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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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denkt, dass Alton auch eine gekriegt hat.«
    Es war deutlich zu erkennen, dass Max mehr wusste. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht, als ob sie einige Fakten ausließ. »Stand in allen Schriftrollen das Gleiche?«, überlegte er laut. »Und ist ihr Absender vertrauenswürdig?«
    Sie warf ihm einen strengen Blick zu und öffnete den Mund. Dann schloss sie ihn jedoch wieder und schaute auf die Straße. Den Rest der Fahrt über schwiegen sie. Der Rauch wurde dichter, je näher sie Julian kamen. Ohne gefragt zu haben, ahnte Alexander, dass das ihr Ziel war. Entweder wollte Giselle die Wintergreisin und deren Stab für ihre eigenen Zwecke, oder sie wollte nicht zulassen, dass Selange sie bekam. Doch Selange hatte ihre Sunspears bereits am Morgen vor dem Konklave nach Julian geschickt.
    »Glaubst du, dass sie noch immer dort ist?«, fragte er, um das Schweigen zu brechen, und nicht so sehr, weil er die Antwort wissen wollte.
    Max machte sich nicht die Mühe, so zu tun, als wüsste sie nicht, wovon er redete. »Die Wintergreisin? Vielleicht. Wahrscheinlich. Ich würde auf sie wetten.«
    »Selange wird nicht aufgeben. Meine … Ihre Shadowblades werden auf der Jagd sein, falls es den Sunspears nicht gelungen ist, die Greisin gefangen zu nehmen.«
    »Dann müssen wir uns in Acht nehmen.«
    Mehr sagte sie nicht.
    Als sie Julian erreichten, war der Rauch so dicht, dass die Sichtweite kaum mehr als zwanzig Meter betrug. Asche trieb durch die Luft. Es war, als ob ein Vulkan ausgebrochen wäre oder als ob sich in Südkalifornien ein Höllentor geöffnet hätte. Unnatürliche Windböen ließen den Pick-up erzittern. Es roch nach Göttlichem.
    Max fuhr durch die Stadt, bog auf eine unbefestigte Straße ab und hielt hinter einem verschlungenen Brombeergestrüpp am Rande eines Bewässerungsgrabens. Nachdem sie ausgestiegen war, öffnete sie die hintere Tür und klappte den Rücksitz hoch. Sie holte eine zweite 45er hervor, befestigte das Halfter mit einem Klettverschluss an ihrer Hüfte und griff nach der Schrotflinte mit dem Pistolengriff, die sie an jenem ersten Abend dabeigehabt hatte. Alexander kam um die Schnauze des Pick-ups herum zu ihr.
    »Such dir was aus«, forderte Max ihn auf, während sie sich einen Gurt mit Leuchtgranaten und Schrapnellen über die Schulter zog und anschließend beiseitetrat.
    Alexander zögerte für einen Sekundenbruchteil. Das war kein Spiel. Sie hatte ihn beim Wort genommen und beschlossen, darauf zu vertrauen, dass er ihr den Rücken freihielt. Er hätte sich nicht vorstellen können, in ihrer Lage das Gleiche zu tun. Er hätte ihr nicht den Rücken zugekehrt und ihr schon gar nicht eine Waffe gegeben.
    Er nahm eine MAC-10 heraus und hängte sich den Gurt über die Schulter. Dann nahm er eine 45er im Halfter und legte es an. Er schob sich ein Kampfmesser hinten in den Hosenbund und ein Klappmesser in einen der geliehenen Stiefel. Danach richtete er sich auf und drehte sich um. Max ging bereits auf die Bäume zu. Eilig lief er ihr nach.
    Der Rauch und die Magie, die in der Luft lagen, überdeckten alle anderen Gerüche. Asche und Staub wirbelten im Wind und setzten sich in Alexanders Nase und Augen fest. Max schien es kaum zu bemerken. Sie glitt über den Boden wie ein Schatten. Ihr Kopf bewegte sich geschmeidig von hier nach dort, doch niemals in Alexanders Richtung. Anscheinend verließ sie sich darauf, dass er ihre Flanke bewachte und verteidigte. Er fragte sich, was sie tun würde, falls er sich nun doch entschließen sollte, sie anzugreifen. Es war ein müßiger Gedanke. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Trotzdem blieb es ein Wunder, wie viel Vertrauen sie in ihn setzte.
    Er blieb sieben bis acht Meter hinter ihr und eilte von einer Seite zur anderen, wobei er sich im Schatten der Bäume und in den sich kräuselnden Rauchschwaden verbarg, die über den Boden krochen. Die wilde Magie der Chaoszone war verschwunden und hatte nur kleine Blasen aus Bösartigkeit und Träumen hinterlassen. Alexander wich ihnen mühelos aus. Sie konnten ihn zwar nicht verletzen, ihn aber ablenken.
    Ablenkungen konnte er sich nicht leisten. Wenn Max recht hatte und die Wintergreisin noch nicht gefunden worden war, wären seine Shadowblades inzwischen hier und würden die Suche fortsetzen. Eben jene Shadowblades, die letzte Nacht versucht hatten, ihn umzubringen.
    Ohne Zweifel wusste er, dass Max’ Shadowblades niemals auf die Jagd nach ihr gegangen wären, wenn sie den Wettstreit verloren hätte – es sei denn,

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