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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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Max nur recht. Sie spürte, wie sie in eine gefährliche Wut zu verfallen drohte und dass der kleinste Funke sie zum Explodieren bringen würde. Selbst Alexander schien es zu bemerken. Genau wie Magpie sagte er nichts, als sie ihm bedeutete, ihr aus dem Dreckloch zu folgen.
    Draußen fühlte Max sich beengt. Sie brauchte frische Luft, Bäume und hohe Berge. Der Gedanke verblüffte sie selbst. Seit wann war das so? Wann waren Giselles Berge ihr mehr zur Heimat geworden als die Grassteppen und Maisfelder ihrer Kindheit? Sie war in der klebrig-feuchten Luft des Mittleren Westens aufgewachsen. Dort erstreckte sich das wogende Meer aus Gras, Mais und Sojapflanzen bis ins Grenzenlose – ohne irgendwelche unverschämten Berge, die es eingrenzten. Die Flüsse strömten braun durch ihre schlammigen Betten, und Saatkörner erwachten zu wucherndem Leben, wo immer sie hinfielen. Es war ein üppiges, ein einladendes Land, eine Zuflucht. Montana dagegen wirkte so karg und gnadenlos: Die Berge waren zerklüftet und abweisend, die Wälder voller Zähne und Klauen. Die Winter waren trostlos und eiskalt, und allem Lebendigen fiel es schwer, dort Wurzeln zu schlagen. Und dennoch sehnte sie sich dorthin zurück. Sie wollte die steilen Gipfel erklimmen und sich in der klingenden Stille der Bäume, der beißenden Winde und des klaren Himmels verlieren. Vielleicht passte dieser Ort besser zu der Person, zu der sie geworden war. Ihr Leben war von Blut, Kampf und Tod geprägt.
    »Bist du in Ordnung?«
    Max zuckte zusammen und wandte den Kopf zu Alexander. »Du nicht auch noch. Sehe ich vielleicht kaputt aus?« Sofort bereute sie diese Frage. Sie war sich nicht sicher, ob ihr die Antwort gefallen würde.
    »Nein. Aber du wirkst, als seist du nicht du selbst.«
    »Was zum Teufel weißt du schon über mich?«, schnauzte sie ihn an, wirbelte herum und ging davon. Es war Zeit, sich auf den Weg zu machen.
    Das Telefon summte in ihrer Tasche. Sie schaute aufs Display. Oz. Endlich. Sie klappte das Handy auf.
    »Was ist los? Wo seid ihr?«
    »In Dubois, kurz vorm Monida Pass. Wollte mich mal bei dir melden. Ich hab gehört, dass wir dich fast verloren hätten.«
    In seiner Stimme schwang ein warmer Unterton mit, der sie an ihr Zuhause im Mittleren Westen erinnerte. Sie spürte, wie sie innerlich zurückschreckte. »Mir geht’s gut, falls du das meinst«, erwiderte sie kühler als beabsichtigt.
    Schweigen. »Freut mich zu hören. Was ist mit Giselle?«
    »Sie ist müde.«
    »Wann macht ihr euch auf den Weg?«
    »Sobald ich mit dir fertig bin.« Max kratzte mit dem Fuß über den Asphalt. Sie wollte das Gespräch schnell beenden.
    »Alles klar. Ich gebe dir Bescheid, was wir in Old Home vorfinden.« Oz stockte, als überlegte er, wie er ein Kampfgebiet am besten durchqueren sollte. Ein kurzes Seufzen. »Pass auf dich auf.«
    »Ja. Du auch.« Damit klappte sie ihr Telefon zu und steckte es in die Tasche.
    Sie schaute zu Alexander, der weiterhin schwieg. Es nervte sie, dass er Oz’ Klamotten trug. Sie hatte das Gefühl, als umlagerten gleich beide Männer sie wie Aasgeier, die auf irgendetwas warteten. Worauf, wusste sie nicht.
    Eine plötzliche Unruhe erschütterte die Luft. Max blieb wie angewurzelt stehen, fuhr herum und sprintete zu Giselles Wohnwagen. Alexander rannte ihr hinterher.
    Hexenfeuer blitzte in der Nacht auf. Erst war es strahlend weiß und verblasste dann zu einem gelben und orangefarbenen Schein. Ein Grollen drang aus der Erde, und die geparkten Sattelschlepper erzitterten und quietschten, als eine donnernde Schockwelle wie ein Wirbelwind vorbeiraste. Geblendet stolperte Max und wurde langsamer. Alexander stieß mit der Schulter gegen sie. Sie schubste ihn weg und nahm mit erhobenem Kopf Witterung auf. Unheimliche und Göttliche magische Kräfte entrollten sich wie Tentakel in der Luft. Sie schmeckte Salzlake und Ruß, roch Seetang und verbrannte Federn. Eilig lief sie weiter.
    Giselles Wohnwagen sah aus wie in graue Schatten eingehüllt. Die Schutzzauber waren fort, was den explosionsartigen Blitz erklärte. Max traute ihren Augen kaum. Neben dem Wohnwagen stand ein Engel. Er war beinahe zwei Meter zehn groß, hatte granatrote Augen und ebenholzfarbene Flügel, die von Flammen gesäumt waren. Er trug zerrissene Jeans, doch seine Brust war nackt. Max schoss nach vorn, drehte sich mit dem Rücken zum Wohnwagen und trat dem Eindringling entgegen.
    Sie versuchte gar nicht erst, mit ihm zu reden. Mit Schwung stieß sie sich ab und trat

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