Shadowangels (German Edition)
sie daran ja nicht
unbeteiligt.
Sie hatte ebenfalls
damit gerechnet, dass er außer sich sein würde vor Wut.
Aber damit, dass er
sämtliche Diener durch die Hölle schleudern würde wie
leere Milchpackungen, hatte sie nicht gerechnet.
Melandra drückte
sich an eine der kahlen Wände.
Er kam immer näher
… bald würde er bei ihr sein …
Melandra schätzte
die Zeit ab, die noch blieb, bis er in ihrem Kerker auftauchen würde.
Es waren nur wenige
Sekunden, doch ihr blieb keine Wahl.
Sie musste es
versuchen …
Meine Königin
… schnell … ich brauche deine Hilfe … der
Meister ist hier … er befragt alle seine Diener, wie es den
Shadowangels gelungen sei, seinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen
… und … meine Königin … der Meister ist
sehr, sehr wütend … bitte, hilf mir, meine Gedanken vor
ihm zu verbergen …
***
Cassie hatte das
unwirkliche Gefühl, an Thalons Fingerspitzen aus ihrem Körper
gezogen zu werden.
Sie war zwar
zierlich, ja, und winzig war sie auch … aber so winzig klein,
dass ihr Körper durch die Poren ihrer Schläfen schlüpfen
konnte, war sie gewiss nicht.
Außerdem hatte
sie das unangenehme Gefühl, ihr Körper teile sich in der
Mitte, um links und rechts von ihrem Kopf seine Hülle zu
verlassen.
Angst machte sich in
ihr breit.
Was, wenn sie nicht
wieder zurückfände?
Oder, was ihr
beinahe noch furchtbarer erschien, wenn die rechte Seite ihres
körperlosen Ich dummerweise auf der linken Seite ihrer
zurückgelassenen Hülle wieder zurückzukehren
versuchte?
Beinahe hätte
sie aufgelacht ob ihrer seltsamen Gedanken.
Dann hatte sie das
Gefühl zu schrumpfen.
Himmel, war sie denn
nicht schon klein genug?
Konnte das, was da
aus ihrem Körper herauskam, denn tatsächlich noch kleiner
werden?
Bevor Cassie sich so
richtig in ihren Fragen ergehen konnte, fühlte sie, wie sie
plötzlich nur noch aus … Nichts?... zu
bestehen schien.
Und dieses Nichts drang gerade eben in
den Kopf einer hässlichen alten Vettel ein.
Ich bin Nichts und dennoch kann ich
sehen?
Cassie schüttelte
gedanklich ihren nicht vorhandenen Kopf. Das wurde ja immer
verrückter!
„ Woher kennen
diese verfluchten Engel meinen Aufenthaltsort?“
Cassie hörte
zunächst das schreckliche Brüllen.
Toll, hören
konnte sie in diesem körperlosen Zustand auch perfekt!
Und dann sah sie ihn … ihn, den sie gestern noch kurz als Mr. Santanos
kennengelernt hatte. Denn dass er es war, stand völlig außer
Frage.
Dieses schaurige
Wesen hier hatte jedoch keinerlei Ähnlichkeit mit dem aalglatten
Geschäftsmann, der ihr auf dem Flur des Gerichtsgebäudes
begegnet war.
Melandra sah ihren
Meister aus stumpfen Augen an.
„ Mein
Meister“, sabberte sie, „ich weiß nicht, wovon du
sprichst.“
Meine Königin
… beeil dich …
Gerade als die
Kreatur Melandras Kehle umfasste und sie hochhob, als wöge sie
nichts, besann sich Cassie, weswegen sie hier war.
Ihr wolkenartiges
Ich legte sich wie Watte um Melandras Gehirn.
Ob ich aus diesem
Irrgarten wieder herausfinde?
Hätte Cassie
Zeit gehabt, sie hätte sich tatsächlich gewundert, auf
welch irre Ideen man in den Köpfen anderer Lebewesen kommen
konnte.
Nun jedoch beeilte
sie sich, alle Gehirnwindungen von Melandra gewissermaßen in
Watte zu packen.
Anders konnte sie
das, was sie da tat, nicht beschreiben.
Wäre Santanos
in seiner menschlichen Gestalt gewesen, hätte sich seine
Verwunderung deutlich auf seinem Gesicht gespiegelt. So jedoch …
„ Du dämliches
altes Weib“, kreischte die widerliche Kreatur in diesem
Augenblick, „ist dein Verstand nun endgültig zu Brei
verkocht?“
Melandra widerstand
dem Drang, ihrem Meister ins Gesicht zu lachen.
Sie hatte es
geschafft … die Königin der Shadowangels hatte es
tatsächlich geschafft, Melandras Gedanken zu verbergen.
Angewidert
schleuderte die Kreatur Melandra zurück an die Wand und verließ
wutentbrannt und in der bereits bekannten schwefelgelben Wolke den
Kerker.
Danke meine
Königin …
59)
A ls
Thalon, der noch immer gedanklich mit Cassie verbunden war, die Worte
Melandras vernahm, zog er Cassies Geist unverzüglich aus dem
Kopf der Hexe heraus.
Er hatte die ganze
Zeit über Kontakt zu Cassie gehalten. Dennoch hatte er gespürt,
dass Lance, der einen Teil von Cassies Schmerzen absorbierte, zu
zittern begonnen hatte.
Jetzt zählte
jede Sekunde.
Cassandra musste auf
dem schnellsten Weg wieder zurück in ihren Körper …
und er, Thalon, war der Einzige, der sie wieder dorthin
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