Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
ein Grollen unterhalb der Hörschwelle. Er spürte es tief in den Knochen. »Ich spüre es.«
»Ich auch«, erklärte Holt. »Das ist die Magie, die die Hüter durchs Netz holen. Sie sammeln sie. Bald werden sie sie entfesseln.«
Alexander sah nach hinten zu dem Magus. Holts Lippen waren weiß vor Anspannung, und seine grünen Augen waren halb geschlossen. Er drückte sich in seinen Sitz, als stemmte er sich gegen eine Lawine. Max ließ den Motor an und fuhr mit quietschenden Reifen aus der Parklücke. Als sie auf den Freeway bogen, beschleunigte sie auf 160 Stundenkilometer. Wortlos packte Alexander einen Hamburger aus und reichte ihn Max. Den zweiten gab er Holt, um sich anschließend über seinen eigenen herzumachen.
Anderthalb Stunden später überquerten sie die Grenze Kaliforniens. Siebzig Kilometer weiter sahen sie Mount Shasta, der sich wie ein glänzender Reißzahn einsam aus dem Tal erhob. Trotz der Augusthitze war sein Gipfel schneebedeckt. Im Osten und Westen verliefen die Bergkämme der Sierra und im Süden die der Küste.
Magie ließ die Luft vibrieren und schmerzte Alexander in den Lungen und an den Zähnen.
»Wir sind nah dran«, meinte Holt schwer atmend. Sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Schmerz und Hochgefühl.
Sie kamen durch Weed, ein staubiges Städtchen nördlich von Mount Shasta. Der Berg ragte Unheil verkündend über ihnen auf und kratzte mit seiner schneeweißen Spitze am Himmel, der mit Sternen übersät war.
Nach weiteren sechs Kilometern stöhnte Holt laut. Er kippte zur Seite und wand sich in Krämpfen. Der Truck schlingerte, und es fühlte sich an, als würde aus allen vier Reifen gleichzeitig die Luft herausgelassen.
»Was zum Teufel …?«, fragte Max und fuhr an den Straßenrand.
Sie kamen zum Stehen. Max zog die Handbremse an, riss die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Sofort folgte Alexander ihr. Der Schmerz breitete sich weiter in ihm aus, und um ihn herum drehte sich alles. Der Boden schwankte unter seinen Füßen. Benommen taumelte er zu Max, die vor dem Truck stand und zum Berg schaute.
»Heilige Scheiße«, murmelte sie und geriet ins Wanken.
Mit einem Mal explodierte die Bergspitze. Ein Ring aus Asche und Rauch dehnte sich aus und stieg in einer dichten Rauchsäule empor. Darauf folgte eine unsichtbare Woge, die Alexander wie eine Ziegelsteinmauer traf. Er landete flach auf dem Rücken und knallte mit dem Kopf auf den Boden. Mit dröhnendem Schädel kämpfte er sich auf die Füße und schaute sich nach Max um. Sie war nirgends zu sehen. Er schleppte sich zur Schnauze des Trucks, hinter der er sie fand. Sie setzte sich auf. Blut rann aus einem Schnitt auf ihrer Wange.
»Steig ein«, forderte Alexander sie auf, packte sie am Arm und zog sie hoch. »Wir müssen hier verschwinden. In ein paar Sekunden kommt eine Riesenschlammlawine auf uns zu.«
Sie versuchte, ihre Benommenheit abzuschütteln, und ließ sich in den Fahrersitz fallen. Er sprang auf seiner Seite in den Wagen und sah nach Holt. Der Magus war zur Seite gekippt und lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Rücksitz. Max legte den Gang ein und hielt inne. Mit offenem Mund starrte sie auf den Berg. Alexander folgte ihrem Blick.
Rauch und Asche waren bereits dabei, sich zu verziehen. Der Gipfel war flach und schwarz. Wasser, Schlamm, Bäume und Felsbrocken liefen in einem Strom an den Bergflanken herunter. Doch was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, war das durchscheinende rote Band, das wie eine lodernde Flamme von der schwarzen Kuppe aus aufstieg. Während sie zusahen, krümmte es sich und bildete eine allmählich größer werdende Spirale.
Die Rauchsäule in der Mitte wurde breiter, bis sie denselben Durchmesser wie die Kuppe hatte, und die wirbelnde Wolke darum dehnte sich mit aus. Max drehte am Lenkrad, doch bevor sie Gas geben konnte, traf etwas den Wagen von hinten. Mit quietschenden Reifen machte der Truck einen Satz nach vorne. Das knirschende Geräusch nachgebenden Metalls war zu hören, und es roch nach heißem Öl, verbranntem Gummi und Frostschutzmittel. Sie wurden einige Meter weit geschoben, bevor sie zum Stehen kamen.
Ein Jeep mit einem Angelboot im Schlepptau war auf sie aufgefahren. Die Schnauze des anderen Fahrzeugs war eingedrückt. Der Anhänger war auf die Seite gekippt und hatte dabei Seesäcke, Kühlboxen, Anglerausrüstung und Schlafsäcke über die Straße verteilt. Beide Fahrbahnen waren blockiert. Am Steuer des Jeeps saß ein sichtlich verwirrter Mann. Der Airbag hatte sich
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