Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
berührte seinen Mund mit den Fingern. Seine Augen waren weit aufgerissen, seine Wangen gerötet. Er schüttelte den Kopf. »Kaum.«
Achselzuckend setzte sie sich und widmete sich wieder ihrem Essen. »Das hatte ich befürchtet. Ich bin eine schlechte Küsserin.«
»Das habe ich nicht gemeint«, protestierte er.
»Aber du warst nicht zufrieden. Was für eine Enttäuschung für dich.«
Niko gluckste. Akemi starrte sie einfach nur mit offenem Mund an.
»Jetzt spielst du bloß mit mir«, sagte Oz.
Max schüttelte den Kopf. »Soll ich etwa riskieren, dass du mich auch noch als Gespielin für unbefriedigend erklärst? O nein. So stark ist mein Ego nicht. Ich überlasse es anderen, mit dir zu spielen.«
Seine Hand schoss vor und packte die ihre. Er zog ihre Finger an seine Lippen und wartete, bis sie ihn ansah. »Eines Tages wirst du mich ernst nehmen.«
Lächelnd entzog sie ihm ihre Hand. »Ich nehme dich immer ernst, Oz.«
Nachdem Magpie mehr Essen aufgetragen hatte, verbrachten sie die restliche Mahlzeit mit angenehmen Frotzeleien. Max fühlte sich wohler als je zuvor, und sogar Akemi entspannte sich so sehr, dass sie Niko wegen seiner Vorliebe für Designerklamotten aufzog.
»In unserem Berufsfeld ist das ein bisschen albern, findest du nicht?«, sagte sie leise, während sie ihr Steak in Würfelchen schnitt.
Niko strich sich das dunkelblaue Polohemd glatt. »Wofür soll ich mein Geld sonst ausgeben? Und seh ich nicht toll aus in Dolce & Gabbana ? Das wird aus Bambus hergestellt. Sieht aus wie Seide und lässt sich waschen wie Baumwolle. Blut geht ohne Probleme raus. Die Frauen lieben mich, wenn ich das trage.«
Als Akemi die Augen verdrehte, kicherte Max. »Du bist der bestgekleidete Mann in Montana. Nie hat jemand so viel Eindruck auf die Grizzlybären und Elche gemacht. Außerdem, wäre es dir nicht lieber, wenn die Frauen dich lieben würden, wenn du das Zeug nicht anhast?«
Bevor er antworten konnte, erklang der hohe Klingelton von Max’ Handy. Kurz darauf meldete sich auch das von Oz. Sein Telefon spielte die Miss-Gulch-Melodie aus Der Zauberer von Oz . Max grinste ihn an und klappte ihr Handy auf. Sie hatte eine SMS gekriegt.
Ärger. Komm sofort.
Bevor sie überlegen konnte, um was für eine Sorte Ärger es sich handeln mochte, war Max bereits über den Tisch hinweggesprungen und hetzte die Stufen hinunter ins Lagerhaus. Oz war ihr dicht auf dem Fersen. Max riss die Tür von Giselles Wohnwagen auf und nahm die Treppe mit zwei großen Schritten.
Giselle schmiss gerade ihr Telefon an die Wand, als sie hereinkamen. Mit angespannter Miene drehte sie sich um. »Alton ist auf dem Weg.«
»Du hast ihm gesagt, wo wir sind?«, fragte Oz in einem ausdruckslosen Ton, der trotzdem nicht seine Wut verbergen konnte. Außerhalb des Gebiets ihres Zirkels wirkten die Schutzzauber nicht mal ansatzweise so stark wie sonst, was sie sehr viel verwundbarer machte. Geheimhaltung schützte sie vor Angriffen, und diese hatte Giselle soeben in den Wind geschlagen.
»Er ist Horngates ältester Verbündeter«, sagte sie. »Und er kommt nicht nach Old Home durch. Seit gestern Abend haben sie sich nicht gemeldet.«
Old Home war der Sitz von Altons Zirkel, ein briefmarkengroßes Fleckchen in den üppigen Wäldern des nördlichen Idaho.
»Hat er es mit Wahrsagen probiert?«, fragte Max stirnrunzelnd. Eigentlich gab es keinen guten Grund, warum niemand auf dem Sitz des Zirkels antworten sollte.
Giselle schüttelte den Kopf. »Er ist zu aufgewühlt. Er bittet uns um Hilfe.« Damit schaute sie zu Oz. »Geh und hole ihn her. Er kann den Primus seiner Sunspears mitbringen, aber sonst niemanden. Außerdem soll er seine persönlichen Schutzzeichen ablegen.«
Oz nickte. »Meine Spears werden die Randgebiete sichern. Niemand wird hinter ihm durchkommen.«
»Gut. Geh jetzt.«
Sogleich ging er zur Tür hinaus. Max betrachtete Giselle. Mit größter Anstrengung verdrängte sie ihre Verachtung für die Hexe aus ihrem Geist und konzentrierte sich stattdessen auf die Bedrohung. »Glaubst du wirklich, dass das ein Angriff sein könnte? Seit zehn Jahren ist Alton schon dein Verbündeter.«
Die Hexe schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Doch irgendetwas stimmt nicht. Ich spüre es. Ich kann ihn nicht wie einen Feind behandeln – was, wenn es tatsächlich Schwierigkeiten in Old Home gibt? Aber wir sind hier verwundbar, und er ist der Einzige, dem ich unseren Aufenthaltsort verraten würde, wenn auch nur in
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