Shadowangels (German Edition)
zurück
zu bringen vermochte.
***
Cassie spürte,
wie etwas an ihr zerrte … sie von den klebrigen
Gehirnwindungen loszureißen versuchte.
Thalon!
„ Hilf mir,
Thalon, ich habe mich verirrt!“
„ Komm mit
mir, meine Tochter, ich zeige dir den Weg hinaus!“
„ Ich kann
nicht, ich hänge irgendwo fest.“
„ Ich helfe
dir … lass dir von mir helfen, meine Tochter!“
„ Aber …
aber wie?“
„ Du musst
einfach loslassen!“
„ Ich kann
nicht.“
„ Doch, du
kannst!“
„ Nein …
ich … ich habe Angst …“
„ Cassandra
… du MUSST!“
Herr im Himmel! Das
dauerte zu lange. „ Lass
los, mein Kind!“
„ Was, wenn
ich falsch in meinen Körper zurückkehre?“
Die ängstliche Stimme hielt ihn davon ab, zu knurren. Die Zeit
lief ihm davon …
„ Das wird
nicht geschehen.“
„ Versprichst
du es mir?“
„ Ich
verspreche es dir!“
„ Ich …
ich kann nicht …“
Knapp … so
knapp …
„ Cassandra
… Lance wartet auf dich!“
Endlich hatte Thalon
die Worte gefunden, die bewirkten, dass sich Cassies Geist wieder
zurück in seine Hände begab.
Mit Aufbietung
seiner letzten Kräfte ließ er ihren Geist durch seine
Fingerspitzen zurück in ihren Körper fließen.
Lance’ zuckte
wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
Beinahe schlagartig
schmerzfrei zu sein, konnte ebenso schmerzhaft sein.
„ Ist sie …
ist Cassie wieder …?“
Lance war nicht in
der Lage, sich ordentlich zu artikulieren, doch das war auch nicht
nötig.
Ein Blick in die
Augen seines Vaters brachte ihm schlagartig die Ernüchterung …
und die Antwort.
Irgendetwas war
gründlich schiefgegangen.
Thalon schloss
schmerzerfüllt seine Augen … und Lance begriff.
„ Cassie!“
Lance gepeinigter
Schrei schallte durch ganz Brookemore-Castle, als er den leblosen
Körper des Mädchens spürte, das für ihn in
wenigen Tagen zu seinem Herzen, seiner Seele, seinem Leben geworden
war.
„ Mo chridhe …
mo anam … mo beatha”, schluchzte er.
Cassie leistete
nicht den geringsten Widerstand, während
er hinter ihr herauskletterte
und sie dann, gemeinsam mit seinem Vater, sanft auf eines der Kissen
zog.
60)
G abriel
war nicht der Einzige, der bereits bemerkt hatte, dass etwas schief
gegangen sein musste. Er hatte es nur aus nächster Nähe
mitbekommen.
Da Thalon ihn
angewiesen hatte, sich um Lana zu kümmern, hatte er das Mädchen
nicht aus den Augen, beziehungsweise seinen Armen, gelassen.
Da alle Anwesenden
wussten, in welcher Weise Lana mit Cassandra verbunden war, hatten
sie Gabriel in der Bibliothek, wo alle angespannt warteten, dazu
gedrängt, sich zusammen mit Lana auf die alte Ledercouch zu
setzen.
Amos und Amanda
Miller hatten sich in die Küche zurückgezogen. Sie hatten
es nicht geschafft, ihre Tochter leiden zu sehen und nicht helfen zu
können.
Lady Helen stand
starr wie eine Statue am Fenster, den Blick nach draußen
gerichtet.
Timothy gab sich die
größte Mühe. Doch er schaffte es nicht, Tabea
abzulenken.
Zu sehr war der
bezaubernde Shadowangel bereits mit der künftigen Königin
in Freundschaft und treuer Ergebenheit verbunden, als dass es
Timothys, zugegebenermaßen lasche Versuche, die Situation
aufzulockern, auch nur für Sekunden geschafft hätten, Tabea
abzulenken.
Shadowangels
stellten niemals einen Befehl ihres Anführers in Frage.
So hatte auch
Gabriel den Befehl, sich um Lana zu kümmern, hingenommen wie
jeden anderen Befehl.
Nur dass ihm
irgendwann in dem ganzen Tohuwabohu, das jetzt herrschte, bewusst
wurde, dass er es genoss.
An den kurz nach
oben zuckenden Augenbrauen seiner Zwillingsschwester erkannte er,
dass auch Tabea es bemerkt hatte. Seltsamerweise war ihm das
peinlich.
Gabriel hatte schon
viele Frauen gehabt – nun, viele war maßlos überzogen,
aber einige der Anwärterinnen für die himmlische Armee
schienen untereinander auszulosen, wenn es darum ging, wer den
hübschen Shadowangel als Sparringspartner bekam, wenn es ins
Nahkampftraining ging.
Und aus dem
Nahkampftraining auf der Matte wurde oftmals ein Nahkampftraining auf
der Matratze.
Doch auch wenn
Shadowangels niemals ganz ohne Herz ihren körperlichen Gelüsten
nachgaben - Sex nur zum Zwecke der körperlichen Lust gab es
nicht – hatte Gabriel ein Gefühl wie jetzt bisher noch nie
verspürt.
Und Tabea war durch
Blutbande mit ihm verbunden, also wusste sie um seine Gefühle.
Beinahe hilflos
blickte er seine Schwester an. Noch ehe Tabea ihm zu verstehen geben
konnte, dass Lana ganz sicher eine
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