
scheuchte die beiden Sanitäter in sein Amtszimmer. In den
letzten Minuten hatte sich der Zustand des jungen Rechtsanwalts
zusehends verschlimmert.
Lance war bleich wie
ein Laken, seine Haut war eiskalt und dennoch strömte ihm der
Schweiß in kleinen Rinnsalen von der Stirn.
Timothy war mit den
Nerven am Ende.
„ Was ist
passiert?“, fragte einer der beiden Sanitäter –
eigentlich eher eine Sanitäterin.
Hätte Timothy
nicht solche Angst um seinen besten Freund ausgestanden, er hätte
sicherlich einen zweiten Blick riskiert, wenn nicht gar angefangen,
schamlos mit ihr zu flirten.
Die Sanitäterin,
deren Namensschild sie als Tabea Blake auswies, war eine wunderschöne
Blondine, was eigentlich gar nicht zu ihrem Namen passte.
Timothy schüttelte
den Kopf angesichts dieser verrückten Gedanken, die ihm dennoch
durch den Kopf schossen.
Tabea war ziemlich
groß, bestimmt knappe eins achtzig, sie war kräftig,
jedoch feminin genug, um nicht zu kraftvoll zu wirken. Ihre blonden
Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, der lustig um
ihren Kopf hüpfte.
Endlich fand Timothy
auch seine Sprache wieder. „Ich weiß es nicht, er bekam
plötzlich so eine Art Anfall …“, stammelte er.
Grundgütiger,
was in aller Welt hätte er denn sagen sollen?
Oh, ich weiß
genau, was mit meinem Freund los ist.
Wissen Sie, es ist
nämlich so, dass die Freundin meines Kollegen gerade irgendwo in
Gefahr schwebt und der Gute hier leidet Höllenqualen – was
vermutlich gar nicht so weit hergeholt war.
Die beiden Sanitäter
hätten vermutlich eine Zwangsjacke hervorgeholt und ihn anstelle
von Lance abtransportiert.
„ Machen Sie
bitte Platz!“ Die Stimme des zweiten Sanitäters war laut
und klar. Man konnte hören, dass der Mann es gewöhnt war,
dass man seinen Anweisungen Folge leistete.
Richter MacFaid
machte weisungsgemäß Platz und ließ sich erschöpft
auf seinen Stuhl am Schreibtisch fallen. Mit zwei Fingern lockerte er
seinen Hemdkragen.
Timothy beobachtete,
wie der Sanitäter sich zu Lance herunterbeugte. Er betrachtete
das Namensschild und sah, dass dieser baumlange Lulatsch Gabriel
hieß. Er war ebenso blond wie seine Kollegin und seine Haare
schienen auch ebenso lang zu sein, nur dass er sie zu einem Zopf
gebunden hatte. Timothy verkniff sich eine Bemerkung, als er einen
weiteren Blick auf das Namensschild warf und las, dass Gabriel
ebenfalls Blake hieß.
Aber allem Anschein
nach waren die beiden Sanitäter keine Eheleute, dafür sahen
sie sich viel zu ähnlich. Sie schienen mindestens Geschwister zu
sein, wenn nicht gar Zwillinge.
Doch das sollte ihm
auch egal sein.
Gerade wunderte
Timothy sich viel zu sehr darüber, dass die beiden Sanitäter
nicht mal einen Erste Hilfe-Koffer dabei zu haben schienen.
„ Was …?“
Timothys Frage blieb
ihm im Hals stecken, als er sah, wie Gabriel seine Hand auf Lance‘
Stirn legte, sich zu ihm herabbeugte und ihm etwas zuzuflüstern
schien.
Timothy fühlte
den Blick der Sanitäterin auf sich ruhen und hob seinen Kopf.
Wie unter Zwang sah er in die himmelblauen Augen der bildschönen
jungen Frau, die ihm alleine mit ihrem Blick etwas mitzuteilen schien
… und dann begriff Timothy.
Dies hier waren
keine Sanitäter … das waren Shadowangels
…
Natürlich!
Tabea und Gabe … Thalon hatte
diese Namen genannt.
Angstvoll sah er
sich nach Richter MacFaid um, doch der schien von alldem nichts
mitzubekommen. Viel wahrscheinlicher war es, dass sich jemand um ihn
kümmern musste. Richter MacFaids Gesicht war feuerrot und er
atmete pfeifend ein.
Timothys Sorge galt
jedoch in erster Linie seinem Freund.
Was immer es war,
das Gabriel da gemacht hatte, es hatte seinem Freund die Schmerzen
genommen. Lance wirkte beinahe entspannt.
„ Geht es dir
besser?“, fragte Timothy leise.
Lance nickte.
„Cassie …“, wimmerte er.
„ Dein Vater
ist unterwegs …“, flüsterte Gabriel ihm zu und
langsam dämmerte es auch Lance, dass sein Sanitäter mit den
heilenden Händen nicht von dieser Welt war.
„ Was passiert
mit Richter MacFaid?“, flüsterte Timothy Tabea zu.
„ Darum kümmern
wir uns, wenn Thalon hier ist. Lance muss so schnell wie möglich
von hier weggebracht werden. Dann kümmern wir uns um alles
Weitere!“
Timothy wollte gar
nicht so genau wissen, was alles Weitere war, nahm aber an, dass es
nicht so schlimm sein konnte.
Schließlich
waren die beiden Sanitäter ja Engel und
Weitere Kostenlose Bücher