Shadowangels (German Edition)
wirst gewöhnen müssen,
wenn du weiterhin mein Freund bleiben willst … was ich mir von
ganzem Herzen wünsche, Timothy!“
„ Nichts,
Lance, nichts kann schlimm genug sein, um mich davon abzuhalten“,
Timothy sah seinen Freund aufrichtig an, „wir haben schon so
vieles erlebt und miteinander durchgemacht, da werden mich solche
Zaubertricks gewiss nicht in die Knie zwingen.“
Dieses Mal erreichte
Lance‘ Lächeln seine Augen. „Ich danke dir mein
Freund“, sagte er und wandte schnell sein Gesicht ab, da es in
seinen Augen verdächtig schimmerte.
Himmel, er war doch
sonst nicht so ein Weichei. Wieso um alles in der Welt hatte er nur
plötzlich so nahe am Wasser gebaut?
„ Hey“,
Timothy knuffte Lance spielerisch auf den Oberarm, „lass‘
es raus!“
Und der eins
fünfundneunzig große Lance ließ seinen Kopf an die
Schulter seines Freundes sinken und weinte wie ein kleiner Junge.
„ Dein Vater
holt sie dir wieder zurück, Lance“, sagte Timothy, bemüht
seinen Freund aufzubauen.
„ Ich weiß“,
sagte Lance schlicht.
Er kannte Thalon
erst wenige Tage, dennoch sagte ihm die Stimme des Blutes, dass sein
Vater nicht ohne Cassie zurückkommen würde.
***
Die beiden jungen
Männer saßen noch immer schweigend auf ihren
Küchenstühlen, als Lady Helen zur Tür hereinkam.
„ Wie geht es
dir, Lance?“, fragte sie, nachdem sie ihren Neffen aufmerksam
betrachtet hatte.
Dunkle Schatten zierten seine Augen, doch
seine Wangen hatten wieder etwas Farbe bekommen.
„ Ich fühle
mich nicht mehr ganz so schlecht“, beruhigte Lance seine Tante.
„ Du solltest
etwas essen“, begann Tante Helen und wurde sofort von Timothy
unterbrochen.
„ Das ist eine
hervorragende Idee, Lady Helen“, rief er nahezu euphorisch aus
und schaffte es wieder einmal, alle Anwesenden zum Lachen zu bringen.
Da Amanda und Lana
in ihren Vorbereitungen für das Abendessen unterbrochen worden
waren, ging Helen zum Kühlschrank, um Wurst, Käse, Tomaten
und Gurken herauszuholen.
Lance musste sich
ablenken, um vor Sorge nicht völlig den Verstand zu verlieren.
Er holte einen frischen Laib Brot aus dem Brotkorb, nahm eines der
großen Brotmesser aus dem Messerblock und begann damit, dicke
schiefe Scheiben abzuschneiden.
Während Helen
Tomaten und Gurken aufschnitt, war Timothy in die Vorratskammer
gegangen und hatte frisch zubereitete Kräuterbutter
herausgeholt, die er auf dem grob gezimmerten Holztisch abstellte.
Dann holte er einige Teller aus dem Küchenschrank, legte Messer
und Gabel dazu und half anschließend Lady Helen, Wurst und Käse
auf großen Tellern zu arrangieren.
Lance hatte
inzwischen seine Arbeit beendet und legte die Brotscheiben in einen
Brotkorb, den Timothy ihm zureichte.
Lady Helen hatte
einen Krug Tee geholt und schenkte drei Becher voll, von denen sie
jeweils einen vor Lance, Timothy und sich selbst auf den Tisch
stellte.
Dann nahmen sie
Platz und Timothy begann sofort damit, sich eine besonders dicke und
ausnehmend schiefe Scheibe Brot dick mit Kräuterbutter zu
bestreichen und mit Schinken und Käse zu belegen.
Lady Helen zog kaum
merklich eine Augenbraue in die Höhe, doch dann verschlug es ihr
beinahe den Atem, als Timothy das Brot auf Lance Teller legte.
„ Iss, Lance …
bitte!“, forderte er ihn auf.
„ Ich habe
keinen Hunger“, wagte Lance einen Einwand.
„ Das ist mir
völlig egal“, Timothy wurde laut, „du wirst jetzt
etwas zu dir nehmen! Wenn Thalon mit Cassie zurückkommt,
möchtest du doch sicher nicht vor ihr zusammenbrechen, oder?“
Lance sah seinen
Freund an. „Natürlich nicht“, gab er kleinlaut zu,
„du hast Recht, Tim. Niemandem würde es etwas nützen
und Cassie würde sich nur unnötig Sorgen machen.“
Timothy nickte
heftig. „Genau, alter Junge, du hast es erfasst. Und nun iss
endlich, damit ich ohne schlechtes Gewissen auch etwas essen kann.“
Lance grinste dünn,
doch dann biss er gehorsam in das frische Brot.
„ Na also“,
lachte Timothy, „geht doch.“
Lady Helen sah die
beiden jungen Männer mit zärtlichem Blick an.
Timothy war vom
ersten Tag, an dem Lance auf das Internat gekommen war, sein bester
Freund gewesen. Die beiden hatten alles miteinander geteilt und auch
alles miteinander durchgemacht. Ihre ersten Erfahrungen mit dem
weiblichen Geschlecht ebenso wie ihren ersten Liebeskummer. Nichts
hatte die Jungs voneinander trennen können. Ihre Freundschaft
war gewachsen und war inzwischen so stark wie eine hundertjährige
Eiche.
Lance hatte
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